Sabaton / Apocalyptica / Amaranthe – 31.01.2020, Festhalle Frankfurt a.M. – Live Review

Sabaton / Apocalyptica / Amaranthe – The Great Tour 2020
Veranstaltung:
31.01.2020 Festhalle Frankfurt a.M
Herkunft:
Finland/Schweden
Ticket:
61,90 €
Genre:
Cello Metal/Power Metal/Symphonic Metal


Mein erster Einsatz für Soundmagnet.eu an der Live Front führt mich am Freitag den 31.1.2020, gleich in die Mainmetropole Frankfurt zu einem Mega Event in die ehrwürdige Festhalle. Dort gastieren die finnischen Metal Cellisten Apocalyptica im Vorprogramm von Sabaton als Special Guest auf deren laufenden The Great Tour Konzertreise. Ich habe Apocalyptica schon einige Male auf ihren vergangenen Tourneen auf der Bühne gesehen und war begeistert von der Möglichkeit, für unser Magazin die Band vor solch großer Kulisse fotografieren zu dürfen. Mit Sabaton steht ein Headliner auf dem Programm, dem ich bisher eher skeptisch begegnet bin. Zum einen bewegt sich die Band musikalisch nicht ganz in meinem bevorzugten Genre, zum anderen gefiel mir bisher die ganze visuelle Präsentation der Band nicht. Trotzdem bin ich neugierig, was ich live vom schwedischen Top Act erwarten kann, denn mit dem aktuellen Album The Great War haben sie nicht nur zeitweise die deutschen Charts angeführt, sondern ziehen inzwischen seit Jahren auf den großen Festivals die Massen an. Schon auf dem Weg vom Parkhaus zum weitläufigen Gelände der Festhalle sehen meine Begleitung und ich jede Menge T-Shirts, die uns ganz klar zeigen, welcher Act hier die Leute in Scharen zum Veranstaltungsort mitten in die Frankfurter City gelockt hat; bunte Sabaton Motive, wohin das Auge blickt.

Die Abholung des hinterlegten Presseausweises funktioniert reibungslos, die freundliche Dame von Live Nation sammelt die zahlreich erschienenen Pressevertreter ein und geleitet uns in die Festhalle, wo wir noch einmal genau instruiert werden, wann wir zum Fotografieren in den Graben gelassen werden und was erlaubt und was verboten ist. Währenddessen hat sich die Halle beachtlich gefüllt und die Menge wartet auf die schwedischen Landsleute des Headliners. Der Vorhang fällt, wir werden für die ersten drei Songs von der immer freundlichen Security in den Graben gelassen und Amaranthe geben mit Maximize gleich richtig Gas. Auf der Bühne ist mit drei Sängern, die sich die Gesangsparts teilen, mächtig was los. Das Hauptaugenmerk liegt dabei natürlich auf Elize Ryd, die mit ihrer klaren Stimme die Songs eindeutig prägt. Für die Death Metal Growls als Gegenpart zeichnet sich Henrick Englund Erikson verantwortlich. Den männlichen Klargesang übernimmt Nils Molin, der auch bei den schwedischen Power Metallern Dynazty hinter dem Mikro zu finden ist. Der Sound von Amaranthe ist auch von starken elektronischen Sounds bestimmt, was in den folgenden Nummern Digital World, Hunger oder Call Out My Name deutlich wird. Der Mix aus Symphonic-, Death Metal und Eurodance kommt beim Publikum gut an. Ruhigere Song wie Amaranthine oder das rockig-rhythmische That Song, bei dem das Publikum zum Mitklatschen gefordert war, runden den unterhaltsamen Auftritt ab, der mit Amaranthes bisher größtem Hit Drop Dead Cynical beendet wird. (Tracklist: Maximize, Digital War, Hunger, Amaranthine, GG6, Helix, That Song, Call Out My Name, Helix, Drop Dead Cynical)

