Psychotic Waltz – The God Shaped Void – Gut Ding braucht Weile – Album Review
Psychotic Waltz – The God Shaped Void
Herkunft: San Diego CA/USA
Release: 14.02.2020
Label: Inside Out Music
Dauer: 52:50
Genre: Progessive Rock/Metal
The God Shaped Void ist tatsächlich mein musikalischer Erstkontakt mit den 1988 in Kalifornien gegründeten Prog Metallern Psychotic Waltz. Keine Ahnung, wie es passieren konnte, dass ich das 1990 erschienene Debütalbum A Social Grace sträflich ignoriert habe. Auch die in den folgenden Jahren veröffentlichten Alben von Psychotic Waltz, die in der Fachpresse immer gepriesen und auch von einem erlesenen Fankreis hochgelobt wurden, konnten mein Interesse an der Band nicht wecken. Als diese 1997 auseinanderbrach, blieb auch das von mir nahezu unbemerkt und die ersten zarten Anzeichen einer Reunion mit den Festivalauftritten 2011 beim Bang Your Head oder 2012 auf dem Rock Hard Festival habe ich ebenfalls verschlafen. Erst als die Ankündigung eines neuen Studioalbums mit allen fünf Original-Gründungsmitgliedern für Anfang 2020 durch die Presse geisterte, begann mein Interesse an der Band zu steigen. Als dann der Download zum Album bei uns in der Redaktion zur Verfügung stand, habe ich instinktiv in Sekundenbruchteilen zugeschlagen und mir die Rezension zu The God Shaped Void gesichert, um den 30 Jahre alten Fehler auszubügeln….
Somit lausche ich gespannt den ersten noch leisen Tönen, denn das Album nimmt den Hörer mit ruhigen, athmosphärischen Klängen in Empfang. Auch die berühmt-berüchtigte (oder gefürchtete) Querflöte, die ein Markenzeichen im Sound von Psychotic Waltz ist, findet gleich zu Beginn ihren Einsatz. Diese Leichtigkeit findet aber nach einer guten Minute ein jähes Ende, als mächtige Riffs und wuchtiges Drumming Devils And Angels davontragen. Meine erste Assoziation geht in Richtung Opeth oder Tool. Der Song ist trotz aller Raffinesse, Drehungen und Wendungen unerwartet eingängig.
Ein bärenstarker Auftakt, an den Stranded nahtlos anknüpft. Beschwörend und melodisch nimmt mich der Song gefangen. Die dynamische Schlagzeugarbeit ergänzt sich hervorragend mit den melodischen Gitarren. Back To Black glänzt mit seinem harschem Riffing und treibendem Groove, der sich in einem eindringlichen Refrain auflöst. Mittlerweile bin ich völlig in das Album eingetaucht, so dass mich auch All The Bad Men in seinen Strudel aus bedrohlicher Dynamik und epischen Gitarrenmotiven einsaugt. Aufgefangen werde ich von The Fallen, das balladesk beginnt und mich mit seinen akustischen Gitarren hinfort trägt. Die Intensität nimmt immer weiter zu und der Song endet nahezu beschwörend.
While The Spiders Spin beginnt ebenfalls akustisch, bis ein jäher Wechsel ins Midtempo wieder Schwung in den Song bringt, in dessen Verlauf mir einmal mehr Tool als Referenz in den Sinn kommt. Mit Pull The String wird der Härtegrad wieder nach oben geschraubt, der beinahe schon thrashige Groove setzt einen schönen Kontrast zu Devon Graves beschwörendem Gesang und dem erneuten Einsatz seiner Querflöte. Nach dem Break im letzten Abschnitt endet die Nummer mit schönen rockigen Gitarren.
Demystified lädt erneut zum Träumen ein, akustische Gitarren und die markante Flöte bestimmen hier das Klangbild. Für Sister Of The Dawn heißt es wieder aufgewacht, aber auch hier wechseln sich erneut eingängige Melodien mit treibenden Rhythmen ab, so dass eine gewisse düster-beschwörende Stimmung den Song beherrscht. The Silence ist für mich der letzte Song auf meinem Download – die Special Edition CD und die Vinylausgabe wird mit Season Of The Swarm noch einen Bonus Track enthalten. Wiederum beginnen Psychotic Waltz verhalten, erst im weiteren Verlauf nimmt der Song wieder Fahrt auf und die straight rockende Gitarre rundet den Song erneut ab.
Fazit:
Ich wurde von der ersten Note von den atmosphärisch dichten Songs abgeholt, ohne mit dem bisherigen Schaffen von Psychotic Waltz vertraut sein zu müssen. Jens Borgen (Opeth, Devin Townsend, Sepultura) hat das Album zudem mit einem erstklassigen sehr transparenten, wuchtigen Sound versehen, für Altfans oder Puristen klingt das eventuell zu zeitgemäß. Die Proganteile sind dezent gehalten, immer songdienlich und dienen zu keiner Zeit dem Selbstzweck. Mein Anspieltipps sind das eindringliche Back To Black und das zum Träumen einladende Demystified. Das tolle Artwork von Travis Smith rundet dieses großartige Gesamtkunstwerk hervorragend ab. Von mir bekommt The God Shaped Void hochverdiente 9,5/10 und zwingt mich dazu, mich nun der Beschaffung des Backkatalogs zu widmen, um das vor 30 Jahren versäumte musikalische Vermächtnis der genialen Band aufzuarbeiten…
Line-Up:
Devon Graves – Gesang
Dan Rock – Gitarren, keyboard
Brian McAlpin – Gitarren
Ward Evans – Bass
Norman Leggio – Drums
Tracklisting:
1. Devils And Angels
2. Stranded
3. Back To Black
4. All The Bad Men
5. The Fallen
6. While The Spiders Spin
7. Pull The String
8. Demystified
9. Season Of The Swarm *** Bonus Track
10. Sisters Of The Dawn
11. In The Silence
Links:
Webseite Psychotic Waltz
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