Vorbid – Nachgefragt bei Michael Briggs und Daniel Emanuelsen – Interview

Vorbid haben mit ihrem Zweitwerk A Swan by the Edge of Mandala eines der Prog-Thrash Metal Granaten des Jahres rausgebraucht. Grund genug für unseren Chefredakteur Frank den beiden Frontmännern der Band, Michael Briggs und Daniel Emanuelsen, ein wenig auf den Zahn zu fühlen.

You can find the original interview in english HERE.


Frank (Soundmagnet.eu): Hallo Jungs, zu eurem wirklich gelungenen Album möchte euch gratulieren. Da hier in Österreich euch noch einige nicht kennen, würden wir uns über eine kurze Vorstellung freuen. Wie ist die Idee entstanden Vorbid zu gründen? 
Michael (Vorbid): Vorbid entstand im Jahr 2013. Ich habe eigentlich in anderen Bands Schlagzeug gespielt, aber da ich hauptsächlich Gitarre spiele, wollte ich eine eigene Band gründen. Ich holte Marcus an Bord, der der einzige Schlagzeuger war, den ich kannte, der Thrash spielen konnte und zusätzlich noch jemand für Bass und Gitarre. Niemand wollte singen, also habe ich diesen Job übernommen. Schließlich stiegen die beiden aus und wir holten 2014 Daniel an die Leadgitarre. Das ist seither der Kern der Band. Wir hatten ein paar Bassisten, bis Hans Jakob Anfang des Jahres dazukam.

Starke Einflüsse von Genesis und Dream Theater

Frank: Wann genau habt ihr mit dem Schreibprozess für A Swan By The Edge Of Mandala begonnen und war es von Anfang die Absicht ein Konzept Album zu machen? 
Michael: Nachdem Mind fälschlicherweise als Konzeptalbum bezeichnet wurde (oder weil wir nicht wussten, dass es keins war), dachten wir uns, dass wir dieses Mal ein richtiges Konzeptalbum machen wollten. The Lamb Lies Down on Broadway von Genesis und Metropolis Pt.2 von Dream Theater waren in dieser Hinsicht starke Einflüsse. Diesmal hat Daniel alle Texte geschrieben, was ich nicht nur für notwendig hielt, um die Texte zusammenhängend zu halten, sondern auch, weil meine Texte dazu neigen irgendwie scheiße zu sein, haha. Es hilft, einen guten Texter in der Band zu haben, und das ist Daniel ganz sicher.
 
Frank: Das Album befasst sich mit der Angst, die wie wahrscheinlich kaum etwas anderes die menschliche Psyche beeinflusst. Hatte hier die Corona-Pandemie auch einen Einfluss auf den Inhalt des Konzeptes und wie geht ihr generell mit euren Ängsten um? 
Daniel: Die Inspiration für das Konzept kam in den Jahren 2018-2019. Ich verfiel in eine kleine Psychose, die mich ordentlich mitgenommen hat. Die Angst aus meinem eigenen Leben aufzuwachen und nicht in der Lage zu sein meine Emotionen zu kommunizieren, hinterließ einen bleibenden Eindruck bei mir. Ich hatte noch nie zuvor Angst oder Bedrängnis auf diese Weise empfunden, also dachte ich, dass wäre eine gute Grundlage für ein Konzeptalbum. Obwohl die Pandemie keine Inspiration lieferte, gab sie mir doch etwas mehr Zeit, die eigentlichen Texte zu schreiben.

Der Sound von Vorbid tendiert heute mehr in Richtung Progressive Metal

Frank: Euer Stil ist gegenüber Mind noch progressiver ausgefallen. Ich habe es in meinem Review als, wenn Steven Wilson Thrash Metal spielen würde, bezeichnet. Wie würdet ihr eure Art der Musik bezeichnen und welche Bedeutung hat für euch progressiver Metal? 
Michael: Danke dafür. Wir sind nicht würdig! Für mich ist es wirklich egal, ob unsere Musik progressiv oder technisch ist. Es ist einfach so, dass progressive und technische Musik das ist, was uns anzieht. Progressiver Metal ist heutzutage eher ein Genre als eine musikalische Philosophie. Der Sound von Vorbid tendiert heute mehr in Richtung Progressive Metal, was das Genre angeht, aber in Bezug auf unsere eigene Diskographie denke ich, dass Vorbid sich musikalisch progressiv weiterentwickelt. 

Frank: Jakob wurde erst nach Fertigstellung des Albums ein festes Mitglied und ist er in Zukunft auch am Songwriting beteiligt?
Michael: Hans Jakob ist, wie du schon sagtest, erst nach der Fertigstellung des Albums zur Band gestoßen, so dass er leider zu keinem der Songs oder der Aufnahme beigetragen hat. Er ist ein erstklassiger Musiker, also kann ich es kaum erwarten, mit ihm an zukünftigen Alben zu arbeiten!

