Raven – Metal City – Album Review
Raven – Metal City
Herkunft: UK/USA
Release: 18.09.2020
Label: Steamhammer / SPV
Dauer: 38:51
Genre: Heavy Metal / NWOBHM
Die 1974 gegründeten Raven verkörpern den Zeitgeist der NWOBHM wie kaum eine andere Band. Mit ihren ersten drei Alben haben sie sich einen geradezu legendenartigen Status erspielt. Das 1981 erschienene Debüt Rock Until You Drop ist eine der ersten Longplayer Veröffentlichungen des nicht minder legendären, englischen Neat Records Labels. Das ebenfalls neu gegründete US-Label Megaforce Records lizensierte das dritte Album All for One für den amerikanischen Markt und ermöglichte Raven eine Tour durch die USA, bei der sie von damaligen Newcomern wie Metallica und Anthrax supportet wurden, die ebenfalls bei Jon und Marsha Zazula unter Vertrag standen.
Goldene Zeiten für die englischen Brüder John und Mark Gallagher sowie Ur-Schlagzeuger Rob „Wacko“ Hunter, denn mit Atlantic Records winkte im Anschluss ein Major Label für das nächste Album Stay Hard mit harten Dollarnoten. Allerdings näherten sich die britischen Krawallbrüder auch musikalisch dem amerikanischen Markt an, ohne den ersehnten Erfolg einzufahren. Somit verschwanden Raven im Laufe der nächsten Jahre in der Bedeutungslosigkeit.
Zwar veröffentlichte die Band weiterhin regelmäßig Alben, aber zu den großen Playern im Metal-Zirkus gehören sie schon lange nicht mehr. Einen neuen Schub verpasste dem inzwischen in New York ansässigen Metal-Trio die guten Resonanzen auf die 2015er Veröffentlichung ExtermiNation. Diese Energie wollen die Gallagher-Brüder mit ihrem neuen Schlagzeuger Mike Heller, der für den gesundheitlich angeschlagenen Joe Hasselvander in die Band kam, nutzen, um mit Metal City einen weiteren Schritt in Richtung Wiederaufbau ihres Legendenstatus‘ abzuliefern.
All for one & one for all
Schon den Opener darf man als Statement werten. Kann man eine dermaßen vor Energie überschäumende Nummer einen geeigneteren Titel als The Power verpassen? Auch das folgende Top of the Mountain versprüht die Energie der Anfangsjahre, für die sich unter anderem wohl der ehemaligen Fear Factory Schlagzeuger Mike Heller als Taktgeber hinter den Kesseln verantwortlich zeichnet. Nahezu Thrash Metal-mäßig überrollt einen Human Race. Neben High-Speed-Drumming weisen auch die ansonsten Raven typischen, hysterischen Vocals von John Gallagher eine angepisste, aggressive Note auf.
Als eine Hommage an die Heimatstadt Newcastle der Gallagher-Brüder kann man die Midtempo-Hymne Metal City verstehen, auf der Mark seine Sechssaitige ordentlich zum Glühen bringt. Dazu gibt es ein Video, das du HIER im Link findest. Auf Battlescarred regieren ebenfalls die nostalgisch nach oben gereckten Fäuste und Horns zu legendären Zeilen wie: All for one & one for all, the battle rages on forever. Klassischen Raven-Rock’n’Roll gibt es auf Cybertron, während sich die Frage nach der Inspirationsquelle bei einem Titel wie Motorheadin’ spätestens nach dem unverkennbaren Overkill Drumintro erübrigt.
Produktionstechnischer Quantensprung
Absolut erwähnenswert ist auch die Produktion auf Metal City, die zum größten Teil in den Händen der Band lag. Produzentenlegende Michael Wagener gab dem Album in seinem Studio in Nashville den letzten Schliff und verpasste ihm einen fetten Sound, den man an so auf manch anderem Raven Album doch vermisst. Das verleiht auch schwächeren Songs wie Not So Easy noch genug Durchschlagskraft. Beim aggressiven Break wird das Tempo wieder ordentlich angezogen, John Gallaghers prägnantes, kräftiges Bassspiel greift wie ein perfekt geöltes Zahnrad in das temporeiche, ausgefeilte Drumming von Mike Heller, der wie ein Jungbrunnen auf die Brüder zu wirken scheint.
Mit When Worlds Collide haben sich Raven die Überraschung des Albums bis zum Schluss aufgespart. Der Track ist mit seinen sechs Minuten geradezu episch aufgebaut. Pumpende Bassläufe, kontrollierte Beats und ein John Gallagher, der richtig singen kann, dazu shreddet Mark Gallagher wie ein junger Gott auf seiner Axt.
Fazit
Raven haben mit Metal City ein für mich unerwartet starkes Album abgeliefert, das sich Altfans sowieso bedenkenlos am besten in der Vinylversion ins Regal stellen sollten, da die relativ kurze Spielzeit von gut 35 Minuten und das erstklassige Artwork geradezu nach dem einzig trven Medium verlangen. Mein persönliches Handicap bei Raven war leider schon immer der etwas anstrengende Gesang von John Gallagher. Aber die Energie der zehn Tracks lässt auch mein Headbangerherz höher schlagen und mich für das starke Album eine verdiente 8,5 / 10 für die Exilbriten zücken.
Line Up
John Gallagher – Gesang, Bass
Mark Gallagher – Gitarre
Mike Heller – Schlagzeug
Tracklist
01. The Power
02. Top of the Mountain
03. Human Race
04. Metal City
05. Battlescarred
06. Cybertron
07. Motorheadin’
08. Not So Easy
09. Break
10. When Worlds Collide
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