Rotting Christ – ΠΡΟ ΧΡΙΣΤΟU (Pro Xristou) – Album Review
Rotting Christ – ΠΡΟ ΧΡΙΣΤΟU (Pro Xristou)
Herkunft: Griechenland
Release: 24.05.2024
Label: Season of Mist
Dauer: 55:17
Genre: Melodic Black Metal / Gothic Metal
Auf ihrem neuen Album Pro Xristou befasst sich die griechische Kultband Rotting Christ thematisch mit den letzten heidnischen Königen verschiedener Kulturen, die sich gegen den Einfluss des Christentums wehrten. Neben den aus neueren Alben der Band bekannten Chorpassagen geht die Band auch ein Stück weit zurück zum Sound ihrer 1990er Alben, was einen Altfan wie mich natürlich frohlocken lässt.
Vom Sänger Sakis Tolis produziert, wurde in den Deva Sounds Studios in Athen aufgenommen, für den druckvollen Mix zeichnen sich Jens Bogren und für das Mastering Tony Lindgren -beide Fascination Street Studios, Örebro, Schweden- verantwortlich. Geziert wird die Platte vom beeindruckenden und berühmten Schlachtengemälde Course of Empire – Destruction des amerikanischen Künstlers Thomas Cole aus dem Jahre 1836.
Mit den Worten Pro Xristou (übersetzt „vor Christus“) beginnt das Album mit dem Titeltrack als Intro in schleppend-doomigem Tempo mit beschwörenden Sprechgesängen. The Apostate HIER tönt sehr episch und melodisch aus den Boxen mit seinen dominanten Background-Chören, musikalisch sind hier einige Parallelen zum Soloalbum von Rotting Christ Sänger Sakis Tolis nicht von der Hand zu weisen.
Reminiszenzen an die glorreichen 1990er
Mit den zum Aushängeschild der Band gewordenen Schwelgegitarrenmelodien geht es mit Like Father, Like Son weiter. Auch dieser Song findet im Midtempo statt und erinnert mich an meine Rotting-Christ-Lieblingsalben aus den 1990ern, Triarchy of the Lost Lovers und A Dead Poem, grandios. Zum tollen Video geht es HIER.
The Sixth Day stampft rhythmisch ähnlich entspannt und an die alten Zeiten erinnernd aus den Boxen, und die traumhaften Twinguitars erzeugen erneut Gänsehaut. Knüppel aus dem Sack heißt es dann auf La Lettera Del Diavolo, die Drums trommeln ordentlich drauflos, leider überzeugt der hektische Sprechgesang nicht wirklich, dafür aber die Gast-Vocals von Amdroniki Skoula. Das ändert aber nichts daran, dass das Stück eher anstrengend und uneingängig ist, auch wenn ab dem Mittelteil wieder tolle Melodien zum Einsatz kommen.
Headbanger’s Trance
The Farewell reduziert das Tempo dann wieder, mit sägenden Rotting-Christ-Signature-Riffs, und kraftvollen Growls von Sakis über melancholischen Gitarrenklängen. Der perfekte Song, um sich in Trance zu headbangen.
Akustisch beginnt dann Pix Lax Dax, mit leicht folkig/mittelalterlichen Klängen und geflüsterter Stimme. Danach erklingen Chöre über einem Soundteppich aus Doublebass und Riffs. Wieder einmal fühle ich mich an die 1990er erinnert, vor allem das Triarchy of the Lost Lovers Album, vom Midtempo über die Melodien bis zu kleinen Details wie den eingestreuten Obertönen auf der Gitarre.
Auch wenn es dem Album bisher an wirklich originellen Ideen fehlt, muss man den Griechen lassen, dass sie einfach tolle Melodien und hypnotisierende Songs schreiben können.
Diese Melodien!!!
Pretty World, Pretty Dies lässt zunächst Schwerterklirren erklingen, dann steigt die Band mit Bass und Drums ein, bevor die restlichen Saiteninstrumente in gewohnt hochwertiger Qualität einsteigen. Diese Melodien!!! Sie ergreifen den Hörer einfach, und der simple und dennoch eingängige Rhythmus gepaart mit rituellen Chören erzeugt eine starke Sogwirkung.
Auf Yggdrasil wird es wieder etwas sperriger, das Schlagzeug kloppt rein, während die Riffs darüber eher im Midtempo bleiben. Danach erklingen episch-hallige Clean-Vocals, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Könnte live ein guter Mitgröhl-Song werden. Nicht neu ist hingegen die Idee mit den Sounds von gezogenen Schwertern im Mittelteil, das gab es doch schonmal bei Manowar im Song The Power of Thy Swords.
Der letzte Song Saoirse HIER lässt ebenfalls Schlachtenlärm erklingen, gefolgt von donnernden Drums und eindringlichen Chorgesängen. Zu loben sind hier auch wieder einmal Sakis Tolis unvergleichliche Growls mit dem sympathischen griechischen Akzent, an denen man Rotting Christ immer sofort wiedererkennen kann.
Fazit
Rotting Christ erfinden auf Pro Xristou zwar das Rad nicht neu, liefern aber auf sehr hohem Niveau ein tolles, von fantastischen Gitarrenmelodien, den einzigartigen Vocals und epischen Chören geprägtes Album ab, das mehr als nur einmal an vergangene Highlights der Band erinnert. Für Fans trotz einiger weniger Schwächen ein Pflichtkauf! 8,5 / 10
Line Up
Sakis Tolis – Gitarre, Gesang
Kostas Foukarakis – Gitarre
Kostas Cheliotis – Bass
Themis Tolis – Schlagzeug
Gast Musiker
Amdroniki Skoula – Gesang (La Letra Del Diavolo)
Nikos Kerkiras – Keyboard
Christina Alexiou – Chor
Maria Tsironi – Chor
Alexandros Loyziotis – Chor
Vasilis Karatzas – Chor
Andrew Liles – Erzähler (The Apostate, Pretty World, Pretty Dies)
Kim Diaz Holm – Erzähler (Ygdrassil)
Tracklist
01. Pro Xristou (Προ Χριστού)
02. The Apostate
03. Like Father, Like Son
04. The Sixth Day
05. La Lettera Del Diavolo
06. The Farewell
07. Pix Lax Dax
08. Pretty World, Pretty Dies
09. Yggdrasil
10. Saoirse
Links
Webseite Rotting Christ
Facebook Rotting Christ
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