A Pale Horse Named Death – Nachgefragt bei Sal Abruscato – Interview

Sal Abruscato ist eine feste Größe in der US-amerikanischen Szene. Einst bei Type O Negative und auch Life Of Agony aktiv, verwischt der Musiker mit A Pale Horse Named Death seit einigen Jahren die Grenzen zwischen Doom Metal und Grunge.

Im Interview erklärt er uns, was die neue Platte Infernum In Terra von ihrem Vorgänger unterscheidet. Außerdem erzählt er uns, was  er über die immer gleichen Kritiken im Internet denkt und wieso die Corona-Pandemie ein wenig wie die Hölle ist.

You can find the original interview in English HERE.


APHND3 credit MISCHA LINARES
Foto Credit: Mischa Linares

Markus (Soundmagnet.eu): Hallo und danke für das Interview. Soweit ich weiß, waren die letzten Jahre sehr hart für dich. Bevor wir über das neue Album sprechen, will ich sagen, dass ich für dich und deine Familie hoffe, dass das Schlimmste vorbei ist.
Sal (A Pale Horse Named Death): Danke, uns geht es gut und wir arbeiten weiter an unserer Zukunft.

Markus: Das neueste Album heißt Infernum In Terra, was übersetzt Hölle auf Erden bedeutet. Warum hast du das Album so genannt, was ist für dich die Hölle auf Erden?
Sal: Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen näherte sich das 10-jährige Jubiläum unseres Debüts And Hell Will Follow Me, also wollte ich es mit dem Wort „Hölle“ würdigen. Zweitens begann ich die Ideen für dieses Album zu skizzieren, als die Pandemie ausbrach. Nachdem ich gesehen hatte, wie viele Menschen starben, daran gehindert wurden, ihre Lieben zu sehen, nicht arbeiten konnten, Kinder nicht zur Schule gehen konnten, schien es so, als ob jeder durch eine Art Hölle gehen würde.
Aber „Hell On Earth“ erschien mir zu vorhersehbar und einfältig. Ich übersetzte es ins Lateinische und kam zu Infernum In Terra! Das schien mir ein toller Titel zu sein, der zur Stimmung passte!

Gut Ding braucht Weile

Markus: Du hast gesagt, dass der Vorgänger „ein bisschen überstürzt“ war, während die Ideen, die zu Infernum In Terra führten, Zeit hatten, zu wachsen und sich zu entwickeln. Wie bei allem im Leben wird auch von Musikern erwartet, dass sie funktionieren und im Idealfall ständig etwas Neues liefern – so scheint es mir zumindest. Sehe ich das richtig oder wie kann man sich das Leben im heutigen Musikgeschäft vorstellen?
Sal: Ich habe das neue Album in einem Jahr geschrieben und aufgenommen. Ich habe ganz neue Musik geschrieben, während auf dem vorherigen Album noch einige ältere Ideen vorhanden waren, die auf mich warteten. Was beim letzten Album unbefriedigend war, war die Produktion. Ich hatte nicht genug Zeit für das Abmischen, ich hatte das Gefühl, dass es nicht klar genug war und der Gesang hätte lauter sein müssen.
Für mich ist die Produktion auf Infernum In Terra viel besser. Es ist auch das erste Album, das ich komplett selbst aufgenommen, bearbeitet und produziert habe. Ich habe das Album dann von dem großartigen Maor Appelbaum in Los Angeles mastern lassen.

Markus: Wenn man sich im Internet umschaut, beschweren sich Kritiker immer darüber, dass A Pale Horse Named Death nicht unabhängig genug von deinen früheren Bands klingt, beispielsweise Type O Negative oder Life Of Agony. Interessieren dich solche Kommentare und Kritiken überhaupt? Gibt es etwas, das du solchen Internet-Kritikern sagen willst?
Sal: Es ist mir egal, was andere sagen. Jeder wird eine Meinung haben, aber ich kann die Bands, von denen ich komme und die mich beeinflusst haben, nicht auslöschen.

Der ewige Kampf zwischen Licht und Dunkelheit

Markus: Zurück zum neuen Album. Infernum In Terra hat einen anderen inhaltlichen Ansatz, nicht alles scheint sich mehr um düstere persönliche Kämpfe zu drehen. Gibt es ein durchgängiges Thema auf dem Album, was hat dich beim Schreiben der Texte beeinflusst?
Sal: Ich schreibe einfach, was ich fühle, und es ist ein bisschen anders und vielfältiger geworden als die üblichen persönlichen Kämpfe, über die ich manchmal schreibe. Das Album ist ein bisschen kultischer und luziferischer in Bezug auf eine dunklere Seite. Der Kampf zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Gott und dem Teufel. Ich würde sagen, es gibt ein schmutziges, düsteres Thema, ein Thema der Besessenheit, so als ob es in manchen Momenten zu einem Exorzismus kommt.

Ich bin eine alte Seele

Markus: Der Sound erinnert mich an eine Ära vor digitalen Tools und Gadgets. Das Album ist roh und die Musik klingt sozusagen „echt“. Keine Überproduktion, kein steriler Mix. Ein bewusster Ansatz oder ein Ergebnis dessen, wer du bist und wie du dich durch deine Kunst ausdrückst?
Sal: So bin ich eben, ich bin eine alte Seele und wollte diesen Sound haben und nicht zu poliert oder digital klingen. Maor Appelbaum hörte das während des Masterings und ließ die gesamte Musik absichtlich durch analoges Röhren-Equipment laufen – daher das Oldschool-Gefühl der späten 70er und frühen 80er Jahre.

Live-Pläne: „Es scheint noch ein paar Jahre zu dauern

Markus: Wenn eine gewisse Pandemie es zulässt, würdest du dann ein paar Gigs in Europa spielen wollen?
Sal: Wenn es möglich ist. Im Moment scheint es noch ein paar Jahre zu dauern, bis es losgeht. Wir werden sehen, es gibt eine riesige Warteliste von all den Bands, die 2020 und 2021 abgesagt wurden. Das Schlimme daran ist, je länger wir warten, desto älter werden wir. Das Leben hat jetzt viele Verantwortungen und Verpflichtungen, im Gegensatz zu früher, als wir jung waren. Ich hoffe, dass ich die europäischen Fans eines Tages sehen kann, ich habe es immer genossen, in Europa aufzutreten!

Markus: Vielen Dank für deine Zeit. Die letzten Worte in diesem Interview gehören dir und unseren Lesern.
Sal: Ich möchte mich für die jahrelange Unterstützung bedanken und hoffe, dass euch dieses neue Album, in das ich ein Stück meiner Seele gesteckt habe, gefällt. Bitte bleibt sicher und passt auf euch auf, wir haben nur ein Leben. Wir sehen uns eines Tages bald wieder!


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