Siren – Nachgefragt bei Ed Aborn – Interview

Neben dem sensationellen Comeback von Psychotic Waltz hat mich kürzlich auch die Rückkehr der aus Tampa/Florida stammenden Siren mit ihrem starken Album Back from The Dead beeindruckt. Die Band hatte ich seit dem Kultalbum No Place Like Home von 1986 nicht mehr auf dem Zettel. Je mehr ich bei der Recherche für mein Review, das ihr HIER nochmal nachlesen könnt, über die bewegte Geschichte von Siren erfahren hatte, desto mehr Fragen brannten mir auf der Seele, die ich dem Motor hinter der Reunion – Schlagzeuger Ed Aborn – zu gerne stellen wollte. Sehr zu empfehlen um in die  Geschichte der Band einzutauchen, ist dabei das von Ed Aborn verfasste e-book Siren – the early years, das informativ und unterhaltsam den Weg der Band im sonnigen Kalifornien beschreibt in einer Zeit, als Internet und homerecording noch fantastische Zukunftsvisionen waren. Der Kontakt zu Ed war über Holger Gneitz von GOM Records, der das aktuelle Album in Cooperation mit Battlecry Records als CD unter das Volk bringt, schnell hergestellt. Der Schlagzeuger und Co-Produzent von Back from The Dead gibt uns hier im Interview einen tiefen Einblick in die damaligen und aktuellen Geschehnisse.
You can find the original interview in english HERE


Foto Quelle: Siren Presse

Michael: Hallo Ed. Herzlichen Glückwunsch zum großartigen Comeback von Siren.
Ed Aborn: Vielen Dank. Wir sind ebenfalls überrascht und auch unglaublich glücklich, wieder dabei zu sein.

Michael: Back From The Dead ist einfach wahnsinnig stark geworden. Nicht nur dein Schlagzeugspiel ist unglaublich kraftvoll, auch die Gitarren sind brillant, die Basslinien druckvoll und der Gesang von Doug, mit dem ich bei den alten Aufnahmen durchaus meine Probleme hatte, passt auf dem Album perfekt dazu und gibt dem Sound von Siren seine eigene, spezielle Note.
Ed Aborn: Nochmals vielen Dank. Abgesehen vom Mastering haben wir bei den Aufnahmen des Albums alles selbst gemacht. Es war eine Menge Arbeit, aber wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wir wissen, dass Dougs Stimme und seine Performance sehr einzigartig sind und definitiv einen wesentlichen Teil unseres Sounds ausmachen. Wenn man ihn singen hört, weiß man, dass es ein Song von Siren ist. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf haben wir auch versucht Songs zu schreiben, die unsere Einflüsse wie Priest, Maiden, Accept, Saxon, usw. wiederspiegeln, was ja auch Dougs Gesangsstil entgegenkommt. Es war großartig, nach so vielen Jahren wieder neues Material zu schreiben.

Michael: Es ist für dich ja das erste Mal, dass du auf einem Album von Siren zu hören bist. Lediglich auf der 1984er Single Metro Mercenary hattest du Gelegenheit, bei einer Aufnahme der Band die Stöcke zu schwingen. Wie hast du es geschafft, für die Aufnahmen wieder so gut in Form zu kommen?
Ed Aborn: Obwohl ich als Software-Ingenieur gearbeitet habe und seit vielen Jahren nicht mehr in einer Band war, hat meine Liebe zum Musikmachen nie nachgelassen. Siren Gitarrist Todd Grubbs und ich haben im Laufe der Jahre bei einigen Projekten zusammengearbeitet und ich genieße es wirklich, in meinem Heimstudio für mich Musik aufzunehmen. Meine Frau Jennifer und ich haben auch ein Album mit orchestralen Rocksongs und mehrere Alben in anderen Genres veröffentlicht. Musikalisch bin ich also immer aktiv geblieben. Um in Form zu kommen und um aufzutreten, musste ich allerdings viel mehr Zeit hinter meinem Kit verbringen. Als der Auftritt für das Keep It True in trockenen Tüchern war, fing ich wieder an täglich zu üben, um meine Kondition aufzubauen und mich wieder mit den alten Siren Songs vertraut zu machen.

