Primordial – How It Ends – Album Review
Primordial – How It Ends
Herkunft: Irland
Release: 29.09.2023
Label: Metal Blade Records
Dauer: 01:05:58
Genre: Celtic Metal / Black Metal / Epic Metal
Die Iren Primordial um den umtriebigen und charismatischen Frontmann Alan Averill Nemtheanga veröffentlichen dieses Jahr ihr mittlerweile zehntes Full-Length-Album mit dem Titel How It Ends.
Die Band und ihr Sänger sind bekannt dafür, viel Wert auf nachdenkliche und ernsthafte Texte mit oft historischem Bezug zu legen, und auch auf diesem Album dienen sowohl keltische Mythen, irische Geschichte als auch moderne Probleme als Inspiration. Als roter Faden ziehen sich Themen wie der Widerstand gegen Tyrannei und Unterdrückung, das Recht auf Meinungsfreiheit und die Rolle von Rebellen und Freiheitskämpfern, in der Vergangenheit wie der Gegenwart, durch das Album.
Aufgenommen wurde die Platte in den Hellfire Studios bei Dublin, produziert von der Band selbst und gemixt und gemastert von Chris Fielding.
Wie wird alles enden?
Mit dem Titeltrack How It Ends steigen wir in das Album ein. Eine getragene melancholische Gitarrenmelodie erklingt, die wie ein Signalhorn durch bewaldete Täler und Berge zu schallen scheint, ein Aufruf … zur Rebellion? Zum Untergang?
Mit seiner charismatischen Stimme stellt uns Frontmann Alan Averill dann auch direkt eindrucksvoll die Frage: „Is this how it ends?„.
Primordial waren irgendwie schon immer the thinking man’s black metal band, die nie in eskapistischen Metal-Klischees, aufgesetztem Pseudo-Satanismus oder Stumpfsinn unterwegs waren, sondern mit ihren Texten immer zum Nachdenken, zum Erinnern oder zum Streiten animieren wollten.
Das Thema der Rebellion wird im ersten Song groß geschrieben, wenn Alan singt who dares to sing out of tune, untermalt von den ergreifenden Gitarrenmelodien und der treibenden Rhythmusfraktion geht dieses Stück nicht nur aufgrund des kraftvollen Gesangs unter die Haut. Ein perfekter Opener!
Drums, die wie Kriegstrommeln klingeln und passende stampfende Riffs eröffnen Ploughs to Rust, Swords to Dust. Die exzellente Twin-Guitar-Arbeit mit leichten Folk-Untertönen passt perfekt auf das donnernde Fundament. Alan singt hier stellenweise auch unerwartet tief, was in Verbindung mit seiner packenden höheren Stimmlage für spannende Abwechslung sorgt.
Von Rebellen und Freiheitskämpfern
We Shall Not Serve beginnt mit leicht dissonant klingenden Akustik-Gitarren, was eine besondere Dramatik erzeugt und sich auch wenn die verzerrten Parts einsetzen, fortsetzt. Mit einem coolen „Go!“ von Nemtheanga legen dann auch die Vocals los, ebenfalls in einer etwas tieferen Tonlage, die etwas an Nick Holmes von Paradise Lost oder die Growls von Johan Hedlund auf den 1990er Alben von Tiamat erinnert. Der Song geht gut nach vorne, ein richtiger Headbanger, mit exquisiter Gitarrenarbeit im Mittelteil und eindeutiger Message „We shall not serve, not now not then not ever!“.
Mit Traidisiúnta, was auf Irisch ungefähr traditionell oder alte Welt bedeutet, folgt das mit knapp über zwei Minuten kürzeste Stück des Albums, ein nichtsdestotrotz wunderschönes Instrumental mit exzellenten Twin-Guitar-Melodien.
