Ştiu Nu Ştiu – New Sun – Album Review
Ştiu Nu Ştiu – New Sun
Herkunft: Schweden
Release: 01.07.2022
Label: Heavy Psych Sounds Records
Dauer: 47:57
Genre: Dark Rock / Post Metal / Doom
Mit New Sun steht seit Juli das neue Werk der schwedischen Ausnahmeband Ştiu Nu Ştiu in den Regalen, ein dunkles Meisterwerk des Dark Rock/Post Rock mit einigen Doom-Elementen, das für mich schon jetzt ein heißer Anwärter auf das Album des Jahres 2022 ist.
Das Album entstand inmitten der Hochphase der globalen Pandemie in den Jahren 2020 und 2021. In den sehr emotionalen Texten von Sängerin Jessica Mengarelli geht es um Verzweiflung, Rastlosigkeit und den Spagat zwischen Euphorie und Resignation.
Styx eröffnet das Album mit treibendem Bass und eingängig-hypnotischem Riffing. Wenn nach etwas über einer Minute die ergreifenden Vocals von Jessica Mengarelli einsetzen, öffnet sich der Song in eine neue Dimension. Mit viel Hall unterlegt und wirklich gelungenen, abwechslungsreichen Gesangsmelodien erzeugt die Sängerin eine geradezu außerweltliche Atmosphäre voller Mystik und Eleganz. Stimmlich erinnert sie stellenweise an eine Mischung aus Dools Raven van Dorst und Jex Thoth.
Im Bann der Sirenen
Mit Siren hat die Band einen richtigen Hit geschrieben, die packenden Gitarrenparts mit The Devil’s Blood Vibe wechseln sich ab mit dominanten Basslinien und anspruchsvollen Schlagzeugfiguren. Der Refrain fräst sich wirklich ins Hirn, dank des hervorragenden Gesangs und auch der exquisiten Gitarrensoli. Die Band spielt sich gegen Ende regelrecht in eine Trance. Ein Song-Meisterwerk, das einen noch lange nach dem letzten Ton nicht mehr loslässt! Zum Reinhören klickt HIER.
Düsterer und schwerer als in den vorangegangen Songs donnert Transcend aus den Boxen. Gitarren, Schlagzeug und Bass zeichnen ein dunkles Bild von Vergeblichkeit, und auch der beschwörende Gesang trägt zu diesem Eindruck bei. Todtraurige Melodien zelebrieren hier eine melancholisch-schöne Symphonie des Doom.
Emotion, Melancholie, Entrückung, Transzendenz
Im über acht Minuten langen Titeltrack New Sun geht es dann wieder etwas post-rockiger zur Sache. Vertracktes Drumming und halbakustische Gitarren leiten ein in einen melodischen, teils balladesken Song. Jessicas Vocals haben einfach diese besondere Stimmfarbe, so voller Emotion, Zerbrechlichkeit und Eindringlichkeit. Aber auch das Zusammenspiel der Instrumentalfraktion kann man nur in höchsten Tönen loben: hier werden entrückte Klangflächen und vielschichtige musikalische Szenerien aufgetürmt, dass es den Hörer in einen transzendentalen Zustand versetzt, jenseits der physischen Welt. Wahnsinn!
Ritual für die Nacht
Donnernde Tomläufe huldigen der Göttin der Nacht in Nyx, einem extrem eingängigen und dennoch melancholischen Rocker, der musikalisch anspruchsvoll, abwechslungsreich und höchst mitreißend dargeboten wird.
Zero Trust erinnert zu Beginn ein wenig an apokalyptischen Post-Punk der Marke Grave Pleasures, verwandelt sich dann durch den hypnotischen mehrstimmigen Gesang und interessante Breaks aber in ein eigenständiges Biest. Die Harmonien in diesem Song haben diese unausweichliche fast rituelle Sogwirkung, die mit Sicherheit auch live berauschend sein dürften.
Doomig-schöne Traurigkeit und die Poesie der Monotonie
Das schleppende Visa ist dann wieder ein von erdrückender Traurigkeit geprägtes Stück Doom, das unter die Haut geht. Stark!
Zum Schluss schleifen die Schweden dann mit Dragon’s Lair nochmal ein fast achtminütiges dunkles Juwel. Zur Abwechslung gibt es hier einmal Spoken Words Passagen über sägenden Riffs, die dem ganzen eine poetisch-erzählerische Atmosphäre verleihen. Die Monotonie des musikalischen Unterbaus ist hier keineswegs langweilig, sondern Mittel zum Zweck: das Stück gleicht einer Reise in unbekannte Gefilde, einer Suche ohne Ziel, einer Verlorenheit in der Zeit.
Fazit
New Sun von Ştiu Nu Ştiu zeigt eine überaus talentierte Band auf dem Zenith ihres Schaffens. Dieses Album ist ein Meisterwerk düsterer Rockmusik, das süchtig macht und jeden in seinen Bann schlagen sollte, der bereit ist, sich auf eine außerweltliche Reise in die Dunkelheit mitnehmen zu lassen. Absolut verdiente 10 / 10
Line Up
Jessica Mengarelli – Gesang, Texte
Martin Sandström – Gitarre, 12-saitige Akustikgitarre, Orgel, „Choir Of Non Believers“
Nicklas Bargell – Gitarre
Kalle Mattsson – Bass, Gitarre, „Choir Of Non Believers“
Christian Augustin – Schlagzeug, Percussion, Synthesizer, Piano
Tracklist
01. Styx
02. Siren
03. Transcend
04. New Sun
05. Nyx
06. Zero Trust
07. Visa
08. Dragons Lair
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