Solstafir – Endless Twilight of Codependent Love – Album Review

Solstafir – Endless Twilight of Codependent Love
Herkunft:
Island
Release:
06.11.2020

Label: Season Of Mist
Dauer:
63:05
Genre:
Post Rock / Metal / Rock


Es wäre nicht Solstafir, würden die vier Mannen um Fronter Aðalbjörn Tryggvason sich im heute erscheinenden Album Endless Twilight of Codependent Love nicht einmal mehr während ihrer mittlerweile schon 25 Jahre andauernden Karriere im Musikzirkus neu erfinden. 

Schon das Cover Artwork, The Lady of the Mountain, gemalt von Johann Baptist Zwecker anno 1864, zeigt dass Solstafir einen ganz eigenen Zugang zu Kunst und Kultur haben, der wunderbar wertschätzend Vergangenes in die Gegenwart katapultiert, ohne einen verstaubten Eindruck mitzunehmen. Ich freue mich trotz einiger bereits negativer Stimmen zum Album sehr auf das neun Track lange Album. 

Während sich die Themen der Band früher sehr oft um nordische Mythologie drehten, um Religion in allen Facetten, um Spiritualität und den eigenen Weg dahin, beschäftigt sich das aktuelle Album mit psychischen Erkrankungen von Depression bis Alkoholismus und den damit verbundenen Tabus in der heutigen Gesellschaft.

Dies ist die richtige Dunkelheit, die du nicht sehen, jedoch spüren kannst. Die Dunkelheit, die die Menschen um dich herum auch spüren können“, so Frontmann Tryggvason zum Konzept des Albums.

People kill themselves everyday – thats the true darkness

Den Beginn des Albums macht der Opener Akkeri, der den Hörer in zehn Minuten fesselt. Ausladend und episch wird auch der ungeübte Hörer in den Solstafir Bann gezogen. Es ist genau dieser Sound, der die Band so unverwechselbar macht, obwohl kaum ein Song dem anderen ähnelt. Auch der zweite Track, Drýsill, überzeugt mich durch typischen Tryggvasonschen Gesang.

Etwas experimenteller und vertrackter tönt Rökkur aus meinen Lautsprechern, obwohl es mit wunderbar lieblichem Intro langsam in die Gehörgänge schraubt. Der zum Teil gesprochene Gesang macht den Song sehr speziell und vielfarbig.

Her Fall from Grace – der einzig englischsprachige Song des Albums überzeugt

Genau so speziell wie es auch Her Fall from Grace ist. Dieser Song ist es auch, den ich euch als Anspieltipp HIER lassen möchte. Er wurde bereits ausgekoppelt und spaltete die Gemüter. Er ist auch der einzig auf Englisch gesungene Song des Albums, der sich zumindest bei mir um Hit des Albums katapultierte.

Mit Dionysus einen Blick in die Vergangenheit werfen

Dionysus zeigt ein früheres Gesicht der Band, technisch perfekt imperfekt in Szene gesetzt, während Til Moldar wieder musikalischen Frieden stiftet. Alda Syndanna lässt den Hörer dann wieder in typischer Solstafir Manier durch den Song schlittern und vor meinem inneren Auge taucht die Band im strömenden Regen des letztjährigen Auftritts beim Vienna Metal Meeting auf.

You can never foresee Band magic!

Or! Nicht umsonst nennen sich die Isländer die Floyd Metaller, denn genau so wie Pink Floyd zu besten Zeiten, strecken auch Solstafir ihre Fühler in andere Musikgenres, hier in den Blues, aus. Wie gefühlvoll, wie tiefschürfend und elegant die Gitarren den Blues bringen. Unglaublich!

Den Closer macht dann Ulfur, ein weiterer perfekt ungeschliffen geschliffener Diamant mit einer Länge von rund neun Minuten, der mich überrascht zurücklässt. Überrascht, da ich nun umso weniger die negativen Stimmen zum Album glauben kann.


Fazit
Solstafir
liefern hier ein Album ab, das sich mit viel Feingefühl Themen und Problematiken heutiger Gesellschaften nähert ohne einen plakativen Stempel aufzudrücken. Musikalisch trifft hier die Vergangenheit auf die Zukunft. Blues wird mit ausladendem und epischem Sound  salonfähig für 2021 gemacht und wartet nur darauf die Bühnen der Welt live zu verwandeln – mit Solstafir stage Magic! Von mir gibt es hier 9,5 / 10.

9,5

Line Up
Aðalbjörn Tryggvason – Gesang, Gitarre
Sæþór M Sæþórsson – Gitarre
Svavar Austmann – Bass
Hallgrímur Bárðdal – Schlagzeug 

Tracklist
01. AKKERI
02. DRÝSILL
03. RÖKKUR
04. HER FALL FROM GRACE
05. DIONYSUS
06. TIL MOLDAR
07. ALDA SYNDANNA
08. OR
09. ÚLFUR

Links
Facebook Solstafir
Webseite Solstafir


Außerdem auf Soundmagnet.eu
Album Review – Six Days Of Calm – The Ocean´s Lullaby
Interview – Chaosbay – Nachgefragt bei Jan Listing
Live Review – Leprous – Interactive Live Stream

Cooler Artikel? Diskutiere mit auf Facebook!
[Total: 15 Average: 5]