The Dogs – Nachgefragt bei Kristopher Schau – Interview
The Dogs begeistern nicht nur unseren Redakteur Frank mit ihrem neuesten Streich Post Mortem Portraits of Loneliness, sondern immer mehr auch die internationalen Kritiker weit über die europäischen Grenzen. Seit 2012 haut die Band nämlich jedes Jahr ein Album raus und man merkt keinen Qualitätsabfall oder irgendeinen Anflug von kreativer Stagnation. Bereits zum zweiten Mal nimmt sich Kristopher Schau, Sänger der Band, Zeit für ein Interview mit mir für Soundmagnet.eu.
You can find the original interview in english HERE
Adriana (Soundmagnet.eu): Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, ein paar Fragen für unser Magazin zu beantworten. Schon wieder! Es war im Februar letzten Jahres, als wir ein Interview geführt haben und ich war mir sicher, wieder von The Dogs und einem neuen Album in 2021 zu lesen! Hier sind wir also wieder! Natürlich! Mit eurem besten Album aller Zeiten!
Kristopher (The Dogs): Haha, zumindest hoffen wir, dass es das ist!
Adriana: Es ist so viel passiert im letzten Jahr! Wie geht es Euch? Seid ihr alle gesund und munter?
Kristopher: Wir sind alt, also sind wir natürlich nicht gesund! Und mit einer Pandemie obendrein sind wir auch noch fett geworden. Im Grunde sehen wir jetzt aus wie Scheiße, fühlen uns wie Scheiße und riechen wie Scheiße, aber das gilt hoffentlich für alle heutzutage. Ja, es war hart, aber gib uns noch 3-4 Monate, dann sollte alles vorbei sein. Die Pandemie, meine ich. Nicht wir.
Adriana: Covid und die Pandemie-Situation konnten euch nicht davon abhalten, die Tradition fortzuführen, jedes Jahr ein The Dogs Album zu veröffentlichen. Ich kenne bis heute keine andere Band mit einem solchen Enthusiasmus beim Veröffentlichen! Woher habt ihr diese unbändige Kraft?
Kristopher: Das Leben ist kurz, weißt du. Es gibt so, so, so viele Songs zu machen und einfach frustrierend wenig Zeit. Wenn wir damit tatsächlich Geld verdienen und davon leben könnten, und nicht nebenbei noch einen regulären Job hätten, könnten wir wahrscheinlich drei Alben pro Jahr herausbringen. Der Tod ist der Motivator. Mach so viel Musik wie nur möglich, bevor es zu spät ist.
Adriana: Während Crossmaker eine Sammlung von Horror-Themen war, ist Post Mortem Portraits of Loneliness ironischer, punkiger, aber trotzdem nicht leise! Ich höre immer noch diesen speziellen Sinn für Humor. Was ist das Hauptthema, falls es überhaupt eines gibt?
Kristopher: Danke! Es freut mich zu hören, dass du da Humor drin findest, denn das ist definitiv ein Ziel. Die Negativität lyrisch so weit zu treiben, dass man irgendwann mal darüber lachen muss. Was das Thema angeht, würde ich sagen, „Einsamkeit“ kommt dem am nächsten.
Adriana: Deine Stimme klingt noch aggressiver! Liegt das auch an den Umständen dieser verrückten Zeit?
Kristopher: 100%! Aufgrund der Beschränkungen der Stadt konnten wir es nicht wie sonst in einem Studio aufnehmen, sondern mussten ein behelfsmäßiges, tragbares Setup in unserem Proberaum aufbauen. Außerdem haben wir das ziemlich spät gemacht, mit der dummen Hoffnung, dass sich die Dinge vielleicht lockern würden und wir es auf normale Weise machen könnten. Das ist nicht passiert, also sind wir in unserem normalen, winzigen, überfüllten Raum gelandet und hatten wenig Zeit. Für die Vocals hatte ich, glaube ich, etwa 2,5 Stunden Zeit, also war ich schon ziemlich sauer, bevor unser Techniker auf „Aufnahme“ drückte. Und als wir dann loslegten, habe ich einfach alles rausgelassen, denke ich. Ich hasste es, ich hasste es absolut. Jede verdammte Sekunde dieser Aufnahme war die reine Hölle für mich. Zum Glück hat sich das auf das Album übertragen. Ich täusche hier nicht vor, wütend zu sein. Ich war es.
Adriana: Tourneen scheinen diesen Sommer immer noch nicht möglich zu sein und viele Festivals für 2021 sind bereits abgesagt. Wir sind sehr traurig darüber, dass wir euch nicht endlich in Österreich spielen sehen können. Können wir Post Mortem Portraits of Loneliness vielleicht per Live-Stream Konzert sehen?
Kristopher: Wir haben noch nicht aufgegeben! Es ist immer noch eine Tour für Deutschland im Herbst geplant, UND es gibt immer noch einen Termin, an dem nichts geplant ist. Daumen drücken, dass wir uns an diesem Termin in Österreich wiederfinden. Wir müssen uns jetzt wirklich mit den Leuten über etwas anderes als einen Live-Stream verbinden.
Adriana: Glaubst du, dass das eine Möglichkeit ist, Bands in diesen schlechten Zeiten generell zu unterstützen?
Kristopher: Live-Streams? In den Anfangstagen war das so. Jetzt denke ich, dass die Leute zu müde davon geworden sind. Zumindest zahlen die Leute nicht mehr dafür wie früher.
Adriana: Ich bin schon auf der Suche nach Merchandise. Sag mal, ist wieder so etwas wie ein signierter Kanaldeckel geplant?
Kristopher: Haha, nein, aber wir haben einen Kuchen gebacken. Einen Vinyl-Kuchen. Eine 5-Zoll auf einer 7-Zoll, auf einer 8-Zoll, auf einer 10-Zoll, auf einer 12-Zoll, bei der man den Tonabnehmer durch die Schichten schieben muss, um zum nächsten Song zu kommen. Das ist wahrscheinlich noch dümmer als der Gullydeckel.
Adriana: Ich muss zu einem Ende kommen. Die letzten Worte gehören dir: Kristopher, irgendwelche Ratschläge für unsere deutschsprachigen Leser?
Kristopher: Lasst euch impfen! Wir hoffen immer noch, euch im Oktober zu sehen, also seid kein Arsch und sagt nein zur Impfung. Eine Nadel in eurem Arm ist gleichbedeutend mit Bands auf eurer Bühne.
Foto Credit: L-P Lorentz
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