Rotor – Sieben – Album Review

Rotor – Sieben
Herkunft:
Berlin / Deutschland
Release:
10.02.2023
Label: Noisolution, Music for Minorities
Dauer:
38:04
Genre:
Instrumentale Rockmusik


Rotor gehen auf ihr fünfundzwanzigstes Bandjubiläum zu. Wie unschwer an Albumtitel zu erkennen ist, liegt uns ihr siebentes Album von. Die Band hat es also nicht zu eilig, sondern arbeitet mit Bedacht. Es ist nicht die Quantität, sondern die Qualität, welche zählt.

Auch inhaltlich möchte man Rotor ungern in nur eine Ecke stellen. Instrumentaler, progressiver oder psychedelischer Rock trifft es genauso wie instrumentaler Stoner Rock. Der Output der Band ist zu groß für eine Schublade und Rotor wollen da auch sicher nicht hinein.

Die Besetzung des Quartetts ist gegenüber dem Vorgängeralbum konstant geblieben und auch das Fahrwasser und die musikalische Philosophie in der sich Sieben bewegt. Es zählt das Ergebnis und die Leistung des Kollektivs. Kein Solokünstler wird herausgestellt, kaum werden Namen genannt. Das Ergebnis als Ganzes zählt und dieses darf auch mal sperrig sein.

Sieben ist keine Unterhaltungsmusik oder Beschallung zum Austoben. Das Album fällt in den Bereich der Genuss- und Kopfmusik. Dafür ist die Band bekannt und dafür wird sie geschätzt. Die sieben instrumentalen Stücke sind alle stimmig und unterscheiden sich doch voneinander erheblich. Die Titel erzeugen beim Hörer ein Kopfkino und machen das Gehörte nachvollziehbar.

Zwischen Perfektion und Nachthimmel

Mit dem wohl sperrigsten Stück namens Reibach startet das Album. Schon der Titel zeigt den leicht schrägen Humor, denn den großen Reibach hat die Band wohl noch nie gemacht. Statt dessen gibt es übersprudelnde Ideen und stetig wechselnde Rhythmen. Die Produktion passt perfekt zum Anspruch.
Ausgewogen, transparent und nachvollziehbar sind Instrumente und ihr Zusammenwirken abgebildet.

Dramatisch ist der Titel Auf Grund und der Song trägt diesen Namen zu recht. Die Gitarren schrauben sich permanent weiter und wirken dadurch auf den ersten Blick im Stück dominant. Doch auf den zweiten Höreindruck steht ein kräftiger Bass dahinter, gefolgt von einem entspannten und trotzdem auf den Punkt treffenden Schlagzeugspiel. Unentwegt ändert sich der Rhythmus, beschleunigt und verdichtet sich.

Entspannter geht es bei Aller Tage Abend zu. Es ist ein vertonter aufziehender Nachthimmel, die Haut wirkt noch etwas warm von dem Sonnenschein der untergehenden Strahlen. Wunderbare und harmonische Melodien zaubern uns ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.

Verspielte Kabinettstücke

Diese entschwinden als Schabracke schwer um die Ecke kommt. Ob der Titel ein Tribut an eine Pferdedecke oder doch mehr als volkstümliches Schimpfwort gemeint ist, bleibt der Fantasie des Hörers überlassen. Fuzzige, zum Ende auch schredderige Gitarren und anspruchsvolle rhythmische Gestaltung machen Schabracke, ähnlich wie Reibach, zu einem besonderen Kabinettstück.

Mein Lieblingssong ist Mäander. Genüsslich, fast schon schwelgend entwickelt sich der Song. Die Gitarren ufern ins Verspielte aus, während der Rhythmus sich unentwegt ändert. Viele Breaks, Neuansätze und wieder aufgenommene Themen bringen eine Komposition wie ein Fluss zustande. Reichlich sieben Minuten überschütten uns Rotor mit verspielte Themen.

Kahlschlag und Lagerfeuer

Das genaue Gegenteil davon ist Kahlschlag. Wieder ist der Titel Programm. Schwer, doomig und sperrig startet die Nummer, die ihr HIER anhören könnt. Kommt Kahlschlag in Bewegung, so brechen die Melodien auf und wählen ein neues Thema. Sich nur nicht wiederholen und Ideen aus dem Vollen schöpfen, lautet die Devise.

Und wieder kommt der Kontrast. Der Titelsong Sieben ist leise, still und wirkt mit seinen akustischen Gitarren zerbrechlich. Es ist ein Gefühl von Lagerfeuerromantik unterlegt mit feinen Streichertönen im Hintergrund und Percussion als emotionale Unterstützung. Zwar holt Sieben gegen Ende noch einmal kurz kräftig Luft, doch verklingen die Töne in der Nacht.


Fazit
Rotor
passen wieder in keine Schublade sondern spielen entspannt in ihrer eigenen Oberliga. Musikalische Qualität und uferlos ineinander verzahnte Ideen machen Sieben aufregend und zu einem Pflichtprogramm. 9 / 10

Line Up
Marco Baale – Bass
Tim Mentzel – Gitarre
Martin Fischer – Gitarre
Milan Pfützenreuter – Schlagzeug

Tracklist
01. Reibach
02. Auf Grund
03. Aller Tage Abend
04. Schabracke
05. Mäander
06. Kahlschlag
07. Sieben

Links
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Webseite Rotor


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