Toundra – Nachgefragt bei Esteban Girón – Interview
Mit der Veröffentlichung ihres neuen Werkes Hex haben Toundra ein Statement gegen aktuelle gesellschaftliche Verwerfungen und Naturgegebenheiten gesetzt. Wir haben den Musikern ein paar Fragen über den Herstellungsprozess um ihres neuen Albums gestellt, die uns der Gitarrist Esteban Girón beantwortete.
You can find the original interview in English HERE
Ingo (Soundmagnet.eu): Zunächst einmal vielen Dank für das Interview und herzlichen Glückwunsch zur Vollendung und Veröffentlichung von Hex! Ich vermute einmal, dass sich die Produktion mit all den pandemiebedingten Restriktionen schwierig gestaltete?
Esteban (Toundra): Danke für deinen freundlichen Worte über Hex. Ich denke nicht, dass die pandemische Situation die Produktion erschwerte. Wir mussten unsere Arbeitsweisen just vor COVID19 verändern. Zwei von uns zogen an die Nordküste Spaniens. So war uns bewusst, dass wir künftig von zuhause aus arbeiten müssen. Momentan sind wir in schwierigen Zeiten für alle kulturell Beteiligten und speziell für Musiker. Wir hoffen, dass sich diese Situation sehr bald ändert.
Momentan sind wir in schwierigen Zeiten für alle kulturell Beteiligten und speziell für Musiker. Wir hoffen, dass sich diese Situation sehr bald ändert.
Ingo: Mit El Odio beinhaltet das Album ein wichtige Statement gegen Hass und soziale Verwerfungen. Waren die pandemischen Konsequenzen der Ausgangspunkt für dieses Thema?
Esteban: Während all dieser Monate, die ich aufgrund der Situation zu Hause verbrachte, wurde mir zum ersten Mal in meinem Leben klar, dass ich genug Zeit hatte zum Lesen, Gedanken schweifen lassen und um Fiktionen im Fernsehen zu schauen. Das moderne Leben bringt uns dazu in diesem verrückten Rhythmus zu leben, ohne Zeit des Innehaltens und des Nachdenkens. Die Pandemie war nicht der Ausgangspunkt, allerdings war der Lockout ein guter Punkt um darüber nachzudenken.
Ingo: Wie gestaltete sich die Arbeit an Hex? Kannst du dich an bestimmte Momente während des Aufnahme- und Schreibprozesses erinnern?
Esteban: Der Prozess des Schreibens zog sich über ein Jahr hinweg, in dem ich die Musik zuhause alleine geschrieben und dann in unserem Übungsraum mit den anderen geteilt habe. Sobald du eine 15 jährige Karriere und 7 Alben geschrieben hast, gestaltet sich der Prozess des Schreibens schwieriger, weil du eine Verantwortung hast mit jedem Album stetig zu wachsen. Wenn ich einen speziellen Moment benennen müsste, würde ich jenen Zeit wählen, in der wir zum ersten Mal seit etlichen Monaten wieder zusammen proben konnten. Das war ein sehr spezieller Moment.
Das moderne Leben bringt uns dazu in diesem verrückten Rhythmus zu leben, ohne Zeit des Innehaltens und des Nachdenkens.
Ingo: Hex ist erkennbar ein Toundra Album. Habt ihr dieses Mal andere Herangehensweisen probiert?
Esteban: Wir probieren jedes Mal neue Herangehensweisen aus und ich denke, dass jedes Toundra Album irgendwie anders ist. Dennoch haben wir unseren eigenen Sound und spezifischen Charakteristiken. Es ist ein guter Gedanke seinen eigenen Stempel zu haben und dennoch in jedem Schritt etwas besonderes zu tun.
Ingo: Was bedeutet Hex im Zusammenhang des Albums?
Esteban: Es heißt nur sechs auf Griechisch.
Ingo: Watt klingt in machen Teilen sehr Crimsonesque. Gibt es irgendwelche neuen Einflüsse auf Hex, denen du dir bewusst bist?
Esteban: King Crimson ist die Lieblingsband unseres Gitarriten David. Er wollte schon immer ein Saxophon in einem Toundra Song haben und auf diesem Album haben wir es hinbekommen.
Ingo: Magst du auf das Artwork von Hex näher eingehen und in welchem Zusammenhang es zum Konzept des Album steht?
Esteban: Es ist ein Bild von Manu Brabo, Pulitzerpreisträger und Kriegsfotojournalist. Er ist ein toller Freund von uns. Wir wollten dieses Bild nutzen das einen wichtigen Teil des modernen Leben zeigt. Die Industrie, wie während der industriellen Revolution die Menschen geteilt wurden und wie in diesem geschichtsträchtigen Moment die Bewegung der Arbeiterklasse entstand. Daher stammt auch die Idee des Songs Watt.
Im Juni geht es auf Europa Tour!
Ingo: Werdet ihr in naher Zukunft live spielen? Und habt ihr etwas besonderes für die Konzerte geplant?
Esteban: Das wollen wir doch hoffen! Wir werden im Juni Europa betouren. Wir können es kaum erwarten nach mehreren abgesagten Touren durch Europa zu ziehen. Wir lieben es Orte wie Österreich zu besuchen.
Ingo: Den Vorgänger Das Cabinet des Dr. Caligary konntet ihr ja leider nicht live darbieten. Könnte eine cineastische Multimediaerfahrung für euer aktuelles Album denn auch funktionieren?
Esteban: Ich denke nicht. Hex ist wie seine fünf regulären Vorgänger ein Rockalbum. Daneben gibt es dann noch die Seitenprojektalben wie Exquirla oder auch Das Cabinet des Dr. Caligary. Wir spielen Rockmusik aber nach all den Jahren müssen wir immer mal etwas anders machen. Hex ist ein Album, das laut in einer warmen Lokalität gespielt werden muss.
Es ist ein guter Gedanke seinen eigenen Stempel zu haben und dennoch in jedem Schritt etwas besonderes zu tun.
Ingo: Habt ihr schon Pläne für die Zukunft? Vielleicht bald wieder ins Studio zu gehen?
Esbeban: Es sind zwei Wochen seit der Veröffentlichung des Albums vergangen. Lass mich das bitte genießen. Momentan kann ich über die Zukunft nichts sagen. Ich möchte diese genießen, da ich immer in der Zukunft gedacht habe und dabei die Schritte, die wir machten übersehen habe. Nun bin ich älter und weiser und weiß, dass ich diese kleinen Dinge im Leben genießen muss. Wir haben darüber gesprochen einen Soundtrack für eine Dokumentation zu machen, die gerade gefilmt wird. Der Prozess steht allerdings noch am Anfang, wir haben gerade erst mit dem Regisseur gesprochen.
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