Trna – Istok – Album Review
Trna – Istok
Herkunft: St. Petersburg / Russland
Release: 03.09.2021
Label: Candlelight Records
Dauer: 63:22
Genre: Post-Black Metal / Blackgaze
Wer oder was ist ein Trna? Kann man das essen? Nein! Aber hören, denn die gleichnamige Band hat mit Istok ihr bereits viertes Album am Start. Darauf bewegt sich das Trio aus dem russischen St. Petersburg im Fahrwasser zwischen Black Metal, Post Rock und Ambient-Klängen.
Bei Einflüßen wie Wolves In the Throne Room, Godflesh, Amenra und Slowdive dürften Genre-Kenner ja bereits heftig mit der Zunge schnalzen. Die Band selbst liefert mit ihrer Erklärung des neuen Albums weiteren Treibstoff für die Post-Metallische Hype-Train: „Istok ist das große Nichts, in dem man Frieden findet. Es ist die Erlösung und Erleichterung. Aber um dorthin zu gelangen, muss man eine ganze Reise machen, und die ist für jeden anders.“ Nun denn, Reisen bildet.
Von der Kunst, ohne Sprache Geschichten zu erzählen
Istok besteht aus sechs bis sieben Songs, je nach Sichtweise. Ein Song ist nämlich als instrumentale Version und auch als Kollaboration mit den portugiesischen Genre-Kollegen von Gaerea zu hören. Wie nicht anders zu erwarten, sind sämtliche Nummern mit circa sieben bis dreizehn Minuten relativ lange ausgefallen. Post-Black Metal fordert seine Hörer nun einmal heraus, aber er belohnt sie dafür auch mit ausladenden und träumerischen Klangwelten.
TRNA setzen diesen musikalischen Ansatz konsequent um, denn abgesehen von der erwähnten Zusammenarbeit sind alle Lieder rein instrumental gehalten. Anstatt in typischer Schwarzwurzel-Manier los zu knüppeln, setzen die Russen allerdings auf einen Mix aus melancholischen Post-Rock-Klangteppichen, kreischenden Gitarren-Hooklines und treibend-erdiger Rhythmusarbeit. Das alleine ist so spannend und hochwertig umgesetzt, dass man den Gesang keine Sekunde lang vermisst.
Ein Sternenhimmel mit Einsturzgefahr
Ihr langer, aber keineswegs langatmiger Song Shining hat der Band bereits einen Platz beim bekannten Youtube-Kanal wherepostrockdwells eingebracht. Die Koop-Version des Liedes erinnert gleichermaßen an God Is An Astronaut und die österreichischen Szene-Ikonen Harakiri For The Sky. Die Nummer ist damit eine Art vertonter Sternenhimmel, aus dem ab und an einzelne Asteroiden damit drohen, auf die Erde zu zusteuern und alles zu zerstören. Dazwischen bleibt aber mehr als genug Platz dafür, um die Augen zu schließen und im Sound-Kosmos von Trna zu versinken. Eine überraschend starke Nummer, die du HIER finden kannst.
Auch die anderen Lieder des Albums schlagen in eine ähnliche Kerbe. Manchmal aggressiv, manchmal melancholisch, aber stets mit dem nötigen Schuss an spannendem Songwriting und musikalischen Spannungsbögen ausgestattet, lotsen die Russen den Hörer an genau jenen Ort, den dieses Album ihrer Meinung nach darstellen soll.
Wo „Post“ und „Metal“ gemeinsam draufstehen ist es immer schwierig, einen klaren Favoriten zu nennen. Solche Alben zeichnen sich nämlich dadurch aus, dass sie eine feste Einheit darstellen, aus der sich nur schwer Fragmente heraus brechen und einzeln betrachten lassen. Wer es trotzdem versuchen will, der sollte sich Echoes Of The Past und Rebirth anhören. Diese zwei recht unterschiedlichen Nummern bilden den Klangkosmos auf Istok noch am ehesten ab, denn sie sind gewissermaßen die Ruhe und der Sturm dieses sehr gelungenen Albums.
Fazit
Wer bei dem Begriff „Post“ nicht an gelbe Autos, sondern an träumerischen Metal-Sound denkt, der kommt an Trna nicht vorbei. Auf Istok kombinieren die Russen sämtliche Aspekte, die Post-Rock und Post-Black Metal so faszinierend machen zu einer ungreifbaren Gesamtstruktur, die ständig ihre Form wechselt und den Hörer erst nach dem letzten Ton wieder in die Freiheit entlässt.
Hoch verdiente 9 / 10
Line Up
Andrey Novozhilov – Gitarre
Anton Gataullin – Bass
Timur Yusupov – Schlagzeug
Tracklist
01. Istok
02. Echoes Of The Past
03. Shining (feat. Gaerea)
04. Burning Bridges, Shattered Dreams
05. Hearts Turn To Stone
06. Rebirth
07. Shining (Instrumentalversion)
Links
Facebook Trna
Instagram Trna
Außerdem auf Soundmagnet.eu
Album Review – Agrypnie – Metamorphosis
Interview – Blutengel, Nachgefragt bei Chris Pohl
Kolumne – Black Metal made in Austria