Victor Sierra – Imperfect Meridians – Album Review
Victor Sierra – Imperfect Meridians
Herkunft: Frankreich
Release: 01.02.21
Label: Eigenverlag
Dauer: 53:31
Genre: Steam Goth / Dark Wave
Wer sich auf die Spuren von H.G.Wells oder auch Philip K. Dick begibt, stolpert auch irgendwann über die Steampunk Subkultur. Diese hat künstlerisch mit deutlichen Bezügen zum Art Deco, aber auch literarisch und vor allem musikalisch im Laufe der Zeit einige Spuren hinterlassen. Die Franzosen Victor Sierra bedienen Fans dieser Gegenwart und Zukunft gegenüberstellenden Designrichtung vor allem musikalisch, und das schon nunmehr zehn Jahren in ausgedehnten weltweiten Livepräsentationen, sowie mit mittlerweile vier Alben.
Imperfect Meridians ist nun das fünfte Album jener Akteure, die auch optisch frisch aus dem Film Wild Wild West gefallen sein könnten. Wie aus einer Dampfmaschine stampfende Beats treffen auf kühlen, technischen Dark Wave der Neuzeit. Gerade auch die phantastisch tonlose und spröde Stimme der Converted Princess Anouk Adrien weckt Reminiszenzen an bekannte New Wave Chanteusen der 1980er.
Industrial im Holzdesign
Der Opener The Witness hebt sich im majestätischen Soundgewand wie ein historischer Zeppelin empor. Chinese Whispers zeigt dem Hörer die industrielle Seite dieser akustischen Dystopie auf. In H (Is For Hydrogen) begleiten Sirenen, stampfende Beats sowie der knarzende Bass den Hörer auf eine Reise durch Zeit und Raum, wie sie schon der Protagonist von Die Zeitmaschine vor ihnen getätigt hat. Deutlich martialische Töne schlagen Songs wie One More Mile oder Simon Says an.
Retro Dark Wave in seiner besten Form
Die Protagonisten, die sich selbst zackig karikative Pseudonyme wie Commander Bob oder Big Machine geben, merkt man die Detailverliebtheit in jeder Sekunde in ihrem Anspruch in Sachen Optik und musikalischer Darbietung an. Die Musik ist düster, erfreulich abwechslungsreich und melodisch. Die Stimmlage des Sprechgesang der Sängerin sowie des Gastsängers Kris Parker (Kiss like Ether) passen hervorragend zum Sound dieser düsteren Visionäre.
Fazit
Futuristische Musik im Holzdesign, das hat seinen speziellen Charme, und dem kann man auf Imperfect Meridians schnell erliegen. Diese Art der Zukunft kommt nicht unbedingt optimistisch daher, ist aber stilistisch in Ton und Anspruch hervorragend umgesetzt, und man lauscht den Akteuren gerne bei ihrem Streifzug durch die versinnbildlichte Verindustrialisierung der Musik. Von mir gibt es eine 8 / 10.
Line Up
Commander Bob – Gitarre, Bass, Harmonica, Gesang, Komponist
The Legendary Converted Princess – Hauptgesang
Big Machine – Synthesizer, Computer, Gesang
Tracklist
01. The Witness
02. Chinese Whispers
03. In The Long Run
04. H (Is For Hydrogen)
05. Time Roulette
06. One More Mile
07. Last Train To Siberia
08. (Don’t Do As) Simon Says
09. Cold Blue Night
10. Zero Light Thirty
11. Industry
12. Volcano
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Bandcamp Victor Sierra
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