Oh Hiroshima – Myriad – Album Review
Oh Hiroshima – Myriad
Herkunft: Schweden
Release: 04.03.2022
Label: Napalm Records
Dauer: 38:42
Genre: Post Rock
Wer Oh Hiroshima aus Schweden bereits von ihren bisherigen Alben kennt, kann eventuell erahnen, was mit dem nun vierten Album Myriad folgen könnte. Die Betonung in diesem Satz liegt auf dem Wort könnte, denn die Brüder Jakob und Oskar sprengen mit dem heute releasten Bombastwerk Grenzen.
Es sind die Genregrenzen, die das Duo mit dem neuen Werk scheinbar mühelos und leicht einfach auflösen. Mühelos und einfach sind jedoch nicht die Attribute, denen sich die beiden im Entstehungsprozess stellen mussten.
Auch Myriad scheint sich die Verarbeitung der von Pandemie gebeutelten Zeit zu widmen und beschert uns vertonte Emotion; und zwar in der vollen Bandbreite! Vorab sei verraten, dass das Duo stärker, origineller, und kreativer denn je agiert.
You speak a language that i cant understand…
Nour, der Opener kracht noisy, aufwühlend und unaufgeräumt aus den Lautsprechern. Ein Hauch Industrial, der jedoch keine Überhand nimmt, da klare Trompetenklänge und cleaner Gesang einen scheinbar geformten Weg aufzeigen. Moment, Trompeten? Ja! Hier wird schon im ersten Track Post Rock speziell interpretiert und lasst euch gesagt sein: Es ist klasse! Die lila Vinyl, die Napalm Records in den Verkauf bringt, ist übrigens noch zu bekommen.
Veil of Certainty, der längste Track des rund halbstündigen Albums ist rhythmischer und wahnsinnig schön melodisch. Es scheint, als möchte sich ein junges Pflänzchen den Weg ans Licht kämpfen, sich aus dunklen Fesseln befreien, raus aus Lethargie und Dunkelheit. Und es gelingt! Der Track baut großartig Spannung auf und obwohl ich Angst habe, eine verheißungsvolle Wendung könnte auftreten, bleibt diese unbegründet, denn der Weg führt nicht zurück ins Dunkel. Die Komposition lässt keine Wünsche offen, bleibt hoffnungsfroh.
In the water, lost at sea, burning slightly over me
Doch die Dunkelheit holt sich den Hörer in All Things Pass wieder zurück. Das Intro trieft nur so von Traurigkeit und, ob man möchte oder nicht, dies ist der Soundtrack von Abschied, Verlust und Trauer. Melancholie ist auch der beste Freund des magischen Ascension, von dem ihr euch HIER im Lyrikvideo einen Eindruck verschaffen könnt. Fans ziehen mit dem bereits veröffentlichten Song bereits Vergleiche zu Tool und so unrecht haben sie nicht, der glasklare Gesang hat eine ähnlich hypnotische Wirkung.
Gespannt bin ich auch, wie das atemberaubende Humane von den Fans live aufgenommen wird. Der Song baut sich so stark auf, bevor er durch progressive Elemente beinahe zu zerspringen droht. Leider werden die Jungs Österreich nicht als Support von God is an Astronaut auf deren Europatour begleiten, in Deutschland habt ihr allerdings die Möglichkeit dafür am 09.Mai in Köln. Lasst euch das nicht entgehen!
Genau so progressiv mutet auch Tundra an, dessen Schwere eine ganz eigene Geschichte erzählt. Eine Geschichte der Dunkelheit, die doch, beschrieben durch melodische Einspielungen, Lichtblicke und Hoffnung setzt.
Der Closer bildet einen würdigen Abschluss
Hidden Chamber ist auch nach dem dritten Mal auf Repeat Taste der perfekte Abschluss dieser höchst emotionalen Reise. Das Chello nimmt den Hörer versöhnlich an die Hand und verspricht zusammen mit den eingehenden Lyrics Heilung und Katharsis.
Fazit
Das Duo Oh Hiroshima versteht es scheinbar mühelos, mit Myriad einen Klangteppich zu weben, der von mannigfaltigen Emotionen durchzogen ist, die sich wie silberne Fäden durch die sieben Tracks ziehen. Mal breit und dominierend, mal dezent und nur durchscheinend, jedoch immer vor Augen. Eine 9,5 / 10 für diese Meisterleistung!
Line Up
Jakob Hemström – Gitarre, Gesang, Bass
Oskar Nilsson – Schlagzeug
Tracklist
01. Nour
02. Veil of Certaint
03. All Things Pass
04. Ascension
05. Humane
06. Tundra
07. Hidden Chamber
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