Riverside – ID.Entity – Album Review
Riverside – ID.Entity
Herkunft: Polen
Release: 20.01.2023
Label: InsideOut Music / Sony Music
Dauer: 53:11
Genre: Progressive Rock
Um ehrlich zu sein, waren Riverside in den letzten Jahren was den Studio Output betrifft bei mir etwas untergegangen. Natürlich haben die Polen nach dem Ende der weltweiten Pandemiebeschränkungen wieder ihre Touraktivitäten aufgenommen, allerdings waren die letzten Studioaktivitäten vom Sänger, Bassisten und Hauptsongwriter Mariusz Duda solo und im Rahmen seines Nebenprojektes Lunatic Soul präsenter.
Nun aber kommen die vier Progressive Rocker endlich mit einem neuen Album an die Öffentlichkeit. ID.Entity heißt das gute Stück. Es kommt in verschiedenen Version inklusive schickem Vinyl auf den Markt und bietet auch sonst die ein oder andere Neuigkeit.
Neu ist sicherlich, dass sich die Songs streckenweise wieder wie in der Frühzeit der Band, also so um Second Life Syndrome anhören und auch anfühlen. Die Verarbeitung der Verlustes ihres alten Freundes und Weggefährten Piotr Grudziński, die Basis für die beiden Vorgängerwerke, nimmt nun ein Ende. Und trotz der natürlich noch vorhandenen Melancholie packt man selbstbewusst aktuelle Themen an und nimmt seinen Kopf wieder aus dem Schoss zurück. Schon der Albumtitel und sein Bezug sowohl auf eine digitale Identität als auch ein spirituelles Über-Ich ist ein typisch doppeldeutiger Fingerzeig darauf, was die Thematik des Album ausmacht.
Persönliche Orientierung und Technokratie als thematischer Leitfaden
Der Opener Friend or Foe?, den ihr HIER in einem Video sehen könnt, beginnt mit allerdings elektronischen Spielereien, die deutlich Bezug zu den 1980er oder dem nimmt, was Duda in seiner Lockdown Trilogy als musikalische Mittel einsetzt, um sich dann im Laufenden zu einem klassischen Riverside Song zu wandeln. Ein Track, der sofort ins Ohr geht und alle Zutaten beinhalt, die der Fan von dieser Ausnahmeband so schätzt. Das wären natürlich die markanten Bassläufe, der markant säuselnde Gesang und die Hammond Orgel Klänge.
Big Tech Brother hat in den ersten Minuten einen lustigen Brass Sound, mutiert dann im weiteren in einen schön symphonischen Rocksong. Ein zentrales Stück ist der Longtrack The Place Where I Belong, das den Hörer eintauchen lässt in Midtempo Rhythmen und messerscharfe Keyboardsounds.
I went out into the street, Wasn’t here for a long time, Everyone’s divided, Extreme right or extreme left, That’s the only choice. Diese Textzeile aus dem Song ist am Puls der Zeit und beschreibt eines der gesellschaftlichen Zerwürfnisse recht gut. Man hat das Trauertal verlassen und währenddessen hat sich die Welt weitergedreht, leider nicht in allen Aspekten zum Guten.
Selbstbewusster, moderner Progressive Rock
Langjährige Freunde biegen in Folge eigener Orientierungslosigkeit, Angst, Hoffnungslosigkeit oder was auch immer von ihrem Mindset her falsch, hinterlassen eine große Lücke, lassen allerdings keine andere Möglichkeit als mit ihnen abzuschließen. Dieses beschreibt die zweite Single I’m Done With You, die ihr HIER hören könnt.
Die Band ist wie gewohnt selbstbewusst, kommt wieder stärker aus sich raus und doch bleiben sie dabei genau die Emo Progger, die sie schon seit jeher waren. Die Songs sind allesamt schon in den ersten Durchläufen stark, allerdings brauchen Riverside Alben eine Weile, um den Test of Time zu bestehen. Der Vorgänger Wasteland hält sich was das betrifft so leidlich, man darf gespannt sein, wie es ID.Entity ergeht.
Fazit
Riverside sind mit ihrem neuen Werk ID.Entity wieder ganz bei sich und veröffentlichen ein selbstbewusstes, modernes Progressive Rock Album. Es wächst sehr typisch bei jedem Hördurchgang. 8 / 10
Line Up
Mariusz Duda – Gesang, Bass, Gitarren
Piotr Kozieradzki – Schlagzeug
Michał Łapaj – Keyboards, Synthesizer, Piano, Orgel
Maciej Meller – elektrische Gitarren
Tracklist
01. Friend or Foe?
02. Landmine Blast
03. Big Tech Brother
04. Post-Truth
05. The Place Where I Belong
06. I’m Done With You
07. Self-Aware
Links
Facebook Riverside
Webseite Riverside
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