Dank der guten Organisation dauert es nicht lange, bis der Vorhang für Apocalyptica fällt, auf die ich mich im Vorfeld schon tierisch gefreut habe. Ich bin gespannt, wie sich die neuen anspruchsvollen Songs, die ich schon für ein Album Review ausgiebig gehört habe, in das aktuelle Set einfügen. Als Opener fungiert dann auch gleich Ashes Of The Modern World von Cell-O mit viel Dramatik und Schwere. Das Bühnenbild mit großer Videoleinwand unterstützt mit entsprechenden Sequenzen die düstere Stimmung. Mit Path folgt ein altbekannter Song, der vor allem von Aktivposten Perttu und Eicca mit viel Körpereinsatz dargeboten wird. Schlagzeuger Mikko Siren gibt den instrumentalen Stücken mit seinem variablen und dynamischen Spiel zusätzliche Tiefe. Mit En Route To Mayhem holen Apocalyptica wieder einen Kracher vom aktuellen Album raus. Die Nummer knallt auch live mörderisch und wird in Zukunft wohl zum festen Bestandteil jeder Apocalyptica Show gehören. Für die nächsten beiden Songs holen die Finnen Amaranthe Sängerin Elize Ryd zur Verstärkung auf die Bühne. Die Schwedin schlägt sich wacker mit dem deutschen Text zum Rammstein Cover Seemann, nicht immer kann ich den Lyrics folgen, aber gesanglich schraubt sich Elize dabei in ungeahnte Höhen und gibt dem Song, den ja auch schon Nina Hagen für Apocalyptica interpretiert hat, ein eigenes Gesicht. I Don’t Care zählt für mich zu meinen persönlichen Lieblingsstücken von Apocalyptica, kann mich aber in der von Elize dargebotenen Version heute nicht ganz überzeugen. Nach dieser Gesangseinlage konzentrieren sich Apocalyptica wieder auf die Sprache ihrer Instrumente und streuen mit Grace einen weiteren Klassiker ein. Mit Seek & Destroy folgt der erste Metallica Song, bei dem Eicca und das Publikum die bekannten Strophen zu Seeearchin‘, seeeek and Destrooooy lauthals ins Auditorium schmettern. Die Interpretation des Edvard Grieg Klassikers Hall Of The Mountain King gehört bei Apocalyptica ebenso zum unverzichtbaren Bestandteil wie das abschließende Nothing Else Matters, das nicht nur bei mir immer wieder aufs Neue eine Gänsehaut erzeugt. Das sehen wohl die meisten Zuschauer genauso, dafür werden Apocalyptica mit ordentlich Applaus gefeiert und Eicca verspricht zum Abschied, dass die Finnen im Herbst mit eigener Headliner Show zurückkehren werden. (Tracklist: Ashes Of The Modern World, Path, En Route To Mayhem, Seemann, I Don’t Care, Grace, Seek and Destroy, Hall Of The Mountain King, Nothing Else Matters)


Hinter den Kulissen wird inzwischen eifrig die aufwändige Bühnenshow des Headliners vorbereitet, um pünklich gegen 21:30 Uhr nach dem cineastischen Intro zu Ghost Division mit einem lauten Kanonenschlag und jeder Menge Pyros in den Set zu starten. Die Fotografen werden in verschiedene Gruppen eingeteilt, denn der Andrang im Graben für die Headlinershow ist extrem groß. Ich bin erst in der zweiten Fuhre nach Song Nr. 6 dran und fürchte wegen des exorbitanten Einsatzes der Pyrotechnik um meine Gesichtsbehaarung. Im Minutentakt explodiert etwas und meterhohe Flammensäulen steigen zu Songs wie The Great War, The Attack Of The Dead Man, zu dem historischen Filmsequenzen eingespielt werden oder The Lost Battalion, auf.

