The Ocean Collective – Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic – Album Review

The Ocean Collective – Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic
Herkunft:
Deutschland
Release:
25.09.2020

Label: Metal Blade Records
– CD, digital / Pelagic Records – Vinyl
Dauer:
51:03
Genre:
Post Rock / Post Metal


Es ist mir stets ein inneres Blümchen Pflücken eine Band zu reviewen, die ich nicht nur von Vorgängeralben kenne, sondern auch schon live erleben durfte. So geschah es mit The Ocean Collective, die als Support vor Leprous letzten November die Szene Wien beehrten. Die vielköpfige, sich durch diverse Gastauftritte stets im Line up verändernde Band um Gitarrist Robin Staps hat mich auf mehreren Ebenen richtiggehend geflasht. 
Anders als bei bekannten Stage Settings, bei denen der Sänger die zentrale Figur gibt, agierte Loïc Rossetti im Hintergrund thronend. Ich schwelge noch immer in Erinnerung an diesen vermeintlich perfekten Gig und freue mich nun umso mehr auf das mir vorliegende Album. 

Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic ist seit der Gründung der Band Anfang der 2000er tatsächlich das zehnte Album des Kollektivs. Doch nicht nur albumtechnisch waren die Jungs umtriebig. Es gibt kaum einen Kontinent, kaum ein namhaftes Festival, auf dem The Ocean Collective nicht präsent gewesen wären und ihre Fangemeinde mit ihrem epochalen Gitarrensound begeisterten. 

We do music with guitars in it

Dass sie jedoch weit mehr als schnöde Musik mit Gitarren machen, zeigen sie uns nun erneut. Den Beginn des rund 50 minütigen Epos macht der Track Triassic und sofort fühle ich mich zurückversetzt zu ihrem Live Auftritt in Wien. Der Song zeigt schon mal gut einige Qualitäten der Band. In den rund acht Minuten des ersten Songs werde ich von Gitarren abgeholt, die, begleitet vom Schlagzeug, in perfekte Symbiose mit den Synths gehen. Der Gesang, einerseits clean, andererseits räudig aggressiv, macht sein übriges. Vor meinem inneren Auge sehe ich Mattias Hägerstrand, den Bass zupfend direkt vor mir stehend.

Dass ich den zweiten Song Jurassic | Cretaceous schon mag, weiß ich zugegebenermaßen schon seit angekündigt wurde, dass Jonas Renkse, mein ganz persönlicher Held des Genre, einen Gastauftritt haben wird. Der schwedische Fronter der Progrock Band Katatonia, die selbst erst vor kurzem mit City Burials die Rückkehr des Königs feierte, ergänzt die epochale musikalische Darbietung der Band perfekt. Mit rund 13 Minuten ist dies auch der längste Song des Albums. Ihr könnt euch HIER selbst ein Bild davon machen. 

Palaeocene und Eocene als Wegweiser

Palaeocene und auch der Folgesong Eocene zeigen meiner Meinung nach eine gute Marschrichtung an für Hörer, die die Band noch nicht so gut kennen und sich ein Bild machen möchten. Während Palaeocene harsch, aggressiv und wuchtig aus den Boxen dröhnt, zeigt uns Eocene das versöhnliche Gesicht der Band. Beide Tracks in Folge gehört sind ein perfekter Appetizer für das Album, das, wie könnte es anders sein, in wunderbaren Vinyl Editionen via der bandeigenen, von Robin Staps gegründeten Plattenfirma Pelagic Records releast wird.

Oligocene reiht sich mit Ambient Sound in die Hitliste des Albums ein, während Miocene | Pliocene den Hörer auf eine wunderbare Reise des Auf und Ab, wie während eines Libellenfluges mitnimmt. Ich bin einmal mehr hin und weg von Loïc Rossettis Gesang, der erhaben und mächtig klingt. Bis jetzt klingt das Album schon sehr progressiv und experimentell. Die Ergänzung um den Ambient Sound machen es noch einmal mehr interessanter.

Die Band selbst sagt vom Album, dass der Sound hier, als Ergänzung zu Teil 1 des Albums, experimenteller und eklektischer ist. Robin Staps weiter: „Dies war eine bewusste Entscheidung: Wir wollten, dass sich Teil I eher stromlinienförmig anfühlt und einen starken Zusammenhalt zwischen den einzelnen Liedern aufweist. Wir wollten einen gewissen Vibe erzeugen, der von der ersten bis zur letzten Note durch die ganze Platte hindurch anhielt. Wir behielten das merkwürdigere, gewagtere und progressivere Material für Teil II bei. Das Ergebnis ist eine Platte, die eine echte Reise darstellt.“

Wir verbleiben im Chaos

Mit Pleistocene neigt sich das Album langsam gegen Ende, ist dies doch der Closer der regulären CD Version. Dieser Song ist für mich nicht gerade der perfekte Closer für dieses Album. Er explodiert regelrecht, lässt den Hörer aufgebracht in einem Chaos zurück. 

Nur Holocene vermag es, den Hörer wieder zu beruhigen und in Ruhe zurückzulassen. 


Fazit
Was für ein Album! Die von der Band mit Teil 1 angekündigte Vollendung der Reise ist mit Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic mehr als gelungen! Die Band zeigt kompositorische Perfektion, Ideenreichtum und Kreativität im Song Writing. Alle Elemente fügen sich bis zum Ende des Albums zu einem kompletten Ganzen, das den Hörer nicht im freien Fall hängen lässt, sondern in wunderbar sanft und weich auffängt. Von mir bekommt dieses Meisterwerk eine 9,5 / 10
9,5

Line Up
Loïc Rossetti – Gesang

Robin Staps – Gitarre
David Ramis Åhlfeldt – Gitarre
Peter Voigtmann – Synth
Mattias Hägerstrand – Bass 
Paul Seidel – Schlagzeug

Tracklist
01. Triassic
02. Jurassic | Cretaceous – Jonas Renkse Gastgesang
03. Palaeocene
04. Eocene
05. Oligocene
06. Miocene | Pliocene
07. Pleistocene
08. Holocene

Links
Facebook The Ocean Collective
Webseite The Ocean Collective


Außerdem auf Soundmagnet.eu
Live Review – Leprous – Pitfalls Tour – 20.11.2019, Szene Wien
Album Review – Katatonia – City Burials
Live Review – Alcest – Spiritual Instinct European Tour 2020 – 22.02.20, Szene Wien

Cooler Artikel? Diskutiere mit auf Facebook!
[Total: 19 Average: 5]