Witnesses – The Collapse – Album Review
Witnesses – The Collapse
Herkunft: USA
Release: 31.10.2021
Label: Eigenproduktion
Dauer: 38:38
Genre: Doom Rock / Doom Metal
Das New Yorker Doom Projekt Witnesses um Mastermind Greg Schwan besteht seit 2016 und veröffentlicht nun in Eigenregie das neue Album The Collapse. Aufgenommen wurde in The Oak Lodge und an anderen Orten, das Coverartwork stammt von Pierre Barraud de Lagerie.
Aus stiller Ferne erhebt sich eine mysteriös-bedrohliche Klangfläche, wie die den Sturmwolken vorauseilenden Schatten am Boden, die das Land in Dunkelheit tauchen, bevor das Unwetter losbricht. So ähnlich könnte man die Atmosphäre beschreiben, die das Intro Entrance beim Hörer heraufbeschwört.
Elegischer Kollaps
Mit dem Titeltrack The Collapse treten Witnesses dann mit dunklen Tomläufen und schwarz-melancholischem Riffing einen Song los, der es in sich hat. Die gefühlvollen und intensiven Vocals von Anlaik überzeugen sowohl in Verbindung mit schweren fetten Doom-Akkorden als auch mit zerbrechlichen Akustikgitarren. Einfach ein Genuss! Diese elegischen Gitarrenmelodien, die tollen Soli zum Ende hin und der hervorragende Gesang!
Am Abgrund
Einzelne Akkorde, die in sich selbst verhallen zu scheinen, untermalt von sphärischen Klängen und sanft gesungenen Worten eröffnen Repose. Mehrstimmige Vocals erzeugen Gänsehaut, wenn in lavaartiger Langsamkeit die Drums einsetzen. Die Geschwindigkeit steigert sich schließlich zu einem treibenden Rhythmus, die Vocals werden eindringlicher und kraftvoller, und der Song bohrt sich durch die Gehörgänge direkt ins Hirn. Im schwelgerischen Solopart wird erneut das Tempo gewechselt, ebenso zeigt der Gesang seine Vielseitigkeit durch eine neue Klangfarbe. Mit einem Mal bricht das Stück abrupt ab, wie ein Wanderer, der auf einer Ebene unvermittelt auf einen gähnenden Abgrund stößt, aus dem ihm drohende Klangfetzen entgegenschlagen, die ihn schlussendlich hinab in die Tiefe zerren.
Passend mit Interlude betitelt erklingt ein Pianostück, das verträumt und von einer gewissen Traurigkeit durchwirkt dennoch eine besondere Leichtigkeit hat, als würde sich die Seele des besagten Wanderers nach dem fatalen Sturz in den Abgrund auf astralen Schwingen emporheben und davonfliegen.
Klagelieder an die Vergänglichkeit
Der mit über zehn Minuten längste Song They Giveth and Taketh Away greift zunächst für zwei Minuten das Piano aus dem Interlude auf, jedoch in eher entrückter und sphärischer Gestalt, bevor dann sägende Gitarrenriffs und tonnenschweres Drumming in Begleitung der charismatischen Vocals das Ruder übernehmen. Aber dieses Stück hat mehr als nur düster-harte Riffs zu bieten, der ausgedehnte Mittelteil mit seinen unverzerrten Gitarren und den unglaublich ergreifend-gefühlvollen Vocals bietet einen spannenden Kontrast. Darauf folgt ein schnellerer rifflastiger Part mit heavy Stimme und ein melodiöses Solo, bevor dieses Stück sanft in die Stille hinabgleitet.
Zweistimmige Gitarren, die wie Fanfaren des Doom klingen, und beschwörende Vocals eröffnen das letzte Stück It Will Come for You, It Comes for Everyone. Ein packendes Klagelied und ein vortreffliches Finale eines wirklich unter die Haut gehenden Albums.
Fazit
Mit The Collapse haben Witnesses ein anspruchsvolles und vielschichtiges Doom-Juwel geschaffen, dessen düster-melancholische Klänge den perfekten Soundtrack für die dunkle Jahreszeit und die Vergänglichkeit im Allgemeinen darstellen. Begeisterte 9 / 10
Line Up
Greg Schwan – Gitarre, Bass, Keyboards, programmierte Drums, Arrangements, Lyrics, Mixing und Mastering
Gastmusiker:
Anlaik – Gesang
Matt Kozar – E-Bow in Entrance und It Will Come for You, it Comes for Everyone
Scott Loose – Gitarrensoli in The Collapse und They Giveth and Taketh Away
Milana Zilnik – Piano in Interlude
Tracklist
01. Entrance
02. The Collapse
03. Repose
04. Interlude
05. They Giveth and Taketh Away
06. It Will Come for You, it Comes for Everyone
Links
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Bandcamp Witnesses
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