Michael: Ich habe kürzlich das Buch Siren – the early years gelesen, das du geschrieben habst. Dort schreibst du, dass du, nachdem du 1986 die Band verlassen hast, in keiner anderen Band mehr gespielt hast – warum!?
Ed Aborn: Nachdem ich die Band 1986 verlassen hatte, konzentrierte ich mich darauf, meinen College-Abschluss zu machen und ging direkt in den Bereich Informationstechnologie. Ich blieb aber schon sehr aktiv in der lokalen Musikszene, konzentrierte mich jedoch hauptsächlich auf die Promotionarbeit für Bands. Dann heiratete ich, meine beiden Töchter wurden geboren und das Leben ging einfach irgendwie weiter. Ich hatte nicht wirklich Zeit, in einer Band zu spielen, aber in dieser Zeit begann ich, mich mehr mit Aufnahmetechniken zu beschäftigen. Ich habe das Glück, die Produzentenlegende Jim Morris seit den 80er Jahren zu kennen. Er ist ein absolutes Genie. Im Jahr 1993 machte ich ihn zum ersten Mal mit dem Internet vertraut und 1999 brachte er mich dazu, mit dem Homerecording zu beginnen. Im Jahr 2017, als die Reunion von Siren Formen annahm, war der richtige Zeitpunkt gekommen, da ich Zeit und die Energie hatte, mich wieder dem Spielen zu widmen.

Michael: Siren – the early years ist sehr informativ und unglaublich unterhaltsam. Es gibt tiefe Einblicke in die Entwicklung der Band, die vielen Line-Up-Wechsel und die Bedingungen, die für eine Heavy-Metal-Band wie Siren in den frühen 80er Jahren herrschten. Dachtest du beim Schreiben des Buches daran, dass es am Ende zu einer Wiedervereinigung von Siren führen könnte?
Ed Aborn: Vielen Dank für das Lob. Ich hatte absolut keine Ahnung, dass es zu einer Reunion von Siren kommen könnte! Ich meine, es gab überhaupt keine Überlegungen dazu. Alles geschah so unerwartet und passierte irgendwie ganz natürlich. Ende 2015 wandten sich mehrere Fans aus der ganzen Welt auf Facebook an mich und fragten nach der Band. Das war, gelinde gesagt, sehr überraschend. Anstatt ihnen einzeln zu antworten, dachte ich, es würde mir und meinen Freunden Spaß machen, einfach alle meine Erinnerungen an die frühen Tage der Band festzuhalten. Es endete damit, dass ich ohne vorherigen Plan das schrieb, was dann zum e-book wurde. Ich stand immer noch mit allen Mitgliedern von damals in Kontakt, außer mit Doug und Gregg. Ich versuchte, jeden von ihnen das Buch vor der Fertigstellung lesen zu lassen, um ihren Input hinzuzufügen und damit sie meine Gedächtnislücken korrigieren konnten. Ich habe versucht, Doug und Gregg zu finden, konnte sie aber über nicht ausfindig machen. Erst nachdem ich das Buch fertiggestellt und an eine Handvoll Fans und meine Freunde geschickt hatte, erfuhr ich, dass ein gemeinsamer Freund noch immer mit Doug in Kontakt stand. Ich schickte ihm ein Exemplar und ein paar Monate später wandte er sich an mich. Als sich herausstellte, dass er und ich wieder miteinander sprachen, entwickelten sich die Dinge und wir erhielten das Angebot auf dem Keep It True und Headbanger’s Open Air zu spielen. Wir hatten auch Angebote, eine Anthologie unseres frühen Materials zu veröffentlichen.