King Crimson als Ideengeber

Frank: Ihr habt auch mit neuen Sounds herumgespielt. Bei Bands wie Rivers of Nihil oder White Ward ist das Saxophon schon ein elementares Instrument. Bei Self war ein Saxophon Solo zu hören. Was hat euch dazu bewegt und warum ausgerechnet dieses Instrument?  
Michael: Starless von King Crimson. Ich schließe meine Beweisführung ab. Daniel?
Daniel: Hehe, ja, definitiv Starless, obwohl The Pin Drop von Steven Wilson und Shine on You Crazy Diamond auch dazugehören. 

Frank: Ich liebe das musikalische Thema von eurem Album. Im Moment muss ich es bei jeder Gelegenheit mitsummen. Wie hat sich dieses Thema entwickelt, könnt ihr uns hier einen Einblick in eure Arbeit geben?
Michael: Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstehe, aber ich werde es versuchen. Wir haben eine Melodie, die immer wieder auftaucht. Sie ist im Eröffnungssong „Ecotone“. Der Song fängt mit dieser Melodie in umgekehrter Reihenfolge an. Nach dem ersten Riff gehen wir in diesen 5/4-Teil über, in dem die Melodie wiederholt wird, dieses Mal aber nicht invertiert. Sie kehrt als Eröffnungsriff des letzten Songs „Self“ zurück, allerdings in einer anderen Tonart und leicht variiert. Mit dieser Melodie wird das Album auch wieder ausgeblendet. Unsere Idee war, dass das Album in einer Schleife gespielt werden könnte, mit dieser Melodie als Bindeglied, da sich die Geschichte des Albums am Ende wiederholt. Es ist auch schön, wiederkehrende Themen auf einem Konzeptalbum zu haben. Vielleicht kann Daniel das näher erläutern…? 
Daniel: Nun ja, dem kann ich nicht viel hinzufügen. Wir stehen beide auf die alten britischen Prog-Klassiker. Einer der Wege, wie sie Konzeptalben instrumental verbinden konnten, bestand darin, wiederkehrende Themen zu hinterlassen, wie wir es hier getan haben. Es sind instrumentale Signaturen und Themen, die einen daran erinnern, dass es sich um eine einzige Geschichte handelt, ohne dass man die Texte gelesen hat. Denke ich… 

Frank:
Welche Songmelodie sorgt aktuell bei euch für diesen Ohrwurmeffekt?  
Michael: Die Eröffnungsmelodie von I Am The Black Wizards von Emperor ist ein gutes Stück. Auch Behind The Lines von Genesis. 
Daniel: Die X-Meme Theme

2023 – wir werden da sein! 

Frank: Ihr könnt es wahrscheinlich kaum erwarten auf Tour zu gehen. Wann kann man euch im deutschsprachigen Raum auf Tour sehen? Insbesondere möchten wir als Wiener Metal Magazin natürlich wissen, gibt es ein Konzert in Österreich? 
Michael: Im Moment nicht. Aber wir werden versuchen, unseren Hintern bis 2023 aus Norwegen herauszubekommen. 

Frank: Wo wir gerade bei Live-Gigs sind. Habt ihr hier einen ganz besonderen Auftritt in eurer kurzen Bandhistorie in Erinnerung? 
Michael: Im September 2021 haben wir für Leprous in unserer Heimatstadt eröffnet. Das war großartig. Und 2017 in Wacken die Bühne mit Annihilator zu teilen, hat auch nicht geschadet. 

Frank: Könnt ihr uns die Musiker/einen Musiker nennen, die/der euch am meisten inspiriert hat? 
Michael: Dave Mustaine, Chuck Schuldiner, Peter Gabriel, Mikael Åkerfeldt, Robert Fripp
Daniel: Peter Gabriel, Mikael Åkerfeldt, Dave Mustaine. Ich schwöre, ich habe versucht anders zu wählen, aber Michael und ich kennen uns schon lange.

Frank: Abschließend möchte ich bei euren Lieblingsmusikern bleiben. Wenn ihr euch eine Super-Band basteln könntet, welche Musiker wären hier euer Material und welche Musikstil wird gespielt?
Michael: Paul Masvidal an der Gitarre, Mikael Åkerfeldt am Gesang, Rick Wakeman an den Keyboards, Marco Minnemann am Schlagzeug und Les Claypool am Bass. Das ist eine seltsame Band, haha! Ich weiß nicht, vielleicht eine Mischung aus Death Metal und Fusion der frühen 1970er Jahre.
Daniel: Peter Criss (nach den 2000ern) am Schlagzeug, Frank Zappa am Gesang, Jordan Rudess an den Tasten, Billy Sheehan am Bass, Buckethead an der Gitarre und Spinal Tap als Produktionsleiter. Es wäre weder super noch eine Gruppe, aber bei Gott, ich würde zahlen, um zu sehen!


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