WarWolf – Nachgefragt bei Andreas von Lipinski – Interview

WarWolf haben mit The Apocalyptic Waltz sehr schnell und qualitativ hochwertig ein zweites Album abgeliefert. Während die Band das Album schon auf der Bühne mehrfach präsentiert hat, kommt immer noch ein gutes Review nach dem Anderen herein. So viel positives Feedback war Anlass sich mit dem Sänger Andreas von Lipinski über die Unterschiede zum Debüt, das künstlerische Konzept, Banddemokratie und die Schwierigkeiten bei der Songauswahl zu unterhalten.


Andreas (Soundmagnet.eu): Glückwunsch zum neuen Album und dem ganzen Feedback. Ihr habt euch seit dem Debütalbum Necropolis nicht viel Zeit gelassen. Wart ihr durch das positive Feedback so motiviert oder liegt es an eurer Flut der vielen Ideen?
Andreas von Lipinski (WarWolf): Erst einmal danke. Wenn man bedenkt, dass eine Vinylproduktion heutzutage zirka vier Monate dauert, dann vergeht schnell ein halbes Jahr um bis zum Erscheinungsdatum. Wir haben The Apocalyptic Waltz schon fünf Monate nach Erscheinen des Debüts fertig geschrieben und in zwei Monaten komplett aufgenommen. Wenn der Frank und ich einmal im richtigen Songwriting-Modus sind, dann sprudelt es nur so aus uns heraus.

Wir scheuen uns nicht davor Melodien zu schreiben, solange sie nicht zu kitschig klingen, weil da stehen wir nicht so drauf. Es soll halt Heavy Metal bleiben und kein Schlagermetal werden.

Andreas: Auf eurem Debüt habt ihr dem NWOBHM und dem Sound von Iron Maiden Anfang der 1980er Jahre gefrönt. The Apocalyptic Waltz dagegen klingt eine Spur reifer und selbständiger. Kannst du das bestätigen und nachvollziehen?
Andreas von Lipinski: Das kann ich voll bestätigen. Beim ersten Album wollten wir unbedingt 100% nach Iron Maiden klingen und haben uns selbst sehr viele Schranken gesetzt. Bei The Apocalyptic Waltz haben wir es mehr fließen lassen. OK, wir haben den Maiden Fokus nicht verlassen, aber mal ehrlich, jede Band klingt heutzutage wie irgendeine andere Band. Uns ging es immer darum an dem was wir machen Spaß zu haben, richtige klassische Metalfans mit Kutten auf den Gigs abrocken zu sehen und mit ihnen zusammen abzufeiern.
Deshalb haben wir versucht unsere Stärken aus vergangenen Tagen mit einfließen zu lassen. Wir haben viele verschiedene Gitarrenmelodien gebracht, auch mal ein bisschen verspielter. Was uns von Iron Maiden auf dem Album zum Beispiel unterscheidet, sind die sehr melodischen Refrains mit schönen Chören, ohne zu episch zu klingen und ein mehrstimmiger Gesang. Wir scheuen uns nicht davor Melodien zu schreiben, solange sie nicht zu kitschig klingen, weil da stehen wir nicht so drauf. Es soll halt Heavy Metal bleiben und kein Schlagermetal werden.

Es macht keinen Sinn alles komplett „retro“ klingen zu lassen. Trotzdem sollte es aber auch nicht nach diesem fetten Einheitssound klingen.

Andreas: Album Nummer zwei klingt nicht nur inhaltlich etwas anders, sondern ich finde auch den Sound etwas verändert. Der Gesang steht noch mehr heraus und die einzelnen Instrumente klingen differenzierter. Ist das meine subjektive Wahrnehmung oder habt ihr bewusst etwas geändert?
Andreas von Lipinski: Auf jeden Fall, denn beim ersten Album waren die Lyrics tatsächlich reine Klischeetexte über Vampire, Werwölfe und dem ganzen Kram. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Auf The Apocalyptic Waltz sind es aber nur auf den ersten Blick Klischeetexte. Es würde jetzt hier zu sehr ausufern auf alle Lyrics einzugehen, es sei nur soviel dazu gesagt, dass sich jeder Text auf ein persönliches oder weltöffentliches Thema bezieht. Leute, die sich auch mit Lyrics der Platten beschäftigen, können sich ja mal damit auseinandersetzen und überlegen, wie sie diese Texte interpretieren können. Sie beziehen sich sogar auf politische Dinge, jedoch ohne politisch zu sein, denn Politik hat meiner Meinung nach im Heavy Metal nichts zu suchen, wohl aber im Punk, Thrash Metal oder Alternative Rock.
Soundtechnisch haben wir versucht etwas mehr in Richtung Gegenwart zu gehen, die Drums ähneln eher den modernen Produktionen, die Gitarren sind ein wenig aufgeräumter und der Gesang mehr nach vorne, so wie es bei vielen Mainstream Releases der Fall ist. Jedoch wurde nicht ein gesungener Ton mit Autotune bearbeitet. Der Gesang ist quasi fast roh. Es macht keinen Sinn alles komplett „retro“ klingen zu lassen. Trotzdem sollte es aber auch nicht nach diesem fetten Einheitssound klingen, welchen die meisten Bands benutzen.

Jedes Mal nehmen wir uns vor nur zehn Songs zu schreiben damit sie ganz auf Vinyl passen und dann stehen wir wieder da und haben zu viel Material.

