THE 69 CATS – Seven Year Itch – Album Review

THE 69 CATS – Seven Year Itch
Herkunft:
Los Angeles / USA
Release:
16.04.2021

Label: Cleopatra Records
Dauer:
39:19
Genre:
Rockabilly / Gothic Rock


Welche Erwartungen und welches Qualitätslevel entstehen, wenn sich alte Haudegen zusammenschließen, um ein Album aufzunehmen? Diese Frage muss man sich stellen, denn ist es bei THE 69 CATS so geschehen.

Der Sänger Jyrki 69 von The 69 Eyes wird unterstützt von Danny B. Harvey von HeadCat 13, begleitet von Basser Kim Nekroman der Band Nekromatix und komplettiert durch Rat Scabies von den legendären The Damned am Schlagzeug.

War ihr 2014er Album Transylvanian Tapes schon gut mit Coverversionen gefüllt, gibt es auch auf dem aktuellen Output Seven Year Itch wieder einige Coverperlen, gewürzt mit jeder Menge Kreativität.

Heiße Frauen, Rock ’n‘ Roll und ein volle Tanzfläche

Kraftvoll und dunkel steigen THE 69 CATS HIER mit She’s Hot ins Album ein. Alle Trademarks sind da: von der dunklen Stimme, die schmissige Gitarre, coole Bassarbeit und treibendes Schlagzeug.
Dazu die unverzichtbaren, lyrischen Klischees von heißen, tanzenden Frauen, verdrehten Köpfen und verlorenen Seelen, welche schlussendlich ins Grab führen. Beim Albumstart habe ich sofort John Travolta vor Augen, der zugedröhnt und mit einem Drink in der Hand durch einen Tarantino Film tanzt.

Das man keine musikalischen Berührungsängste hat beweisen THE 69 CATS mit der folgenden Coverversion Hollywood’s Bleeding des Rappers Post Malone. Ich gebe zu, es ist nicht viel vom Original geblieben, aber die dunkle Stimme von Jyrki 69 verleiht dem ganzen einen dramatischen Touch. Zusammen mit der Rhythmik entfaltet sich Hollywood’s Bleeding HIER zu einem wahren Tanzflächenfeger.

… und ab geht die Party!

(You’re) The Kind Of Girl I Need zeichnet sich durch schöne Ideen und Breaks aus, bevor es mit Speed dem Ende entgegen geht. Ab Good Time To Die wird die Geschwindigkeit etwas gedrosselt, was nicht heißt, dass es nicht ordentlich grooved. Die leichten Melodien locken zum Mitsingen und Hüfteschwingen, während Danny B. Harvey an der Gitarre für Pfeffer sorgt und verhindert, dass es hier zu seicht wird.

Für Abwechslung ist auch bei den folgenden Nummern Graveyard Blues und Hey World gesorgt. Letzteres fällt akustisch etwas aus dem Rahmen, stammt es doch aus einer alten Session mit Sky Saxon am Gesang und klingt produktionstechnisch nicht ganz so stimmig wie das übrige Material. Danach geht die Post bei (Let’s Go) Psycho ab. Der Song ist nicht direkt eine Coverversion, sondern mehr eine Neuaufnahme. Danny B. Harvey hat ihn mit Brigitte Handley vor rund 20 Jahren veröffentlicht und THE 69 CATS haben darauf aufgebaut, mehr Bass und Feuer eingebracht. Neben der dunklen Stimme von Jyrik 69 wurde als Background auch die originale Gesangsspur von Brigitte Handley verwendet. Klasse gemacht!

Tanz der Vampire

Danach gibt es kaum noch ein Halten auf den Stühlen. Schon bei Vampire Shuffle geht voll die Post ab, ein Hauch Elvis liegt in der Luft und auch bei Teddy Boy Boogie ist Tanzbein angesagt. Es kristallisiert sich im Verlauf des Albums immer mehr heraus, dass Danny B. Harvey an der Gitarre nicht nur in dieser Band spielt, sondern sich zum unverzichtbaren Alleinstellungsmerkmal entwickelt.

Mit dem abgedrehten Cover The Hell Of The Mountain King wird es dann komplett genial. Eine wilde Horde Vampire überfällt die Halle des Bergkönigs von Edward Grieg, steigt auf die Tische und lässt die Mäntel fliegen. Nach dem angenehm gruseligen und 100%ig tanzbaren I’m Evil werden keine Gefangenen mehr gemacht.

Wie um zu beweisen, was sie alles drauf haben, drehen THE 69 CATS ein letztes Mal auf und bringen uns mit dem Cover It Ain’t Enough an unsere konditionellen Grenzen. Der Song stammt im Original von Larry Wallis, einem früheren Mitglied der Pink Fairies und Gitarrist in der ersten Besetzung von Motörhead. THE 69 CATS haben auch originales Soundmaterial verwendet, aber ihren eigenen Stempel aufgedrückt. Entstanden ist eine speedige Rock ’n‘ Roll-Nummer, die schlussendlich Danny B. Harvey mit seiner Gitarre veredelt und über das Original erhebt.

Wenn die Musik verstummt

Hier endet die Party auf Seven Year Itch. Ein Album voller Hingabe, musikalischer Zitate und Kniefälle vor alten, gegangenen Freunden. Diese Hintergründe wird nicht jeder Hörer verstehen, aber muss man auch nicht, denn THE 69 CATS ermöglichen es uns das Album einfach nur so zu genießen oder mit ein bisschen Interesse auch hinter die Kulissen zu schauen. Das verleiht Leichtigkeit und Tiefe zugleich. Soundtechnisch bleibt die Aufnahme als eine raue, authentische Produktion mit Clubfeeling im Ohr und versprüht so ein Gefühl von Ehrlichkeit, Livemusik und Ursprünglichkeit.


Fazit
THE 69 CATS
schenken uns ein dunkles Tanzalbum – dazu verleitet uns Danny B. Harvey permanent zum Luftgitarrespielen. Wer mit Rockabilly und Rock ’n‘ Roll sympathisiert, wird nicht an Seven Year Itch vorbeikommen. Danke Jungs für diese wilde Party – ihr rockt: 8.5 / 10

Line Up
Jyrki 69 – Gesang
Danny B. Harvey – Gitarre
Kim Nekroman – Bass
Rat Scabies – Schlagzeug

Tracklist
01. She’s Hot
02. Hollywood’s Bleeding
03. (You’re) The Kind Of Girl I Need
04. Good Time To Die
05. Graveyard Blues
06. Hey World (feat. Sky Saxon)
07. (Let’s Go) Psycho
08. Vampire Shuffle
09. Teddy Boy Boogie
10. The Hell Of The Mountain King
11. I’m Evil
12. It Ain’t Enough (feat. Larry Wallis)

Links
Facebook The 69 Cats
Bandcamp The 69 Cats


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