RPWL – Crime Scene – Album Review
RPWL – Crime Scene
Herkunft: Deutschland
Release: 17.03.2023
Label: Gentle Art of Music
Dauer: 45:04
Genre: Artrock, Progressive Rock
Das mittlerweile elfte Studioalbum der Prog-Rock Legenden RPWL aus Freising ist endlich veröffentlicht. Ach, wie konnte ich mir nur so Zeit lassen so ein großartiges Album zu besprechen. Schnell den Laptop auf, ein leeres Word-Dokument zur Bearbeitung freigeben und das Album nochmal von Anfang anhören.
Um auf die musikalische Karriere dieser außergewöhnlichen Band zurückzublicken, sollte man sich unbedingt alle bisherigen zehn Studioalben zu Gemüte geben. Wer allerdings mit Crime Scene beginnt, die Bajuwaren-Progger kennenzulernen, macht absolut nichts verkehrt. Eins ist garantiert: Jedes Album ist ein außerordentliches Musikerlebnis!
Wird man böse geboren?
Thematisch beschäftigen sich die Masterminds Yogi Lang, Gesang und Keyboard, sowie Lead-Gitarrist Kalle Wallner auf dem Album mit der dunklen Seite der menschlichen Seele. Weshalb werden wir kriminell? Warum kommt es zur Gewalt?
Alle sechs Tracks tragen eine melancholische Atmosphäre in sich, welche für mich die Tragik des Themas sehr gut widerspiegeln. Victim of Desire leitet das Album mit psychedelischen Streichern ein und entwickelt sich zu einer interessanten Reise in das Land des Könnens von RWPL. Diffizile Klänge werden zur Eingängigkeit formatiert und kreieren sich zu einem prachtvollen Songkonstrukt. Die Stimme Yogis schwirrt sanft um das unverwechselbare Gitarrenspiel von Kalle. Progressive Rock, der es verdient auch so genannt zu werden.
Im eigenen Haus gefangen…
Sanftmütig und mit viel musikalischem Feingefühl gehen die Jungs bei Red Rose zur Sache. Der Song berührt mit seinen klaren Lyrics, seinem Gefühl und einfachen Konstrukt. Ähnlich verhält es sich mit dem folgenden A Cold Spring Day in ´22 HIER, das mich durch ein spezielles Gitarrensolo zum Ende des Songs überzeugt. Was dann folgt, ist kaum in Worten fassen.
Jeder, der einmal von häuslicher Gewalt gegenüber Frauen gehört, gesehen oder gar selbst erlebt hat, wird bei Life in A Cage einem Kloß im Hals stecken haben. Genau diese Furchtbarkeit wird durch wunderschöne Melodiebögen in diesem Song beschrieben. Mir treibt es in das Bewusstsein in solchen Fällen nicht wegzuschauen, sondern zu handeln!
Musikalische Freiheit!
Hinhören auf jeden Fall muss ich beim Prog-Epos King Of The World, der die Klasse der Jungs in einem Song sammelt. Er beinhaltet alles, wofür die Band steht: Fantastische Melodien, kontrolliert-versiertes Gitarrenspiel, emotionales Songwriting. Die Architekten bauen für den Hörer ein sicheres Haus des Sounderlebnis. Hier fühlt man sich wohl, hier möchte man bleiben. Der letzte Track Another Life Beyond Control sorgt mit seinen Offbeat-Einsätzen für aufgelockerte Stimmung und gibt dem Album noch den letzten Schwung. Der glasklare Sound und eine satte Produktion setzen die Songs sehr gut in Szene.
Fazit
RPWL enttäuschen mich einfach nicht. In Crime Scene steckt viel Liebe zum Prog-Rock und raffiniertes Songwriting. Die Bayern verschwenden keine Zeit für Experimente und überzeugen wieder einmal mit großen Songs für die Fans. Diese Treue zahlt sich aus und hinterlässt auch bei mir einen Eindruck, der in Zahlen eine 9 / 10 bedeutet.
Line Up
Yogi Lang – Gesang, Keyboard
Kalle Wallner – Gitarre
Markus Grützner – Bass
Marc Turiaux – Schlagzeug
Tracklist
01. Victim Of Desire
02. Red Rose
03. A Cold Spring Day In ’22
04. Life In A Cage
05. King Of The World
06. Another Life Beyond Control
Links
Webseite RPWL
Facebook RPWL
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