Rhine – Ausland – Album Review

Rhine – Ausland
Herkunft:
Seattle / USA
Release:
12.11.2021
Label: Within Mind Records
Dauer:
51:43
Genre:
Progressive Death Metal


Mal wieder hat es eine Band aus den Vereinigten Staaten geschafft, mich bereits nach dem ersten Hördurchlauf komplett zu plätten.

Ganz nach dem Motto: Vorher nicht gekannt, hinterher Lokführer auf dem Bandwagon! Doch erstmal langsam mit den wilden Pferden. Stellen wir die Jungs aus Seattle vor. Rhine ist zum größtenteils ein Ein-Mann Projekt um den Multiinstrumentalist Gabriel Tachell. Er schreibt alle Songs und ist im Laufe der Bandhistorie, die 2011 begann, für reges Line-Up Wechsel auffällig gewesen. In dieser Zeit haben es Gabriel und seine Mitmusiker geschafft zwei Alben aufzunehmen. Ihr neuestes Werk Ausland ist ihr härtestes und gleichzeitig progressivstes Album. Nun heißt es angeschnallt und festhalten!
Denn sowohl thematisch, als auch musikalisch haben die Amis einiges zu bieten.

Konflikte müssen gelöst werden

In diesem Album setzt sich Mastermind Gabriel mit Korruption, dem Gottkomplex, seiner Angst vor Konflikten und diversen Süchten auseinander. Alle Gefühle und Emotionen verpackt die Band in ein Konstrukt aus melodischem Death Metal, Post Rock und mitreißenden Progressive Metal. Schon der Opener Virtual Plague inklusive dem Prelude ist ein Hochgenuss und gehört für mich in die oberste Liga des Prog-Death Metals. Geschickt wird zwischen leichtem Death Metal Gekeife, welches verdächtigt an die Growls/Screams von Ihsahn erinnert und mit wunderschönem Klargesang jongliert. In Erinnerung bleiben eine mächtige Hookline und irre Riffs. Der Song beinhaltet alles, was ich an progressivem Extreme Metal liebe.

Einfache Komplexität

Darüber hinaus übertreiben Rhine nicht mit ihrem Können und spielen sehr songdienlich. Auch wenn es einmal vertrackt wird oder die grobe Kelle rausgeholt wird, verlieren sich die Musiker nicht in den Songs. Ein Brecher wie Prisoner of Fate passt genauso ins Albumbild, wie der komplexe und verspielte Prog Leckerbissen Running Away, HIER zum Anhören. Unfassbar, was in diesem Song verarbeitet wird, hier kommt jeder Fan auf seine Kosten. Ihr werdet diesen Song lieben, weil er sich sehr geschickt aufbaut und mich stellenweise an große Momente von Disillusion erinnert. Im Instrumentalen Titeltrack Ausland verarbeitet Gabriel, laut seiner Aussage, wohl seine Kindheit in Deutschland, in der er als Ausländer zum ersten Mal Hass und Ablehnung erlebt hat.

Ein Mensch ist kein Gott

Wie variabel dieses faszinierente Album ist, zeigt der Song The Path of Power, welcher musikalisch folkloristisch erscheint, aber für mich kein klassischer Folk-Metal ist, sondern eine kraftvolle Prog Hymne mit Gefühl und zarten Pagan Metal Elementen. Sehr interessante Nummer, die ich so in der Art noch nicht gehört habe.

Besonders ist das Gitarrenspiel im Track Trivial. Auch hier spürt man die Emotionen und durchlebt förmlich das ganze Lied. Viele extreme Stilmittel werden gekonnt zu einem Ganzen geknetet und hinterlassen Erstaunen. Shadow Future strotzt nur so vor Groove und die Grundmelodie lässt mich nicht mehr los. Man will mehr davon, kommt nicht mehr los von dieser Musik! Den Sound find ich total irre, spritzig und mit dem notwendigen Wumms dahinter.


Fazit
Was zur Hölle war das, Rhine!? Ihr habt ein Meisterwerk geschaffen und seid bereit mit Ausland den Gipfel des extremen Prog Metal zu erklimmen. Hier wurde Zeit in der Pandemie ideal genutzt, um Musik für lange Stunden zu schreiben. Dieses Album lässt dich nicht in Ruhe, es hält deine Aufmerksamkeit und zeigt dir unbändige Liebe zur Musik. Unbedingter Kaufbefehl! 9,5 / 10

9,5

Line Up
James Porter – Bass
Gabriel Tachell – Gitarre, Gesang
Carlos Delgado – Schlagzeug
Andrew Dennis – Gitarre
Gastmusiker
Daryl Williams – Schlagzeug

Tracklist
01. Prelude
02. Virtual Plague
03. Prisoner of Fate
04. Running Away
05. Ausland
06. The Path to Power
07. Trivial
08. Shadow Future

Links
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Bandcamp Rhine


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