The Burden Remains – Fluid – Album Review
The Burden Remains – Fluid
Herkunft: Schweiz
Release: 24.09.2020
Label: Tertium Non Datur Records
Dauer: 44:15
Genre: Progressive Metal / Post Metal
Mir bieten sich als jemand, der in einem alemannischen Dialektkontinuum aufgewachsen ist, leider viel zu selten die Möglichkeit, in der ureigenen Sprache einschlägige Musik zu rezensieren. Als nun tatsächlich Fluid als zweites full length Album der aus Fribourg stammenden Band The Burden Remains zur Verfügung stand, musste ich einfach. Wie könnte ich ein Album liegen lassen, das gänzlich in einer, meiner eigenen Sprache geschriebenes Album ignorieren?
Lyrics in «meiner« Sprache – Top oder Flop?
The Burden Remains machen bereits seit einigen Jahren Musik und wie ihr lebhaftes Curriculum änderte sich auch ihr Musikstil mit jedem Output.
Das erste Album aus der Schweizer Schmiede erblickte bereits 2014 das Licht der Welt. Man möge mich eines besseren belehren, doch die Jungs um Sänger und Bassist Tommy spielten zu jenem Zeitpunkt Post Hardcore, der bereits mit Kinderaugen in viele andere Genres blickte und unter anderem sogar dem Thrash Metal huldigte.
Dass Fluid anders ist, ahne ich bereits, als ich mir den Promotext durchlese. Vor mir liegt nicht nur ein schnödes Album, sondern ein Gesamtkunstwerk, das zusammen mit einem bereits aufgeführten Film in Symbiose tritt. Dieser wurde bereits 2019 an der Bad Bonn Kilbi uraufgeführt. Das Werk wurde auf Einladung von deren Programmator Daniel «Duex» Fontana eigens für dieses Festival konzipiert und stellte wohl anschaulich unter Beweis, dass Musik und Film sich wunderbar ergänzen und in Mutualismus existieren. Die Band selbst manifestiert einen gewissen Dualismus, der in unseren Köpfen fest verankert Eingang gefunden hat und unser Denken und Handeln beeinflusst.
Ob Fluid nun fließend leicht in acht Tracks dahinplätschert?
Natürlich nicht. Denn so vielfältig, wie Wasser Form annehmen kann, macht es auch das Album. Bereits der erste Track Aus isch teilt startet mit einem mächtigen Intro, bevor der Gesang voller Kraft einsetzt. Trotz aller Macht des Songs, wird hier nicht auf Melodie vergessen. Weder bei Gesang noch bei musikalischer Komposition.
I de Fluet verhaut ist dank Einsatz von Bass und tief gestimmter Gitarren düsterer als der Opener, beinahe bedrohlich. Doch man kann nicht leiser drehen und möchte sich bei geschlossenen Augen eine sprudelnde Quelle vorstellen und keine alles verschlingende drohende Flut, die ein Anker setzen unmöglich macht.
Uuf- oder undergaa ist musikalisch wieder mehr im Postrock zu Hause und mit sechs Minuten eine wahrlich hymnisch anmutende Reise. Spätestens bei Sauz u Gröu wird der experimentelle Ansatz der Band klar und dem Hörer wird bewusst, dass dies nie ein gewöhnliches Album sein wird, das sich in den Reigen der vielen einzuordnen vermag. Der Song schwebt, hängt beinahe bedrohlich schwer in den hörenden Ohren.
Deutlich progressiver und flotter geht es wieder mit Am Ufer vo mim Wäse weiter, bevor Flussabwärts erneut ein anderes Gesicht der Band zeigt. Der Drang, diese Dualität der Komposition zusammen mit dem Film zu genießen, wächst.
Fremdi Gstaade ebnet als längster Song des rund 45 Minuten Albums den Weg mit einem harmonischen Intro und cineastisch anmutenden Klangwolken den Weg für den Closer Gfrores Meer, der dem Album ein würdiges Ende gibt. HIER findet ihr den Track als Anspieltipp.
Fazit
Mit Fluid gelingt den Schweizern die Gratwanderung zwischen Post Metal, der den Schwerpunkt auf der technisch einwandfreien musikalischen Ausführung findet und zwischen Kunst, die sich nimmt, was sie benötigt um sich in die Köpfe der Menschen zu schrauben. The Burden Remains lassen sich mit diesem Album in keine Schublade stecken, sondern definieren Musik und Kunst, Kunst und Musik neu. Die Eigenständigkeit sei ihnen gewiss und 7,5 / 10 von mir ebenso.
Line Up
Tommy Schweizer – Gesang / Bass
Silvan Mangold – Schlagzeug
Thomas Jenny – Gitaren
Philippe Aebischer – Gitarren
Tracklist
01.Aus isch teilt
02.I de Fluet verhaut
03.Uuf- oder undergaa
04.Sauz u Gröu
05.Am Ufer vo mim Wäse
06.Flussabwärts
07.Fremdi Gstaade
08.Gfrores Meer
Links
Facebook The Burden Remains
Webseite The Burden Remains
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