Steel Panther / Wayward Sons – 28.01.2020, Huxleys Berlin – Live Review

Steel Panther
Support:
Wayward Sons
Veranstaltung:
28.01.20, Huxleys Berlin
Herkunft:
UK / USA
Ticket:
~47,-
Genre:
Heavy Metal / Glam Rock


Was ist wohl los in Berlin, wenn sich Männer auf einem Bauhausparkplatz in Spandex-Panther-Longs und Glitzershirts schmeißen, Langhaarperücken überstülpen und Stirnbänder umbinden? Keine Frage – die Steel Panther sind los. Bevor das Huxleys im 1980er Jahre Partyrock glitzert, stimmen die Wayward Sons das Publikum auf den tierischen Hauptact ein.

Die britische Band holt die Leute mit eingängigen Hooks ab und überzeugt mit Rockriffs sowie ausdrucksstarkem Gesang. In die spektakuläre Zeitkapsel muss das Publikum jedoch allein steigen. Das Bühnenbild ist bis auf ein Blümchenhemd schwarz. Auch der finale Wurf der E-Gitarre wirkt nicht so ausgelassen und verrückt, wie gewollt.
Spätestens nach der Umbaupause, in welcher auch die Letzten noch Selfies von ihren aufwändigen Looks machen, liegt dann aber hedonistischer Rock der Achtziger in der Luft.
Dreißig Minuten nach Schluss des Supportacts, startet das ersehnte Quartett mit etwas Verspätung. Von nun an werden die Spielpausen zwischen den Songs zum Richten der Haare, für Blicke in Lexxis Spiegel sowie für unflätige Witze genutzt. 
 
Von Anfang an ist die krasse Präsenz dieser Ausnahmemusiker zu spüren. Mit dem Opener Eyes of a Panther können sie zeigen, wie sehr sie aufeinander eingespielt sind. Nicht nur dadurch strahlen sie Coolness höchsten Grades und eine anziehende Lässigkeit aus. Auch beim nächsten, schon bekannten Song Let me come in begeistern die Amis mit der wahnsinnigen Bandbreite Michaels Stimme, Satchels Gitarrensoli und Lexxis Duck-Face, das unweigerlich für gute Laune sorgt.
 
Bevor es zum ersten Song des neuen Albums kommt, muss das Publikum eine Menge Gequatsche über sich ergehen lassen. Was mit gutem Entertaining beginnt, endet mit hohlen Phrasen bei welchem jedes zweite Wort „fucking“ ist. Immerhin ist damit aber der Übergang thematisch passend zu All I wanna do is fuck (myself tonight). Es folgen Asian Hooker und Hair Solo. Erstmals sind interaktive Stellen eingebaut, auf die das Publikum schon gewartet hat. Bei Party like tomorrow is the end of the world scheint die Publikumslautstärke ihren Höhepunkt zu erreichen. 
Pootang Boomerang, Guitar Solo und Fuck Everybody kommen nahezu ohne Übergangspause schon fast als Medley daher. Ein sehr gelungener Aufbau. Stachel beweist mit seinem angekündigten Gitarrensolo die unumstrittene, musikalische Genialität dieser Band. Das Ziel der Panther, welches sie mit dem Effektgerät verfolgen, ist erreicht. Spätestens jetzt dürfte jeder einen Ohrgasmus empfangen haben.
Zu I ain`t buying what you´re selling darf das Publikum das Huxleys mit Feuerzeugen und Handys in ein Lichtermeer tauchen. Der Song des neuen Albums sticht als Ballade heraus. Er überzeugt erstaunlicher Weise mit bzw. trotz tieferer Bedeutung in den Lyrics. Außerdem wechselt Stix mal eben das Instrument und zeigt, was er am Keyboard kann.  
Weenie Ride setzt dem Warten der männlichen Fans ein Ende: Eine junge, hübsche und nur leicht bekleidete Dame wird auf die Bühne geholt. Alle vier Panther singen ihr verschiedene Ständchen, die stilgetreu unter der Gürtellinie liegen. Zweistimmiger Gesang sowie gebündelte Energie, die sich in den Händen eines jeden Besuchers in der Luft widerspiegelt, sorgen gleich zweimal in einem Song für Gänsehaut.
 
Damit zu 17 Girls in a row wie üblich das weibliche Publikum auf der Bühne zu bestaunen ist, wird es schon einen Song vorher zu Party All Day (fuck all night) aufgefordert, sich ins Panther-Gehege zu wagen. Es sind die unterschiedlichsten Outfits, von Leder über BlueJeans bis hin zum Kleid zu bewundern. Gemeinsam haben sie eigentlich nur eins: viel nackte Haut!
Das komplette Blankziehen hält sich aber doch sehr in Grenzen und ist zumindest auf der Bühne nicht zu beobachten. Zum Nachsehen der männlichen Besucher, sind die Mädels da oben weniger mit Ausziehen und dafür mehr mit Selfies beschäftigt. Dennoch sind die Musiker sehr angetan und Michael offenbart gastfreundschaftlich „Ich habe einen Ständer“.
 
Nach Community Property bedankt sich das Quartett ganz aufrichtig beim Publikum und vor allem bei seinen treuen Fans. Mit dem letzten Song Death to all but Metal und der Zugabe Gloryhole kommen alle final auf ihre Kosten. Die Musiker lassen das Tier an ihren Instrumenten heraus und zeigen nochmals, was sie drauf haben. 
Es ist festzuhalten, dass ein Dienstagabend zu Ende geht, der in Erinnerung bleibt. Die Glamrocker sind außergewöhnliche Musiker und Entertainer. Sie bleiben ihrer Attitüde und Ironie treu, wobei es mit „Heavy Metal Rules“ aber zu beobachten gilt, ob die Panther inzwischen etwas gezähmt wurden.

Gastautor: Lisa
Alle Fotos in diesem Artikel: Markus Sielaff 
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