Savage Grace – Sign Of The Cross – Album Review
Savage Grace – Sign Of The Cross
Herkunft: Los Angeles / USA
Release: 05.05.2023
Label: Massacre Records
Dauer: 44:29
Genre: Speed Metal / US Metal
Als ich von der Ankündigung der neuen Scheibe von Savage Grace hörte, habe ich erst mal nachgeschaut, ob es sich wirklich um die legendären Savage Grace handelt.
Tatsächlich ist ein kleines Wunder geschehen und die alten Helden kommen nach über dreißig Jahren mit einem neuen Album um die Ecke.
Trotz all der Vorfreude wird das Release wohl von diversen Diskussionen überschattet werden. Wer ist vom damaligen Ursprung noch mit an Board? Als Originalbesetzung ist lediglich der Gitarrist Chris Logue geblieben und deshalb steht die Frage ist das noch Savage Grace?
Doch auf eine Personal- und Namensdiskussion will ich mich hier nicht einlassen, denn diese kann, wie bei der französischen Band Sortilège, ins Endlose führen. Vielmehr sollte man sich darauf besinnen, was die 1980er Alben der Band so legendär gemacht hat. Trotz des aus heutiger Sicht dürftigen Sounds der Kultalben Master Of Disguise und After The Fall From Grace war es der energiegeladene, schnelle US Metal, der diesen Alben zu solch einem Ansehen verhalf.
Was eine Band ausmacht
Natürlich prägt ein charismatischer Frontmann in erster Linie das Hörbild einer Band. Ist der Gesang dürftig, dann zieht das das Endergebnis deutlich nach unten. Auf den legendären Studioalben machten erst Mike Smith und später Chris Logue am Mikro einen überzeugenden Job. Die Geschichte der Band wiederum kennt viele Sänger und so verwundert es nicht, dass mit Gabriel Colón ein neuer Mann den hohen Gesang übernimmt.
Doch der Frontmann ist das Eine und die Mannschaft dahinter der andere Part. Die Gitarrenarbeit ist natürlich wichtig, doch für mich herausstechend war bei den alten Savage Grace vor allem das Schlagzeugspiel. Dieser Sound hatte, trotz verschiedener Drummer, etwas von einem rumpelnden, stampfenden Eilexpress. Er war die passende Kraft des Speed Metal, welche alles antrieb.
Durch die Besetzungswechsel klingen Savage Grace anno 2023 natürlich etwas anders. Das bedeutet nicht, dass Sign Of The Cross ein dürftiges US Metal Album geworden ist. Das ganze Gegenteil ist der Fall. Schon der Opener Barbarians At The Gate ist eine Kampfansage und galoppiert wunderbar durch die Boxen.
Der Sound ist eine Mischung aus Tradition und moderner Produktion. Dieser Fakt unterscheidet wahrscheinlich dieses neue Album von den alten Klassikern an meisten. Ansonsten macht Gabriel Colón einen super Job. Live wird es jedoch nicht einfach sein, diese Gesangslinien umzusetzen, denn die Stimmen sind oft gedoppelt und mehrstimmig geschichtet.
Die lang ersehnte Lokomotive
Das Schlagzeug als Lokomotive gibt es dann bei Automoton. Unterstützt wird der treibende Rhythmus von klasse Riffs und im Hintergrund surrenden Gitarren. Den Song kann man HIER anhören, denn er vermittelt ein gutes Bild vom aktuellen Status der Band.
Schon auf Platz drei folgt der Titelsong des Albums. Sign Of The Cross fällt akustisch sofort aus dem Rahmen. Er nimmt gewaltigen Anlauf und kommt dann mit einer gewissen bösartigen Macht über uns gefegt. Der Gesang ist hier nicht vordergründig hoch und hell, sonders das behält sich ausschließlich der Hintergrundgesang vor. Deshalb klingt Sign Of The Cross so anders, wenn auch kraftvoll und geradezu mächtig.
Das folgende Rendezvous dagegen tönt dann schon wieder traditionell und nach dem mächtigen Titelbrocken vielleicht zu harmlos. Dafür gibt es im Mittelteil ein langes Solo, was nicht jedem Song auf der Platte so vergönnt ist.
Zwischen Party, dunkeln Wänden und Machogehabe
Sign Of The Cross ist abwechslungsreich geworden. Vielleicht liegt es an der großen Spanne in der die Songs entstanden sind oder an den vielen verschiedenen Ideen. Dadurch wirkt das Album breit gefächert und nicht langweilig. Andererseits glaubt man manchmal, dass der rote Faden fehlt.
Die Spanne zwischen den harmlosen Party Hymnen wie Stealin‘ My Heart Away, einer Speed Metal Nummer wie Slave Of Desire, sowie dem dunklen Verschwörungssong Land Beyond The Walls ist schon sehr groß. Auch gibt es immer wieder traditionellen Stoff, wie bei Star Crossed Lovers und soliden, wenn auch nicht zwingenden Hard Rock beim abschließenden Branded.
Für die Käufer der CD Ausgabe gibt es mit Helsinki Nights einen zügigen, lockeren Bonustrack, welcher das Album auf rund 53 Minuten verlängert. Der Song fällt in die Kategorie Partymucke und macht inhaltlich tüchtig einen auf Macho. Ein guter Song, welcher aber insgesamt sehr wenig zu den anderen neun Titel passt.
Fazit
Sign Of The Cross ist kein Savage Grace in Tradition der eigenen Klassiker geworden. Doch es ist ein gut produziertes und breitgefächertes Album, dass mit Barbarians At The Gate, Slave Of Desire und dem genialen Titelsong genug Energie bereit hält den Hörer mitzureißen. 8 / 10
Line Up
Gabriel Colón – Gesang
Christian Logue – Gitarre
Fabio Carito – Bass
Marcus Dotta – Schlagzeug
Gastmusiker
Griffin McCarthy – Schlagzeug
Tracklist
01. Barbarians at the Gate
02. Automoton
03. Sign of the Cross
04. Rendezvous
05. Stealin‘ My Heart Away
06. Slave of Desire
07. Land Beyond the Walls
08. Star Crossed Lovers
09. Branded
10. Helsinki Nights (CD Bonustrack)
Links
Facebook Savage Grace
Webseite Savage Grace
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