Michael: Auf Back from the Dead spielen nur Musiker, die in der Vergangenheit schon einmal mit Siren aktiv waren. War das dein ausdrücklicher Wunsch?
Ed Aborn: Absolut! Wir wollten, dass die wiedervereinigte Besetzung der Band so original wie möglich ist. Natürlich waren Doug, Gregg und ich zusammen auf dem Dead of Night Demo. Obwohl er auf keiner der frühen Aufnahmen zu hören war, ist Hal Dunn (Gitarre) ein Gründungsmitglied von Siren aus dem Jahr 1981. Nachdem er Siren ’83 verlassen hatte, gründeten Hal und unser derzeitiger Gitarrist Todd Grubbs Atomic Opera. Siren und Atomic Opera veröffentlichten zwischen 1984 und 1986 jeweils mehrere Demos. Rob Phillips, der andere Gründungsgitarrist, hatte kein Interesse daran, bei der jetzigen Reunion als Gitarrist mitzuwirken, obwohl wir immer gute Freunde geblieben sind. Eddie „Faxon“ Kotz, der auf dem Dead of Night Demo spielte, lebt seit Ende der 80er Jahre in Los Angeles. Der Bassist Ed Hauser, der auf dem Iron Coffins Demo zu hören ist, war zunächst Teil der Reunion und probte mehrere Monate lang mit der Band. Leider zwangen ihn Komplikationen aufgrund von Verletzungen, die er in seinen Jahren als Militärhubschrauberpilot erlitten hatte, nur wenige Monate vor dem Keep It True Auftritt, seinen Platz frei zu machen. Glücklicherweise und ganz zufällig hatte sich Gregg Culbertson ein paar Monate, bevor Ed Hauser gehen musste ,an uns gewandt und gnädigerweise zugestimmt einzuspringen und uns auf unserem Weg zum KIT zu begleiten.

Michael: Die ersten Jahre in der Geschichte von Siren waren von stetigen Besetzungwechseln geprägt. Wie hat sich das Line-Up für Back from the Dead herauskristallisiert?
Ed Aborn: Die ersten Schritte entstanden durch eine Zusammenarbeit zwischen Doug und mir. Als wir das Angebot bekamen, bei den Festivals zu spielen, mussten wir wirklich ernsthaft darüber nachdenken, ob wir das überhaupt hinbekommen. Die Band hatte seit fast 30 Jahren nicht mehr existiert. Wird es überhaupt möglich sein, eine Besetzung zusammenzustellen, die dem original Line-Up von Siren und dem Erbe, das wir hinterlassen haben, gerecht zu werden? Doug und ich waren uns beide einig, dass wir nicht auftreten werden, wenn wir nicht 100% Vertrauen in die Band als Einheit haben. Wir waren uns auch einig, dass es so old school und authentisch wie möglich sein musste. Zu diesem Zeitpunkt fingen wir an auf die Jungs zuzugehen, um herauszufinden, was sie davon hielten, einen Neuanfang zu wagen und wieder aufzutreten.

Michael:  Rob Phillips veröffentlichte 2007 und 2008 zwei CDs unter dem Markennamen Siren, obwohl außer ihm kein anderes Mitglied der Band daran beteiligt war. Was hältst du von diesen Alben?
Ed Aborn: Ich bin mit Rob Phillips praktisch die ganze Zeit über befreundet geblieben, nachdem er selbst in den 80er Jahren die Band verlassen hatte. Wir haben beide die 90er Jahre damit verbracht, an unserer Karriere und unseren Familien zu arbeiten, aber 2002 oder so kamen wir wieder zusammen, und ich habe ihn mit den Wundern des Homerecording vertraut gemacht. Er hatte all die Jahre musikalisch nichts gemacht, und das entfachte wirklich ein Feuer in ihm. Rob hat ein sehr erfolgreiches Geschäft in Südflorida aufgebaut und die finanziellen Mittel, um danach selbst ein großartiges Heimstudio einzurichten, das er auf einem seiner Geschäftsgrundstücke einbaute. Zu diesem Zeitpunkt stellten wir die Gruppe von Musikern zusammen, die seine beiden Alben aufnahmen, die er unter dem Namen Siren veröffentlichte. Allerdings spielte er auf ihnen nicht Gitarre. Er war der Sänger und Texter und arbeitete mit den anderen Jungs zusammen an den Songs. Ich glaube, sie sind ganz gut geworden. Es ist aber ein anderer Musikstil als die Metal-Band Siren. Robs Siren-Version ist kein Metal. Es ist eigentlich ziemlich schwer zu definieren. Es ist Rock, hat aber auch etwas Fusion und andere Elemente.

