Primal Fear – Metal Commando – Reinheitsgebot – Album Review
Primal Fear – Metal Commando
Herkunft: Deutschland
Release: 24.07.2020
Label: Nuclear Blast
Dauer: 56:58
Genre: Heavy Metal
Als der ehemalige Gamma Ray Sänger Ralf Scheepers 1997 zusammen mit Sinner Frontmann Mat Sinner beschloss, gemeinsam eine Heavy Metal Band zu gründen, die ihre Inspiration direkt aus dem Reinheitsgebot der metallischen Lehre zieht, war schnell klar, dass sie mit Primal Fear eine Band am Start hatten, die qualitativ locker das Potential besaß, mit den bis dahin etablierten Größen wie Judas Priest mithalten zu können. Ralf besitzt einfach eine einmalige Signature Stimme, die sowohl gefühlvoll, kräftig, als auch schneidend ist und in den hohen Lagen selbst einen Rob Halford in die Schranken weisen kann.
Dazu sind die Schwaben in der Kreativabteilung neben den beiden Frontmännern mit den langjährigen Mitstreitern Tom Naumann – Gitarre -, Alex Beyrodt – Gitarre – und Magnus Karlsson – Gitarre – ebenfalls hochkarätig besetzt, was ein Maximum an Klasse garantiert.
Mit Michael Ehré – Gamma Ray, The Unity, sorgt ein neuer Mann an den Kesseln für die richtige Durchschlagskraft. Nicht wirklich neu ist dagegen die Zusammenarbeit mit dem Branchenriesen Nuclear Blast, die schon die Anfangsjahre der Band von 1997 bis 2005 betreuten, bevor sie zum italienischen Frontiers Records Label wechselten.
Mit dem passend betitelten Album Metal Commando stehen Deutschlands Vorzeigemetaller mit ihrem nunmehr 13. Studioalbum wieder da, wo alles begann – nur stärker als je zuvor. Nuclear Blast hatte ihnen schon Mitte letzten Jahres für ihre Rückkehrer mit den Vinyl-Reissues von Nuclear Fire bis Seven Seals den roten Teppich ausgebreitet.
Der Up-Tempo Kracher I’m Alive zeigt zu Beginn gleich, wohin die Reise auf dem aktuellen Dreher geht. Heavy und mit unbändiger Power überrollt einen die musikalische Kampfansage. Primal Fear sind zurück und haben ihre Stärken gebündelt, wovon ihr euch HIER im Video zum Song selbst überzeugen könnt. Mit dem Judas Priest-artigen Stampfer Along Came The Devil kommt gleich der nächste Dampfhammer hinterher. Ralf holt alles aus seinen Stimmbändern und zeigt, warum er damals beim ins Schlingern geratenen britischen Flaggschiff als heißer Kandidat gehandelt wurde.
Mit Halo wird ein wahres Heavy Metal Monster von der Kette gelassen. Der treibende Banger punktet mit Gitarren satt und dem stahlharten Rhythmus, der den Song präzise wie ein Uhrwerk nach vorne peitscht. Eine erste kleine Verschnaufpause gönnt uns das deutsch/schwedische Abrisskommando mit Hear Me Calling. Die epische Power Ballade zeigt, das der muskelbepackte Sänger zu den Großen seiner Zunft gehört.
Groovenden Power Metal gibt es mit The Lost & The Forgotten auf die Lauschlappen, wo verdeutlicht wird, dass Härte nicht automatisch mit Geschwindigkeit verbunden sein muss. Wenn’s jedoch sein muss, können Primal Fear das Gaspedal aber auch bis zum Bodenblech durchtreten, was bei My Name Is Fear nicht stupide, sondern wohl dosiert praktiziert wird.
I Will be Gone ist dann eine Ballade, die es für meinen Geschmack nicht gebraucht hätte, da sie den energetischen Fluss des Albums rapide unterbricht. Dafür entschädigt Raise Your Fists als weiterer astreiner Metal Stampfer, der die Testikels auf Kokosnussgröße anschwellen lässt. Die Auswirkungen auf die weiblichen Hörer sind mir bisher nicht bekannt, dürfen mir aber gerne auf Facebook unter diesem Review in der Kommentarleiste mitgeteilt werden.
Meine Lieblingsnummer auf Metal Commando ist aber Howl Of The Banshee, eine Hymne vor dem Herrn, auf dem Melodie und Heavyness perfekt ineinandergreifen. Alleine was das Gitarrentrio hier an feinsten Riffs und Melodien vom Stapel lässt, ist ganz großes Kino.
Mit Afterlife folgt ein weiterer treffsicherer Nackenbrecher, der in geradezu beängstigender Präzision sein Ziel zwischen den Frontlappen findet. Das gut 13 minütige Epos Infinity ist der längste Song in der Geschichte der Band. Den stimmungsvollen Longtrack kann man durchaus als Essenz des bisher Gehörten beschreiben, da von atmosphärischen, balladesken Stimmungen bis zu galoppierenden Power Metal Ausbrüchen alles reingepackt wird, ohne dass ein Gefühl von Langeweile aufkommt. Damit endet eines der stärksten Alben ihrer Karriere. Für die perfekte klangliche Umsetzung war einmal mehr Mat Sinner und Jacob Hansen in den Hansen Studios verantwortlich.
Fazit
Auf Metal Commando ist es Primal Fear zum größten Teil gelungen, sich von überflüssigem Ballast zu befreien. Die drei erstklassigen Gitarristen stehen hier nicht nur nominell auf dem Papier, sondern bringen eine Menge echter Axepower auf den Datenträger. Wie bei der Herstellung von Damaszener Stahl hat die Band in vielen Arbeitschritten die verschiedenen Schichten ihrer DNA übereinander gelegt, miteinander verschmolzen, dabei die besten Eigenschaften herausgearbeitet und ein Heavy Metal Album geschmiedet, das kaum Wünsche offen lässt. Nur die Ballade unterbricht leider diesen Fluss, was eine 9/10 in der Gesamtwertung ergibt.
Line Up
Ralf Scheepers – Gesang
Tom Naumann – Gitarre
Alex Beyrodt – Gitarre
Magnus Karlsson – Gitarre
Michael Ehré – Schlagzeug
Mat Sinner – Bass, Gesang
Tracklist
01. I Am Alive
02. Along Came The Devil
03. Halo
04. Hear Me Calling
05. The Lost & The Forgotten
06. My Name Is Fear
07. I Will be Gone
08. Raise Your Fists
09. Howl Of The Banshee
10. Afterlife
11. Infinity
Links
Webseite Primal Fear
Facebook Primal Fear
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