The Gates Of Slumber – The Gates Of Slumber – Album Review

The Gates Of Slumber – The Gates Of Slumber
Herkunft: Indianapolis / USA
Release: 29.11.2024
Label: Svart Records
Dauer: 35:52
Genre: Doom Metal


Foto Credit: Marshall Kreeb

Ich mag es eigentlich nicht, wenn eine Band das x-te Album in der Discographie ohne richtigen Titel veröffentlicht. Der sich meist dahinter versteckende Wunsch heißt Frischzellenkur oder Neuanfang und gelingt in den wenigsten Fällen. Doch im Falle von The Gates Of Slumber wollen wir mit dem gleichnamigen Album 2024 nachsichtig sein, denn die Band lag schon am Boden und war vor Jahren für tot erklärt worden.

Wachsen und Vergehen

Vor über 25 Jahren hat sich die Band gegründet und bis 2013 eine fast unüberschaubare Menge an Demos, EPs, Slit-Releases und Alben veröffentlicht. Die Besatzung rund um den Gründer, Sänger und Gitarristen Karl Simon hat zu Beginn des Öfteren gewechselt.

Doch eine gewisse Konstanz zog ins Bandgefüge ein und das kontinuierliche Festhalten am ehrlichen und unverfälschten Doom-Sound trug Früchte. Die aufeinander folgenden Alben Conqueror, Hymns Of Blood and Thunder und The Wretchie kamen bei der Presse und der wachsenden Fangemeinde gleichermaßen gut an.

Doch das reale Leben ist kein Hollywood-Blockbuster mit berechenbarem Ausgang. Erst verstarb tragisch 2013 der Drummer J. Clyde Paradis, dann ein Jahr später unterlag Basser Jason McCash einer Überdosis. Das alles war Karl Simon zu viel, er warf alles hin und erklärte das Ende. Die Band schien begraben.

Erste Zuckungen

Es ist mittlerweile durchaus üblich, dass Bands für Festivals kurzfristig auferstehen. So ist es auch mit den totgeglaubten The Gates Of Slumber geschehen. Und ihr Auftritt 2019 auf dem Hell Over Hammaburg Festival hat wieder etwas in der Band in Gang gesetzt. Aus Proben für den Liveauftritt wurde Spielfreude und neue Ideen keimten auf.

Urgestein Karl Simon, sowie der Begleiter aus Anfangstagen Schlagzeuger Chuck Brown, gewannen Steve Janiak am Bass und machten Nägel mit Köpfen. Nach der Reunion wurden große Pläne geschmiedet, doch COVID legte alles lahm. So wurde 2020 noch ein Livealbum aus vergangenen Tagen nachgeschoben und seitdem herrschte Funkstille.

Die Auferstehung

Nun ist er da, der musikalische Neuanfang und der Kreis schließt sich zum Beginn des Reviews. Ja, diese Band hat das Recht einen Strich zu ziehen und kann wirklich von einem Neuaufgang zu sprechen. Dieser Aufbruch erscheint anfangs unspektakulär – eben typisch The Gates Of Slumber.

Embrace The Lie startet mit starkem Schlagzeugspiel unterhalb von Midtempo und klingt riffdominiert und klar im Sound. Der Gesang ist wie immer unverfälscht und in jedem Wort verständlich, wie man HIER hören kann. Die Band hält an ihren Trademarks fest und bläst uns zur Eröffnung einen hundertprozentigen Doombatzen um die Ohren. Die einzige hörbare Veränderung gegenüber vorherigen Alben ist die direktere und klare Produktion. Das heißt nicht, dass es hier modern zugeht, sondern dass der Sound nah, klar und direkt klingt.

Der Aufmarsch der Riffs

Der Opener geht nahtlos in We Are Perdition über. Die Basslinie nimmt uns an die Hand und das Riffs bricht auf uns ein. Wunderbar der intensive Gesang von Karl Simon, welcher im Refrain auf seinem eigenen Monsterriff thront. The Gates Of Slumber streben vorwärts wie Lava. Nicht schnell, sondern breit und mächtig. Dazwischen gibt es reichlich eingestreute Gitarrenarbeit. Da es keinen True Doom Metal gibt, kann man dafür nur auf die Bezeichnung old-style Doom zurückgreifen.

Immer noch in fantastischen Geschichten und Horrorstories verwurzelt folgt Full Moon Fever. Der Song ist treibender, anfangs schon Midtempo und kehrt erst nach einem Break im Mittelteil zu doomiger Langsamkeit zurück. Natürlich wird auch noch mit einem Solo ordentlich der elektrischen Gitarre gefrönt.

Tagesanbruch, schauriger Nebel und die Pest

Das Trio kehrt nur temporär zu kurzen, schnellen Phasen zurück, denn auch At Dawn ist lupenreiner Doom. Ich denke fast jeder Filmliebhaber kennt den Klassiker The Fog. The Gates Of Slumber haben sich genau von diesem Klassiker inspirieren lassen. Was passt als Synonym für wallenden Nebel besser als ein sich schwer schleppendes Riff? Über sieben Minuten wälzen die Amis Riffmonster aus und lassen den Bass bedrohlich beben. Dazwischen gibt es gruselige Geschichten und Gitarrensoli, so cool und althergebracht, dass einem das Herz aufgeht.

Die Pest wälzte sich über Europa, langsam, grausam und nachhaltig. The Plague ist die musikalische Umsetzung des Themas. Trotzdem man immer im Genre bleibt, nehmen The Gates Of Slumber auch mal Anlauf zu einem kleinen Anflug von Zwischenspurt, aber nur um sofort wieder in Zeitlupe zu fallen. Doom bis zum Ende? Nein, die Amis wollen uns überraschen und haben vor dem Abschluss noch ein kurzes Prügelstück, gleich der wütenden Pest, eingebaut.


Fazit
The Gates Of Slumber
können und wollen puren Doom Metal. Sie schütteln Monsterriffs und fette Basslinien locker aus den Ärmeln und bestechen trotzdem mit einem klaren Sound. Dieses Album ist nicht nur eine Wiedergeburt, sondern auch ein Wiedererstarken. 8,5 / 10

Line Up
Karl Simon – Gitarren, Gesang
Chuck Brown – Schlagzeug
Steve Janiak – Bass

Tracklist
01. Embrace The Lie
02. We Are Perdition
03. Full Moon Fever
04. At Dawn
05. The Fog
06. The Plague

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