Wo wir gerade von Robs Musik sprechen: Ich habe ihn kürzlich unterstützt, an einem dritten Album zu arbeiten, das er zwar aufgenommen hat, das aber bisher noch nicht das Licht der Welt erblickt hat. Todd Grubbs hat ein paar neue Gitarrenspuren zu den Songs beigesteuert, die er ursprünglich im Jahr 2011 aufgenommen hatte. Rob bereitet dieses neue Album gerade für die Veröffentlichung vor. Wieder einmal handelt es sich um ein anderes Musikgenre und steht in keiner Weise in Konkurrenz zur Metal-Band Siren. Wir sind Freunde und freuen uns, ihm bei seinen musikalischen Bemühungen behilflich zu sein.

Michael: 1986 gab es mit Doug Lee einen entscheidenden Bruch, als du die Band verlassen hast. War es schwierig, euch für die Reunion wieder zusammenzuraufen?
Ed Aborn: Nein, es war nicht wirklich schwierig. Wir hatten nur schon lange, lange Zeit keinen Kontakt mehr gehabt. Ich hegte keinen Groll oder irgendeine Feindseligkeit gegenüber Doug für das, was passiert war, als ich nicht über den Pattenvertrag für No Place Like Home informiert wurde oder für die Songs, die ich geschrieben oder meinen Beitrag geleistet hatte, keinen Dank oder Credits auf dem Album erhielt. Ja, ich war 1986 schon sehr verärgert darüber. Aber ich bin nicht jemand, der an negativen Gefühlen festhält. Doug war ein wenig erbost darüber, dass ich im e-book über meine Differenzen mit ihm während dieser Zeit berichtet habe , aber letztlich hat uns das wieder zusammengebracht. Nachdem das Eis gebrochen war und wir zu reden begonnen hatten, wurde unsere Freundschaft neu entfacht und es war wie damals, als wir zusammenarbeiteten.

Michael: Wie sind die Songs für Back from the Dead entstanden? Gab es noch altes Material, auf das ihr zurückgreifen konntet, oder habt ihr euch darauf konzentriert, ausschließlich neue Songs zu schreiben?
Ed Aborn: Auf Back from the Dead wurden keine alten Songs verwendet, alles ist brandneu. Nachdem wir fast ein Jahr lang wieder zusammen waren und auf dem Keep It True gespielt hatten, fanden wir unseren Groove als Band wieder. Wir wollten unseren Einflüssen treu bleiben, aber auch Songs machen, die mit unserem früheren Material im Einklang standen. Todd Grubbs ist ein erstaunlicher Songwriter und schrieb am Ende viele der neuen Songs. Er ist eine Maschine! Es schien, als ob er uns eine zeitlang jeden zweiten Tag eine weitere Killer-Demo anbot. Da wir Todd seit den 80er Jahren kennen und mit ihm zusammengearbeitet haben, fühlte sich die erneute Kollaboration einfach natürlich an.

