Scavenger – Beyond The Bells – Album Review

Scavenger – Beyond The Bells
Herkunft: Belgien
Release: 22.03.2024
Label: No Remorse Records
Dauer: 39:32 – LP / 48:41 – CD
Genre: Heavy Metal


In letzter Zeit kommt es öfter vor, dass verschollene Bands mit neuer Energie wieder auf der Bildfläche auftauchen. So auch geschehen bei Scavenger, deren Ursprung in einem Debütalbum Mitte der 1980er Jahre liegt und dem danach eine sehr lange Stille folgte.

Für uns alle ist Heavy Metal ein Lebensgefühl, welches uns in jugendlichen Zeiten genügend Adrenalin verpasste. Diesem Hochgefühl von vergangener Glückseligkeit hängen wir alle in unseren Erinnerungen hinterher. Darum kann man es Scavenger auch nicht verübeln, dass sie 2018 aus dem Nichts erschienen und die Bühnen enterten.

Neue Mannschaft auf altem Kurs

Was ein bisschen schräg wirkt, ist der Fakt, dass von den alten Scavenger, der Erstbesetzung, wohl aktuell keiner mehr mit an Board ist. Das letzte originale Mitglied war der Schlagzeuger Luc Ebinger und dieser hat zirka 2020 die Trommelstöcke zur Ruhe gelegt.

Neben einer besseren Produktion der Neuzeit ist ein weiterer unüberhörbarer Fakt, dass jetzt eine Frau hinter dem Mikro steht. Das klingt schon nach einem Stilbruch und vielleicht wäre an diesem Punkt eine Umbenennung sinnvoll gewesen. Doch es heißt, dass die neuen Scavenger mit Unterstützung der alten Besatzung gestartet sind.

Auf Festivals live zu spielen ist gefühlt nur die halbe Miete. Deshalb ging man 2020 ins Studio und schob in Eigenregie eine Zweitrack-EP nach, welche auch der aktuellen CD-Ausgabe von Beyond The Bells als Bonus beigefügt wurde. Der in früheren Tagen verwurzelte Metal verlangt schon nach einem entsprechendem Label. Deshalb war die Griechen von No Remorse Records wohl die allerbeste Wahl für den coolen, aber schon sehr traditionell nach 1980er Jahre klingenden Sounds.

Willkommen zuhause

Besser kann man es nicht beschreiben, denn Beyond The Bells klingt vom Feeling und der Machart her wie vor vierzig Jahren. Das soll kein negatives Kriterium sein, doch es unterscheidet die Belgier von anderen heutigen Kapellen. Viele andere Bands auf No Remorse Records versuchen den Heavy Metal durch neue Einflüsse und eine druckvolle und angepasste Produktion auf eine modernere Stufe zu stellen. Scavenger dagegen optimieren den alten traditionellen Sound. Die Produktion hält sich mit überzogenem Druck zurück und bringt die Instrumente detailreich zum Klingen.

Natürlich fällt die aktuelle Frontfrau Tine Lucifera sofort ins Ohr. Mit ihrem rotzigen Organ passt sie perfekt zu den meist schnellen Nummern. Sie weckt Erinnerungen an die frauenbesetzten Landsleute von Acid und singt dreckiger als Doro Pesch zu Warlock-Zeiten. Damit jeder weiß worum es geht, gibt es HIER den schnellen Opener Black Witchery zu hören.

Viele der Songs folgen dem Konzept des schnellen Heavy Metal, wobei mir besonders die geradeheraus laufenden Nummern Watchout! und Defiler gefallen. Abwechslung bringen solche Songs wie Slave to the Master, welches anfangs nach einer Ballade anmutet, aber nach zwei Minuten zu einem schönen Banger mutiert. Die reguläre Vinylversion klingt mit dem zügigen Nosferatu und dem gelungenem, traditionellen Crystal Light aus.

Eine sinnvolle Ergänzung

Nach einem Intro und acht schnellen Heavy Metal Songs ist die reguläre Vinylversion mit knapp vierzig Minuten abgeschlossen. Hier kommt die CD-Version mit den beiden im Jahr 2020 in Eigenregie veröffentlichten Songs Backslider und Red Hot ins Spiel. Inhaltlich zu hundert Prozent zum anderen Material auf Beyond The Bells passend, klingen die beiden Titel vom Sound her etwas breiter und heller.

Passt Backslider perfekt zum aktuellen Material, so trägt Red Hot noch einen kleinen, rockigen Kick Mötley Crüe in sich. Es war einen gute Idee uns die beiden Songs auf diesem Weg noch einmal zur Verfügung zu stellen. Das ist wieder ein Grund mehr, auch mal nach dem digitalen Silberling zu schauen.


Fazit
Trotzdem oder gerade weil die aktuellen Scavenger nichts mit der originalen Band der 1980er zu tun haben, sollte man Beyond The Bells unbedingt Beachtung schenken. Von der old-styligen Metalbasis bis hin zur dreckig-kräftigen Stimme der Frontfrau klingt alles authentisch und mit Liebe eingespielt. Für traditionelle Metaller eine feine Empfehlung. 7,5 / 10

Line Up
Kevin D. – Gitarre
Vincent DL. – Bass
Tine Lucifera – Gesang
Tim N. – Gitarre, Gesang
Gabriel DS. – Schlagzeug

Tracklist
01. The Warning Bell
02. Black Witchery
03. Watchout!
04. Streetfighter
05. Defiler
06. Hellfire
07. Slave to the Master
08. Nosferatu
09. Crystal Light
10. Backslider (CD Bonus)
11. Red Hot (CD Bonus)

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