Protokult – Transcending The Ruins – Album Review
Protokult – Transcending The Ruins
Herkunft: Kanada
Release: 01.10.2020
Label: Eigenproduktion
Dauer: 68:57
Genre: Folk Metal
Protokult arbeiten seit 2009 an ihrer Interpretation von Folk Metal. Mit Erfolg, denn die Band aus Kanada hat sich bereits mit Größen wie Arkona und Turisas die Bühne geteilt.
Auf ihrem dritten Album Transcending The Ruins verspricht uns die Combo einen Mix aus Folklore und verschiedenen metallischen Spielrichtungen, der uns daran erinnern soll, warum wir „Heavy Metal und seine dunkleren, atmosphärischen Ausprägungen lieben.“
Überraschend abwechslungsreich
Das Album ist mit einer Spielzeit von über 60 Minuten recht lange ausgefallen. Der Sound ist für eine Eigenproduktion sehr druckvoll. Außerdem versprüht er einen gewissen Do-It-Yourself-Charme, im Gegensatz zu so manch überproduzierten Platte in diesem Genre. Das klingt einerseits erfrischend und hebt andererseits den Metal-Anteil gut hervor, ohne den Fokus auf die folkloristischen Elemente zu verlieren. Ein gutes Beispiel dafür ist das Lied Feed Your Demons, das du HIER findest.
Die Songs sind allesamt sehr abwechslungsreich. Flotte und episch-langsame Passagen reihen sich aneinander, die Übergänge wirken organisch und sind gut gelungen. Der Gesang von Martin Drozd und Ekaterina Pyatkova schlägt klar in die „Schöne und das Biest“-Kerbe, wobei es die Combo aber schafft, allzu platte Klischees zu vermeiden. Zwischen Mitsing-Parts, Chören, leicht krächzendem Folk Metal-Gesang und Black Metal-Screams ist alles dabei.
Natürlich hat die Combo auch Trinklieder im Repertoire. 1516 (Keeper Of The Hops) und Wenches schlagen aber eher in die 1980er Jahre Heavy/Power Metal-Kerbe mit Anflügen von Finntroll und Arkona, anstatt uns platte Kalauer zu präsentieren. Kurz gesagt, macht das tatsächlich Laune auf ein Bierchen mit Freunden und wirkt nicht so präpubertär und Comedy-mäßig wie beispielsweise bei Alestorm.
Lange, aber nicht langatmig
Bei allen Ohrwurm-Riffs und flotten Headbang-Parts wird auch Wert auf atmosphärische Klänge gelegt, wie die Lieder Troubled Lad (Slainte Mhaith) und Rusalka beweisen. Der weibliche Gesang ist mit seinen teils sehr hohen Tönen aber vermutlich nicht immer jedermanns Sache, ähnlich wie bei den ersten paar Alben von Nightwish.
Zudem sind einige Songs über sechs Minuten lang, der Rausschmeißer Dead New World dauert sogar eine Viertelstunde. Dafür ist das letzte Lied am Album aber auch eine Lehrstunde in atmosphärischem Metal und ein spätes Highlight der Scheibe. Darauf muss man sich natürlich einlassen können. Wenn man es schafft, erhält man als Belohnung aber wirklich gut gemachten Folk Metal mit kleineren Überraschungen.
Fazit
Protokult erfinden das Genre nicht neu, aber sie verstehen ihr Handwerk und halten ihre Hörer trotz relativ langer Songs bei Laune. Der Mix verschiedener Stile mit Folk-Anstrich funktioniert großteils gut, stellenweise wurde aber versucht, zu viel in ein einzelnes Lied zu packen. Über die Gesamtlänge macht Transcending The Ruins aber trotzdem Spaß und bietet einige wirklich starke Nummern. Dafür gibt es 8,5 / 10.
Line Up
Martin Drozd – Gitarre, Gesang, Keyboard, Percussions, Harfe
Ekaterina Pyatkova – Gesang, Recorder
Jack Neila – Gitarre
Dave Slowiak – Bass, Hintergrundgesang
Kaveh Afshar – Schlagzeug
Tracklist
01. Mark Of Thunder
02. Feed Your Demons
03. 1516 (Keeper of the Hops)
04. Oy Kanada
05. Troubled Lad (Slainte Mhaith)
06. Na Gryanoi Nedele
07. Rusalka
08. Valley of Thorns
09. Wenches
10. Greet The Dawn
11. Dead New World
Links
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