Beeindruckend ist die imposante Bühnenshow allemal, die mit Stacheldraht, aufgestapelten Sandsäcken und dem in einem Panzer integrierten Schlagzeug einem Kriegsschauplatz gleicht, aber musikalisch lässt mich der Auftritt der Schweden ziemlich kalt, was die Fans in der gut gefüllten Frankfurt Festhalle zum größten Teil anders sehen, denn von den vorderen Reihen im sogenannten Golden Circle, über die oberen Ränge, bis zu den hinteren Plätzen ist die Stimmung auf dem Höhepunkt. Der übliche „noch ein Bier“ running Gag kommt gleich mehrfach zum Einsatz. Dann geht alles ganz schnell, die Security führt mich mit den anderen Fotografen nach The Red Baron in den Graben, es ist heiß und laut, aber dafür es gibt eine Menge zu fotografieren. The Last Stand  und 82nd All The Way bringen die Stimmung in der Halle weiter zum Kochen. Wir müssen den Schützengraben wieder verlassen, dürfen aber wenig später noch einmal hinein, als Apocalyptica das schwedische Kriegskommando für ganze sechs Songs unterstützt.

Das macht nicht nur allen beteiligten Musikern sichtlich Spaß, auch ich bin froh, denn das bereichert die Show für mich noch einmal enorm. Fields Of Verdun, The Price Of A Mile und Carolus Rex werden von den Fans entsprechend abgefeiert. Danach verabschieden sich die Musiker, um nach einem weiteren Intro mit historischen Filmsequenzen, in dem auch Churchills Ansprache mit den legendären Worten „We shall fight on the beaches,…we will never surrender!“ eingebaut ist, mit Primo Victoria in den Zugabenteil zu starten. Bismarck wird wieder von massenhaft Feuersalven in Szene gesetzt , so dass der Rauch dicht unter der Hallenkuppel steht. Swedish Pagans und To Hell And Back mobilisiert nach einem weiteren Bier noch einmal die Massen zum Mitsingen. Während Sabaton noch von den Fans frenetisch gefeiert werden, verlasse ich schon mit meiner Begleitung die Halle, um dem zu erwartenden Abreisechaos in der Innenstadt zu entkommen. (Tracklist: Ghost Division, Great War, The Attack Of The Dead Men, Seven Pillars Of Wisdom, The Last Battalion, The Red Baron, The Last Stand, 82nd All The Way, Night Witches, Angels Calling, Fields Of Verdun, The Price Of A Mile, Dominium Maris Baltici, The Lion From The North, Carolus Rex, Primo Victoria, Bismarck, Swedish Pagans, To Hell And Back)


Für mich als Redakteur war das ganze Event natürlich eine tolle Herausforderung vor solch einer Kulisse auch fotografieren zu dürfen. Mit Amaranthe, Apocaloyptica und Sabaton standen drei Acts auf der Bühne, die mit visuellen Elementen in ihren Shows nicht geizten. Die Veranstaltung war top organisiert, leider ist in der Festhalle für die Besucher des normalen Innenraums das Geschehen auf der Bühne nur schwer zu verfolgen. Diejenigen, die sich eine Karte für die Ränge oder den Golden Circle gegönnt haben, hatten da schon deutlich mehr von der Show.

Apocalyptica haben einen tollen Auftritt geliefert, aber ich freue mich, das sympatische Quartett im Herbst in einem kleineren Venue, dafür aber mit voller Show, wiedersehen zu können.  Licht und Sound waren insgesamt in Ordung, bei Sabaton hatte ich gerade beim Gesang von Joakim Broden manchmal das Gefühl, dass er etwas dünn war. Das kann aber auch an meinem Standort rechts neben der Bühne gelegen haben. Ansonsten muss man den Erfolg von Sabaton respektieren, die gerade einem jüngeren Publikum mit ihrer großen Show gute Unterhaltung bieten und den Metal auf ihre Weise in die nächste Generation tragen.

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