Michael: Die Aufnahmetechniken haben sich seit damals erheblich verändert. Wie habt ihr die neuen Songs für das Album aufgenommen? So wie früher im Studio oder hat jeder für sich seinen Teil im eigenen Heimstudio aufgenommen?
Ed Aborn: Da hast du absolut Recht! Mein eigenes bescheidenes Heimstudio ist um ein Vielfaches leistungsfähiger als die professionellen Studios, in denen wir in den 80er Jahren aufgenommen haben. Aber auch wenn die Ausrüstung vorhanden ist, muss man immer noch Zeit investieren, um die Grundlagen solider Aufnahme- und Mischtechniken zu erlernen und anzuwenden. Als Toningenieur und Co-Produzent des neuen Albums habe ich mein Bestes gegeben. Hal Dunn und Todd Grubbs haben beide auch ihre eigenen Studios.
Nachdem er das Gerüst für einen neuen Songs ausgearbeitet hatte, spielte Todd Grubbs normalerweise ein paar Rhythmusspuren drauf und nahm sie mit einem Klick auf. Ich habe danach in meinem Studio das Schlagzeug aufgenommen, das ich dann in unserem gemeinsamen Online-Kooperationsraum teilte. Hal und Todd nahmen dann ihre Gitarrenparts in ihren Studios auf und schickten sie mir, um sie in die Master Sessions einzufügen. Gregg kam zu mir ins Studio, nachdem er seine Bassspuren ausgearbeitet hatte und legte sie drüber. Dazu muss ich sagen, dass Gregg ein unglaublich vorbereiteter und zuverlässiger Spieler ist. Normalerweise brauchte er nur zwei Durchgänge für jeden Song, und ich hatte alles, was ich brauchte. Am Ende kam Doug, um seine Gesangsspuren, die er für den gerade in Arbeit befindlichen Song vorbereitet hatte, in meinem Studio aufzunehmen. Wir nahmen uns die Zeit, seine spezielle Performance einzufangen, die seinen Stil am besten wiederspiegelt und den Sound von Siren authentisch repräsentierte. Danach nahmen wir Backing Vocals auf, Todds Leads wurden hinzugefügt und alle anderen Verbesserungen, die wir für nötig hielten. Schließlich mischte ich die Songs ab und schickte sie an die Jungs, damit sie sich das Ergebnis anhören und Änderungsvorschläge machen konnten. Der Abmischprozess dauert auf jeden Fall einige Zeit!

Michael: Wie bist du eigentlich mit Holger von GOM Records und Andy von Battlecry Records in Kontakt gekommen, die die CD veröffentlichen?
Ed Aborn: Holger ist seit den 80er Jahren ein großer Fan von Siren, und er ist ein großartiger Typ. Wir haben uns nach all den Jahren wiedergetroffen, nachdem wir auf dem Keep It True gespielt haben und es ist wirklich eine starke Freundschaft zwischen uns entstanden. Nach dem KIT blieben wir in Kontakt und hielten ihn auf dem Laufenden, als wir mit den Aufnahmen für das neue Album begannen. Er wusste, dass wir nach einem Partner suchten, mit dem wir zusammenarbeiten können, um CDs und die Vinyls zu produzieren. Underground Power Records brachte ja auch schon die phänomenale Dreifach-LP-Ausgabe unserer Anthologie Up from the Depths heraus. Letztendlich arbeitete Holger mit Andy von Battlecry zusammen, um die CDs zu veröffentlichen.

Michael: Leider macht es euch die aktuelle Situation mit der Covid-19-Pandemie unmöglich, das Album auf der Bühne zu promoten. Wie ist die aktuelle Situation in Florida?
Ed Aborn: Insgesamt ist die Lage hier in Florida in Bezug auf COVID-19 nicht allzu schlecht. Wir haben Glück, dass unser Bundesstaat im Vergleich zu bevölkerungsreicheren Gebieten wie New York keine hohe Infektionsrate aufweist. Wir betreiben immer noch social distancing und bleiben weitgehend zu Hause. Der Bundesstaat als Ganzes hat den Shutdown bisher noch nicht wieder gelockert, aber man bereitet sich darauf vor, langsam wieder einige Geschäfte, Restaurants usw. zu öffnen. Es geht darum, vernünftig zu sein und Vorkehrungen zu treffen, aber wir können uns nicht ewig zu Hause verstecken. Viele Menschen sind bereit, wieder an die Arbeit zu gehen.

