No-Kvlt – Fanzine aus Kärnten – Printmedium Review
No-Kvlt – Fanzine aus Kärnten – Printmedium Review
No-Kvlt Ausgabe 3
Verlag: Eigenproduktion
Preis: Gratis
Autoren: Micha / Goathorde Metal Crew
Sprache: Deutsch
Gedruckte Fanzines haben einfach einen ganz eigenen Reiz. Erstens sind sie nicht im immergleichen Clickbait-Stil verfasst, der seinen Lesern maximal die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches zutraut und auf möglichst viel Getöse in sozialen Medien abzielt. Zweitens stammen die Zines von Enthusiasten und nicht von Verlagen, sie verfolgen also keine kommerziellen Ziele und sind nicht von irgendwem gesponsert.
In Kärnten gibt es mit dem No-Kvlt seit einiger Zeit auch ein Printzine. Verantwortlich dafür ist vor allem Micha von der Goathorde Metal Crew, einem 2011 gegründeten Kärntner Metal-Verein. Zu finden ist das unregelmäßig erscheinende Heft in metal-affinen Klagenfurter Locations und zuweilen auch in Graz. Ich habe mir die aktuelle, dritte Ausgabe des Fanzines besorgt und durchgelesen. Inhaltlich geht es vor allem um Kärntner Metal-Bands, über die man anderswo eher selten etwas liest.
Mir ist gleich die Liebe zum Detail aufgefallen. Der Autor hat sehr genau recherchiert und versorgt uns 50 Seiten lang mit interessanten Hintergrundinfos. Beispiele: Das Interview mit Church of Necrolust beginnt mit einer kurzen Geschichte der Band und deren Ursprüngen bei der mittlerweile nicht mehr bestehenden Brutal Death/Grindcore-Combo Violent Devoties. Selbst beim Logo und der Symbolik der Band wird nachgefragt, ebenso werden die Hintergründe der Songtexte besprochen. Weiter geht’s mit drei nebeneinander abgedruckten Interviews mit Label-Betreibern (Bloodshed666 / Two Tower Tapes / Fall into Void Records), aufgelockert mit spannenden Statistiken und Highlights der Label-Geschichte.
Der Band Irdorath werden gleich mehrere Kapitel gewidmet: Eines zur aktuellen Besetzung, eines zu den Texten und eines zur Ästhetik des neuesten Albums The Final Sin. Das Hauptaugenmerk der Ausgabe liegt aber auf dem Gespräch mit Rotten Cold zu derem 20-jährigen Bestehen, dem gleich 16 Seiten gewidmet werden. Danach wird uns noch eine Statistik darüber serviert, welches metallische Sub-Genre eigentlich die meisten aktiven Bands aufweist. Zum Abschluss gibt es noch Reviews zu Groteskh und der Split-EP von Voidstalker und Plaguepreacher. Dabei wird jeder Voidstalker-Song mit einer Schusswaffe verglichen – so gut konnten wir uns die Songs nach dem Lesen eines Reviews selten vorstellen.
Fazit:
Ich finde den Ansatz des No-Kvlt sehr gut. Statt nach einem vorgefertigen Schema die immer gleichen Fragen zu stellen, wie es (subjektiv) bei so manchen Magazinen der Fall ist, liest man aus den Fragestellungen des Fanzines heraus, dass sich der Autor wirklich Gedanken gemacht hat. Das führt zu erfrischend anderen Interview-Verläufen und tiefergreifenden Antworten, als man sie von so manch anderer Seite her gewöhnt ist. Leider ist das Layout des No-Kvlt etwas verwirrend gestaltet. Teilweise war mir nach dem Lesen eines Absatzes nicht ganz klar, wo der nächste Absatz beginnt und wie die Texte zusammenhängen. Ich gebe aber zu, dass das Jammern auf hohem Niveau ist.
Alles in allem kann ich das Fanzine jedem empfehlen, der sich dem österreichischen Underground verbunden fühlt und sich für die Bands, deren Denkweisen und Artworks interessiert. Statt Quantität, also möglichst viele Bands und Themen unterzubringen, wird Qualität geboten. So lange und ausführliche Interviews habe ich selten gelesen. Das No-Kvlt bereichert die heimische Metal-Szene zweifellos, wenngleich es stilistisch in Teilen etwas konfus wirkt. Aber hey, wir sprechen hier von einem Fanzine und nicht von einem Hochglanzmagazin aus irgendeiner Agentur. Mir ist das No-Kvlt daher 9 / 10 wert.
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