Pilgrimage to the World’s End ist einer dieser Songs, die die Band Primordial so einzigartig machen, und an denen man sie immer wieder erkennen kann. Er hätte auch genau so gut auf den Kultalben The Gathering Wilderness oder To The Nameless Dead stehen können. Historisch inspiriert ist das Stück von der Geschichte von irischen Strafgefangenen wie Ned Kelly und seiner Familie, die ans Ende der Welt nach Australien verbannt wurden, und dort zu rebellischen Outlaws wurden und mit dem Leben dafür bezahlten. Der im 6/8 Takt vorgetragene Song punktet mit Alans theatralischem und gefühlvollen Gesang, traumhaften Schwelge Soli und dieser uririschen Melancholie. Was für ein Ausdruck, was für packende Melodien, was für Gänsehautmomente! Ein Highlight des Albums!
Alte Götter und neue Kriege
Halbakustisch beginnt Nothing New Under the Sun, das Schlagzeug hämmert sich in die Gehirnwindungen, und eine traurige Gitarrenmelodie erklingt, bevor der Gesang beschwörend und erzählerisch zugleich ein weiteres Albumhighlight intoniert.
Call to Cernunnos hat eine kräftige Folk-Schlagseite mit Trommelklängen und folkigen Melodien und Averills rituellem und kraftvollem, den gehörnten Kelten-Gott Cernunnos beschwörenden Gesang. Ein Lied wie ein wilder Reigen um ein Sonnwendfeuer, hypnotisch, mächtig und intensiv. Ein Song, in dem man sich wie in einer Trance verlieren kann.
Mit fast neun Minuten ist das sperrige und auch irgendwie old-schoolige All Against All der längste Song des Albums. Stampfende Riffs, peitschende Drums und aggressiv-kehlige Growls von Averill verleihen dem Stück eine garstige Aggressivität. Didgeridoo-artige Klänge im rituellen Mittelteil geben dem Song seine eigene Note, wodurch eine einzigartig beklemmende und bedrohliche Atmosphäre geschaffen wird. Ein Song, der für manche vielleicht mehrere Durchgänge benötigt, aber die Variabilität von Primordial beweist.
Tod, Sieg und Niederlage
Death Holy Death startet mit einer epischen Melodie und sehr eingängigem Riffing, und Alan Averill beweist ein weiteres Mal, was für ein exzellenter Sänger er ist. Ich würde soweit gehen und ihn den „Dio des Celtic / Black Metal“ nennen, da er wie der viel zu früh verstorbene Ronnie James Dio die Fähigkeit besitzt, seine variable und kraftvolle Stimme so gefühlvoll, theatralisch und variabel einzusetzen, von sanften klagenden Tönen über kraftvoll raue Vocals, von tiefen Growls bis zu hohen Screams, dieser Frontmann ist einer der ergreifendsten Sänger der aktuellen Metalwelt, was er auch bei den großartigen Livegigs unter Beweis stellt.
Beendet wird das Album mit dem als erste Single ausgekoppelten Victory has 1000 Fathers, Defeat Is an Orphan. Zum Video geht es HIER.
Auch dieser Song enthält viele verspielte Irish Folk Gitarrenmelodien und einen wunderschönen, vor Melancholie nur so strotzenden Mittelteil, der Ganzkörpergänsehaut erzeugt. Was für ein gelungenes Finale eines fantastischen Albums!
Fazit
Primordial liefern mit How It Ends einen großartigen Anwärter auf das Album des Jahres ab. Ein kraftvolles, rebellisches Album, mit fantastischen Melodien, vielen Facetten und Abwechslungsreichtum, gekrönt von einer absolut ergreifenden Gesangs-Performance. Ein Album, das sich ohne Abstriche in die Reihe der großen Klassiker dieser einzigartigen Band einreiht! Von mir gibts dafür begeisterte 10 / 10
Line Up
Alan Averill Nemtheanga – Gesang
Ciarán MacUilliam – Gitarre
Pól MacAmlaigh – Bass
Simon O’Laoghaire – Drums
Tracklist
01. How It Ends
02. Ploughs to Rust, Swords to Dust
03. We Shall Not Serve
04. Traidisiúnta
05. Pilgrimage to the World’s End
06. Nothing New Under the Sun
07. Call to Cernunnos
08. All Against All
09. Death Holy Death
10. Victory Has 1000 Fathers, Defeat Is an Orphan
Links
Webseite Primordial
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Instagram Primordial
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