Thunder – Dopamine – Album Review

Thunder – Dopamine
Herkunft:
London / UK
Release:
29.04.2022
Label: BMG
Dauer:
01:10:35
Genre:
Hard Rock / Classic Rock


Thunder aus London zählen zu den Veteranen des Hard Rock, weshalb sie vielen von euch bereits ein Begriff sein dürften. Für alle anderen hier nochmal ein Kurzabriss der Bandgeschichte: Die Band ging 1989 aus den Überresten der Hard Rock-Band Terraplane hervor. Bereits 1990 erschien das Debütalbum Backstreet Symphony. Es folgten einige Alben, die zum Teil unter schwierigen Bedingungen und mit etlichen Wirrungen entstanden. So erfuhr das 1999 erschienene Giving the Game Away erfuhr leider noch weniger Beachtung als The Thrill of It All. Es folgte eine Tour im Vorprogramm von Status Quo sowie eine Abschiedstour durch England, nach der sich Thunder das erste Mal auflösten. Doch bereits 2002 reformierte sich die Band neu und veröffentlichte 2003 mit Shooting at the Sun ein neues Album um sich 2009 erneut aufzulösen. zur großen Überraschung formierte sich die Band jedoch wieder und begeisterte nicht nur auf Wacken die noch immer starke Fanbase.

Nicht kleckern, sondern klotzen!

Und damit kommen wir nun zum neuen Studioalbum Dopamine. Mit diesem Album legen uns Thunder ihr erstes Doppel-Studioalbum vor. Sind in anderen Genres, wie beispielsweise Progressive Rock, Doppelalben durchaus nicht unüblich, ist deren Erscheinen im Bereich Hard Rock eher seltener der Fall und stellt durchaus ein mutiges Unterfangen dar. Denn die Gefahr, dass sich Füllmaterial einschleicht, ist bei einem Doppelalbum ungleich höher als bei einem herkömmlichen Album. Daher stellte sich mir die Frage, ob sich Thunder damit nicht zu viel aufgeladen haben. Doch so viel sei vorweg schon gesagt: meine Sorgen waren dankenswerter Weise unbegründet!

Der erste Part des Doppelalbums, welcher die ersten acht Songs umfasst, startet mit The Western Sky HIER hart rockend und macht, auch dank einer schön hammondmäßig röhrenden Orgel, mächtig Dampf. Das ist schon mal ein Einstand nach Maß. Die folgende Nummer One Day We’ll Be Free Again erinnert zu Beginn in positiver Weise an AC/DC zu The Razors Edge-Zeiten. Ein gut ins Bein gehender Stadion-Rocker mit schönen Background-Chören.

Even If It Takes A Lifetime ist ein bluesiger Song mit schöner Slide-Gitarre, Pianobegleitung und einem coolen Chorus-Effekt auf den E-Gitarren. Der Backgroundgesang hat einen gospelartigen Touch. Mit Black folgt ein melancholischer Rock Song mit coolen Basslinien und tiefergelegten Gitarrenriffs. Darüber tönt der schön verzweifelte Gesang von Danny Bowes. Unraveling, eine Rockballade über eine Trennung mit emotionalem Gitarrensolo, darf nicht fehlen!

but I’ll never give up and I’ll never give in, even though it’s a fact, I’m loosin‘ it, no I’ll never give up, though I’m unraveling.

In The Dead City, geht es um einen Charakter und dessen Beziehung zu seiner Stadt. Der Song stampft wieder mehr nach vorne, inklusive Cowbell-Drumming und erinnert mich an die Appetite for Destruction-Phase von Guns `n´Roses. Herrlich! Bei Last Orders handelt es sich, meinen Ohren nach, um einen einen fluffigen Rocker mit Country-Attitüde; anfangs rein akustisch, bevor später E-Bass und E-Gitarre einsteigen und das Schlagzeug das Ganze mit einem geilen Groove unterlegen.

Den ersten Part beendet All The Way. Die Nummer begrüßt uns mit einer hart kickenden Bassdrum, einem Twin-Guitar Riff und dem bestimmten, herausfordernden Gesang, der uns dazu auffordert, bis zum Äußersten zu gehen und nicht zurück zu blicken. Einfach mal Mut zur Lücke zu haben und nicht alles zu zerdenken. Der Song hätte so ähnlich auch von Lenny Kravitz stammen können. Ein würdiger Abschluss des ersten Parts, auf dem ich bislang kein Füllmaterial entdecken konnte.

Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich.

Dieser beginnt mit Dancing In The Sunshine, der perfekten Rock-Nummer um den Frühling zu begrüßen, Freunde zum Grillen einzuladen und einfach eine geile Zeit zu haben, mit dem passenden Soundtrack natürlich! Der Song hat einen schönen Summer of 69-Vibe, checkt HIER selbst.

Im folgenden Big Pink Supermoon werden wir von einem swingenden Piano in Empfang genommen. Später hören wir auch wieder eine schön röhrende Orgel im Hintergrund. Die Nummer ruft bei mir Erinnerungen an Fever von Elvis Presley hervor. Ich wünsche mir, dass Thunder den Song einmal live mit einer Big Band im Gepäck umsetzen. Der Anfang wird im letzten Drittel mit einem Saxofon gemacht. Eine ganze Bläsersektion käme bei dem Song sicher total cool rüber.

Rock n Roll wie er muss

Mit Across The Nation kommen wir in den Genuss eines coolen Rock ’n’ Roll Songs mit starken Gitarrenriffs, einem perlenden Piano wie zu Meat Loaf mit Jim Steinman Zeiten, einem pumpenden Bass und einem treibendem Schlagzeug. Der Song eignet sich sicher auch zur Begleitung eines Work-Outs, egal ob im Fitnessstudio, zuhause oder unter freiem Himmel. Klasse! HIER gehts zum Anspieltipp!
Just A Grifter wird von der akustischen Gitarre und einer Geige eingeläutet und mündet in eine schöne Folk-Rock-Ballade, inklusive Akkordeon.

Im Anschluss werden wir bei I Don’t Believe The World von einem coolen Schlagzeuggroove und einem bedrohlich klingenden Piano abgeholt, bevor der mit einem dosierten Maß an Wut unterlegte Gesang von Danny Bowes einsetzt. Das Ganze wird von einem funkigen Gitarrenriff und Chorgesang begleitet. Disconnected ist ein entspannter Rocker mit Alternative-Einschlag, bei dem es darum geht, wie man sich fühlt, wenn man die Verbindung zur Welt um einen herum verliert beziehungsweise schon verloren hat. Textlich ist das ein ganz schön düsteres Thema, das aber durch die Musik etwas entschärft wird, um einen nicht runter zu ziehen.

Beim nächsten Song Is Anybody Out There kam mir aufgrund des Pianos und des Gesangs Elton John in den Sinn. Später im Song gesellt sich noch eine Geige zu Gesang und Piano. Eine wunderschöne Ballade ohne Kitsch, dafür aber mit umso mehr Gefühl. Kommen wir also zum achten Song von Part 2 und damit zum Abschluss des ersten Doppelalbums von Thunder: No Smoke Without Fire.

Eine prominente Basslinie und ein Hi-Hat Groove unterlegen zu Beginn den Gesang, der mich irgendwie an Freddy Mercury erinnert hat. Dann kommt ein psychedelisch anmutendes Keyboard hinzu und eine bluesige, leicht angezerrte E-Gitarre, bevor das Ganze unvermittelt in einen grungeigen Bluesrock-Song übergeht, wenn das Schlagzeug und die voll verzerrten Gitarren losbrettern. Hammer!


Fazit
Thunder haben wieder einmal gezeigt, warum Sie nach so langer Zeit im Musikbusiness immer noch erfolgreich sind. Dopamine ist ein unheimlich abwechslungsreiches Hard Rock Album geworden, auf dem jeder Song seine Berechtigung hat. Wenn auch nicht jeder Song ein absoluter Killer ist, so ist definitiv kein Filler auf dem Album zu finden. Respekt für diese Mammutleistung der Band und von mir 8,5 / 10

Line Up
Danny Bowes – Gesang
Ben Matthews – Gesang, Gitarre, Keyboard
Luke Morley – Gitarre
Harry James – Schlagzeug

Tracklist
01. The Western Sky
02. One Day We’ll Be Free Again
03. Even If It Takes a Lifetime
04. Black
05. Unraveling
06. The Dead City
07. Last Orders
08. All the Way
09. Dancing in the Sunshine
10. Big Pink Supermoon
11. Across the Nation
12. Just a Grifter
13. I Don’t Believe the World
14. Disconnected
15. Is Anybody Out There?
16. No Smoke Without Fire

Links
Facebook Thunder
Webseite Thunder

 


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