Michael: Hattet ihr vor dem weltweiten Lockdown irgendwelche Pläne für eine Tournee? Vor allem deutsche Fans haben bestimmt gehofft, Siren nach ihrem gefeierten Auftritt beim Keep it True Festival wieder auf der Bühne zu sehen.
Ed Aborn: Ja! Wir sollten im Juli diesen Jahres auf dem Headbanger’s Open Air Festival auftreten und wir haben uns sehr darauf gefreut, wieder nach Deutschland zurückzukommen. Bis jetzt hat Thomas vom HOA noch keine Entscheidung über die Pläne getroffen, das Festival zu verschieben oder abzusagen, also warten wir ab, was er zu sagen hat, und dann werden wir sehen, wohin der Weg führt. Wir werden definitiv nach Deutschland zurückkommen – hoffentlich für mehr als nur eine einzige Show. Wir lieben das Land aufrichtig und können es kaum erwarten, wieder mit unseren deutschen Freunden zusammen zu sein!

Michael: Ihr habt außerdem eine Dokumentation über den Reunion-Auftritt auf dem KIT gedreht: „I’m too old for this sh**“. Wann und in welcher Form wird der Film gezeigt werden? Der Trailer dazu hat mich wahnsinnig neugierig gemacht!
Ed Aborn:  Eigentlich haben wir den Dokumentarfilm ja gar nicht gemacht, sondern ihn nur miterlebt. Der Film wurde von Chris Jericho produziert. Er ist professioneller Wrestler, Schauspieler, Sänger von Fozzy und sein Leben lang ein Heavy-Metal-Fan. Als er von unserem unerwarteten Wiedersehen hörte und davon, dass wir uns darauf vorbereiteten, nach drei Jahrzehnten Trennung auf dem Keep It True aufzutreten, dachte er, es wäre eine großartige Geschichte, die er in einem Film festhalten könnte. Es ist nicht wirklich ein Film über Siren. Es ist ein Film über fünf Jungs in den Fünfzigern, die damals einen Traum hatten und nun – zu ihrer Überraschung – die Chance bekommen sollten, diesen Traum noch einmal für einen Moment zu leben. Es ist eine übertragbare Geschichte für jeden, der in seiner Jugend einen Traum hatte, den er zunächst wegen des alltäglichen Lebens, der Arbeit, der Familie usw. nicht verwirklichen konnte. Ob es nun um Musik, Sport oder Schauspielerei geht, so viele Menschen haben diesen Traum, den sie in der Vergangenheit begraben mussten. Wir hatten das Glück, diese Magie noch einmal erleben zu dürfen. Der Film hat diese Geschichte wirklich eingefangen und wir sind einfach dankbar, das erleben zu dürfen. Im Moment arbeiten Chris Jericho und sein Team daran, einen Verleiher für den Film zu finden, damit er für alle zugänglich gemacht werden kann. Auf die eine oder andere Weise wird er es möglich machen.

Michael: Danke für Ihre Zeit, Ed, und für die Gelegenheit, dieses Interview für Soundmagnet.eu zu führen. Ich hoffe, dich und die Jungs von Siren in naher Zukunft auf einer Tournee hier in Deutschland treffen zu können.
Ed Aborn: Nochmals vielen Dank für dein Interesse und die Unterstützung der Band. Ich kann gar nicht genug betonen, wie dankbar wir jedem sind, der sich per E-Mail meldet, eine Rezension schreibt, um ein Interview bittet oder einfach nur unsere Musik hört. Es ist wirklich ein Traum, nach so vielen Jahren wieder ein Teil der Heavy-Metal-Welt zu sein. Du weißt bestimmt, dass es eine Bewegung gibt, die New Wave Of Traditional Heavy Metal genannt wird. Wir finden das fantastisch und haben die Bühne mit den NWOTHM-Bands aus unserem Bundesstaat, wie zum Beispiel Midnight Spell aus Miami, geteilt und unterstützen sie. Wir scherzen jedoch gerne darüber, dass Siren ein Teil der alten Welle und der neuen Welle des traditionellen Heavy Metal ist. Wir waren bei der ersten Welle dabei und hoffen, auch auf der neuen Welle ein bisschen surfen zu können. Nochmals vielen Dank und ich freue mich darauf, dich hoffentlich bald auch persönlich kennenzulernen. Ich hoffe, dass du und alle Leser glücklich und gesund sind und eine tolle Woche haben!


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