Paulinchen Brennt – Mache – Album Review

Paulinchen Brennt – Mache
Herkunft:
Leipzig / Nürnberg / Schweinfurt
Release:
10.11.2023
Label:
 Krakenduft Records
Dauer:
24:16
Genre:
Mathcore / Emo / Noise


Foto Credit: Max Duffner

Es ist immer wieder erfreulich, wenn Bands und Künstler schon mit ihrem ersten Album so kompromisslos ihre Duftmarken setzen können, dass es eigentlich keinen Zweifel an der weiteren Ausrichtung geben kann.

So manch jemand wird sich sicherlich an die gruseligen und mal so gar nicht kindgerechten Struwwelpeter Geschichten von Heinrich Hoffmann erinnern. Der Episode, in der die junge Protagonistin beim Spiel mit dem Feuer verbrennt, ist der Name Paulinchen Brennt der Formation aus dem ost-/süddeutschem Raum entliehen. So kompromisslos und hart lässt sich nun auch der Erstling Mache bezeichnen

In einer klassischen Powertrio Besetzung setzt man alles daran, den Hörer mit Screams und krummtaktigen Rhythmen mal so richtig durchzuschütteln. Bei dieser Härte ist es zwar schade, aber erholsam, dass die Platte schon nach kurzer Laufzeit ein Ende findet. Der Shouter Daniel Schmitt schreit hier buchstäblich um sein Leben und betont die Wut und Energie, die man zu vermitteln sucht.

Und die sich in systemkritischen Textfragmenten wie Gold! Gier! Macht! Goldgier macht mich glücklich widerspiegelt, wie in der Single Midas, die ihr HIER hören könnt.  Musikalisch geht man mitunter recht aggressiv und dennoch stets mit intelligenter Rhythmik und delikater Instrumentenarbeit zur Sache. Allerdings wird auch Raum für leisere Töne gelassen, die dann gelegentlich sogar Klargesang beinhalten. Vergleiche zu den schwedischen Hardcore Punkern Refused bieten sich aufgrund der Screams und der rotzigen Gitarrenarbeit an, decken hingegen nur einen Teil des Spektrums ab, das Paulinchen Brennt abdecken.

Intelligenter Rock’n’Rotz

In der Tat sind sie in der Mathcore Ecke besser einzuordnen, auch wenn sie vom Punk und Noise her den Dreck im Sound geerbt haben. Songs wie Caprona übersteigen jedoch deutlich das Niveau einer Punkband, obwohl das vorhergehende Pooter anderes vermuten lies.

Das ständige Mäandern zwischen punkigem Schmodder und krummen Rhythmen und sphärischen Gitarren könnte man Paulinchen Brennt als Unentschlossenheit auslegen. Letztendlich beeindruckt allerdings dessen Variabilität und Bandbreite, die abgedeckt werden kann und dessen kritische Texte einen intelligenten Humor widerspiegeln. Hardcore Fans dürfen bedenkenlos zugreifen und sich gegebenenfalls an den schönen Varianten auf Vinyl erfreuen.


Fazit
Kurz, prägnant und wild ist das erste Album von Paulinchen Brennt geraten. Zudem liefert Mache giftige Statements in acht energiegeladenen Songs ab, die den Fan von Hardcore Rockmusik irgendwo zwischen Refused und The Hirsch Effekt beglücken dürften. 9 / 10


Line Up
Richard Seifahrt – Schlagzeug
Christian Örtel – Gitarre, Effekte
Daniel Schmitt – Bass, Gesang

Tracklist
01. Travis
02. Norman
03. Pooter
04. Caprona
05. Midas
06. Shinoda
07. Hauser
08. Chia

Links
Facebook Paulinchen Brennt



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