Andreas: Das neue Album ist mit rund einer Stunde wieder lang geworden und passt nicht komplett auf das Vinyl. Ihr habt euch für eine beigelegte CD entschieden. Wie schwer war die Auswahl beziehungsweise das Aussortieren der Trackliste und ging es dabei demokratisch zu?
Andreas von Lipinski: Jedes Mal nehmen wir uns vor nur zehn Songs zu schreiben damit sie ganz auf Vinyl passen. Ein Doppelalbum für eine Band unseres Status wäre einfach zu teuer im Verkauf. Wir machen natürlich immer noch einige Songs mehr und dann stehen wir wieder da und haben zu viel Material (lacht). Wir entscheiden das dann demokratisch. Trotzdem kommt auch immer mal Unmut bei dem Einen oder Anderen über die Auswahl für das Vinyl auf. Aber wenn dann auf der CD alle Songs vertreten sind, dann sind auch alle wieder zufrieden. Überhaupt ist das Bandklima extrem gut. Es ist völlig normal, dass jeder seine Lieblingssongs hat und so zum Glück auch unterschiedliche Songs favorisiert werden. Das zeigt ja auch, dass wir alle unterschiedliche Geschmäcker haben, wobei die Auswahl der Songs für die drei Singles dann wieder von vorne los geht (lacht wieder).

Andreas: Vom Coverartwork über das Bandbild bis hin zum leicht verändert aussehenden Logo habt ihr an allem gefeilt. Dazu eine Vinylfarbe für alle und keine Farbspielchen mehr. Bitte erzähle über die Entstehung und eure Gedanken zum „Drumherum“.
Andreas von Lipinski: Nachdem Frank den noch unbetitelten Titelsong präsentierte, hatten wir alle sofort diese Walzer Vibes vom Anfang im Kopf. Mir fiel ein, dass wir mal in einer der Vorgängerbands ein Demo gemacht hatten namens Apocalyptic Waltz. Das passte so gut, dass daraus, auch mit der Inspiration von Chris Bolthendahl, sofort klar wurde, wo die musikalische Reise, das Cover und wo die Lyrics hingehen werden. Der tanzende WarWolf in der Mitte eines Ballsaales war sofort präsent. Zusätzlich kam dann die Idee, ein Element jedes Songs auf dem Cover zu verewigen. Dazu benötigten wir jedoch einen Coverkünstler, welcher sein Handwerk versteht und auch den richtigen Stil hat. Gefunden haben wir ihn in Uwe Jarling, der schon massenhaft Taschenbücher, DVD-Hüllen und vieles mehr geschaffen hat. Nach unserer Meinung hat er alles perfekt umgesetzt und gleichzeitig unser Logo noch angepasst und aufgepimpt.
Bei so vielen Farben auf dem Cover, haben wir uns zusammen mit unserem Label Metalapolis gedacht, macht es Sinn das Vinyl in nur einer Farbe zu wählen – etwas beruhigendes in transparent dunkelblau. Übrigens ist die LP auf 300 Stück limitiert und es diesmal gibt es keine schwarzes Vinyl. Hinzu kommt, dass wir jetzt die komplette CD anstelle eines Downloadcodes beigelegt haben. So hat der Vinylkäufer auch die Möglichkeit alle Songs direkt zu hören und muss nicht zusätzlich irgendwo etwas herunterladen.

Grundsätzlich nehmen wir keine Songs auf, die ich nicht auch live singen könnte oder die wir nicht auch live spielen möchten.

Andreas: Songs wie Rivers of Blood und Kingdom of Fools sind sicher nicht leicht zu singen. Kannst du uns schon sagen, welche Tracks es live geben wird?
Andreas von Lipinski: Grundsätzlich nehmen wir keine Songs auf, die ich nicht auch live singen könnte oder die wir nicht auch live spielen möchten. Wir könnten jederzeit jeden Song der beiden Platten live spielen. Da wir aber in unserer Position meist nur Gigs spielen zwischen 45 bis 60 Minuten, versuchen wir auf die Songs zurückzugreifen, die auch live beim Publikum am Besten ankommen. Aktuell spielen wir vom neuen Album die drei neuen Singles Spawn Of Hell, Legacy Of Salem und The Flying Dutchman. Bei längeren Gigs von einer Stunde und mehr sind auch The Apocalyptic Waltz und Van Helsing`s Dream dabei. Aber das ist nicht fest und kann sich jederzeit ändern.

Jetzt wäre es nur schön, wenn wir in diesen schwierigen Zeiten für das Jahr 2024 noch ein paar Gigs mehr an Land ziehen können.

Andreas: Wie zufrieden seid ihr nach dem Abschluss mit eurem Ergebnis und sprudeln schon die Gedanken und Ideen für das nächste Album?
Andreas von Lipinski: Im Grunde sind wir sehr zufrieden mit dem Album. Trotzdem wären Musiker natürlich nicht Musiker, wenn man im Nachhinein nicht der Meinung wäre, dass man Dieses oder Jenes hätte besser oder anders machen können. Die guten Reviews sagen uns aber, dass wir alles richtig gemacht haben. Dazu geht das Vinyl weg wie geschnitten Brot.
Ich denke im Januar beginnen wir mit dem Songwriting für das dritte Album in Folge, bevor wir dann eine Verschnaufpause einlegen. Eine Geschichte habe ich schon im Kopf, welche sich über das gesamte Album ziehen wird. Es wird diesmal quasi ein Konzeptalbum. Doch schauen wir erst mal, was die Anderen davon halten. Jetzt wäre es nur schön, wenn wir in diesen schwierigen Zeiten für Liveauftritte für das Jahr 2024 noch ein paar Gigs mehr an Land ziehen können. Doch mit dreizehn Auftritten dieses Jahr sieht es schon ganz ordentlich aus.

Andreas: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Arbeit am dritten Album.


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