Nanowar Of Steel – Nachgefragt bei Gatto Panceri 666 – Interview
Nanowar Of Steel haben mit Dislike To False Metal ein wahres Meisterwerk geschaffen. Rechtzeitig vor der dazugehörigen Tournee habe ich mich mit Gatto Panceri 666 auf einen kurzen Plausch getroffen.
Patrick (Soundmagnet.eu): Hallo und vielen Dank für deine Zeit. Gleich die erste Frage. Eure Tour fängt ja demnächst an und jetzt wo Corona vorbei ist, wie ist es endlich wieder mal eine richtige Tour zu machen?
Gatto Panceri 666 (Nanowar Of Steel): Das ist eigentlich unsere erste richtige Tour, also das ist das erste Mal, dass wir so eine lange europäische Tournee machen und deswegen ist es sowieso was neues für uns. Also wir waren schon oft in Deutschland und Frankreich aber nicht auf so einer langen Tour. Also ohne Corona wäre es so auch was neues für uns.
Patrick: OK, wie ist die Vorfreude?
Gatto Panceri 666: Also wir haben viel zu viele Sachen zu tun und haben keine Zeit für Gefühle. Wir müssen so viele Sachen packen und zusammenkramen in dieser kurzen Zeit für die Organisation der Tour. Und auch für die ersten Shows, die schon am Samstag anfangen in Italien. Also unsere ersten beiden Shows, die sind auch schon ausverkauft und wir freuen uns sehr darauf natürlich. Aber es ist wirklich so chaotisch mit der Organisation, auch weil es das erste Mal ist und nicht ganz klar ist was als nächstes passiert. Chaos… das ist das was aktuell in unserem Kopf passiert.
Wir müssen nicht so viel recherchieren über den Inhalt des Textes aber es ist vielleicht so, dass wir die richtigen Wörter finden müssen manchmal.
Patrick: Eine allgemeine Frage noch, weil es mich und vermutlich auch viele andere interessiert. Ich als studierter Wirtschaftswissenschafter war zum Beispiel von Tooth Fairy massiv begeistert, wie viel Fachwissen da drin ist, weil das geht ja weit über grundliegende Kenntnisse hinaus. Wisst ihr das einfach, oder wie kommt ihr auf solche Texte? Wie viel Recherchearbeit steckt da drin?
Gatto Panceri 666: Eigentlich, bei Tooth Fairy, ich bin kein Wirtschaftswissenschafter aber ich hab ziemlich viele Bücher darüber gelesen und ich hab mich dafür interessiert und deswegen hab ich das in einer recht kurzen Zeit geschrieben, kann ich mich erinnern. An einem Abend war ich mit Mohammed Abdul (Anm. der Redaktion: Gitarrist der Band) zusammen und wir hatten gedacht so einen Text über Tooth Fairy zu schreiben und das ging ziemlich schnell, aber normalerweise geht das nicht so schnell und wir arbeiten alle zusammen daran.
Es kommt auch auf das Thema drauf an und manchmal schreiben wir die Musik zuerst und danach den Text oder eben das Gegenteil. Bei Tooth Fairy hatten wir zuerst fast den ganzen Text geschrieben, dann haben wir eine Melodie dazu ausgedacht. Ausgenommen von Tooth Fairy dauert es aber, es nimmt viel Zeit in Anspruch. Wir müssen nicht so viel recherchieren über den Inhalt des Textes aber es ist vielleicht so, dass wir die richtigen Wörter finden müssen manchmal. Wir wollen wirklich, dass jedes Wort gut klingt und dass wir überall das beste Wort haben für die Melodie und für das Konzept des Textes.
Patrick: Dann kommen wir mal zum neuen Album, Dislike To False Metal. Beim Vorgänger Italian Folk Metal war ja die Intention, die Leute zum Italienisch lernen zu motivieren. Gibts sowas fürs neue Album auch?
Gatto Panceri 666: Die Intention fürs neue Album ist: Wir wollen einfach, dass die Leute das neue Album kaufen und deswegen ist das mehr international als Italian Folk Metal. Als Wirtschaftswissenschafter verstehst du das vielleicht.
Patrick: Gewinnmaximierung.
Gatto Panceri 666: Genau das! Einmal in unserem Leben wollen wir auch einmal ein bisschen Geld damit verdienen. Das wär nicht schlimm.
Das wäre zu einfach über einen Sieg zu singen und eigentlich, ich glaube für mich (…) das sind traurige Lieder. Die Armee hat verloren, es gab viele Tote, die Helden sind gestorben und das ist das Finale, das ich für so ein Lied wollte, das konnte nicht fröhlich sein.
Patrick: Ihr habt ja gerade das Video zu Pasadena 1994 herausgebracht, das nebenbei bemerkt wieder absolut großartig geworden ist. Warum ist es genau dieses Finale geworden? Es hätte ja auch zum Beispiel Berlin 2006 gegeben. Oder Madrid 1984.
Gatto Panceri 666: Das wäre zu einfach über einen Sieg zu singen und eigentlich, ich glaube für mich – also ich hatte die Idee am Anfang und die Lieder von Sabaton die ich am meisten liebe sind zum Beispiel The Last Stand oder Cliffs of Gallippoli, Bismarck auch – das sind traurige Lieder. Die Armee hat verloren, es gab viele Tote, die Helden sind gestorben und das ist das Finale, das ich für so ein Lied wollte, das konnte nicht fröhlich sein. Und Berlin 2006 konnte deshalb nicht sein. Ich erinnere mich, ich war noch ein Kind damals bei diesem Finale aber ich erinnere mich noch und die waren alle traurig hier und es ist noch ein Trauma. Also wenn man das Video vom letzten Penalty sieht, es ist einfach so traurig, das zu sehen. Man kann sagen „Ja wir waren so nah…“ und es ist nichts passiert.
Patrick: Zu einem anderen Lied. Bei Protocols (of the elders of Zion) of Love. Ist das so etwas wie eine Fortsetzung zu eurem kurzen Biancodolce Ausritt, habt ihr vielleicht doch Gefallen am Boygroup Dasein gefunden.
Gatto Panceri 666: Eigentlich nicht, also wir wollten so ein Lied über Verschwörungstheorien schon vor Biancodolce schreiben und wir hatten ein Video im Kopf – OK ich kann nichts über das Video erzählen, aber wir hatten eine gute Idee für so ein Video von Verschwörungstheorien mit Backstreet Boys Musik und das war schon, ich glaube ein paar Jahre vor Biancodolce, also das ist schon etwas was wir schon länger im Kopf gehabt hatten.
Patrick: Habt ihr auch selber eigene Erfahrungen mit der Metal Boomer Battallion?
Gatto Panceri 666: Aaaah, natürlich. Ich glaube jeder hat solche Erfahrungen, also man muss einfach die Kommentarsektion von irgendeinem bekannten Magazin oder Webseite aufmachen und da sieht man immer diese Hasskommentare oder die die einfach sagen „Ja, die sind nicht so wie sie damals waren und ich hasse sie gerade“ und sie waren vor 20 Jahren am besten und das ist kein echter Metal und als ich ein Kind war war alles viel besser und ja, das ist immer so. Und ehrlich gesagt meine Lieblingsbands und Lieblingsalben sind noch immer die, die ich gehört habe als ich jünger war, aber das ist wahrscheinlich was natürliches.
Aber ja, wir haben schon Erfahrungen, also als wir unser erstes Video veröffentlicht haben für Dislike To False Metal, von Winterstorm In The Night, ich erinnere mich an die ganzen Kommentare auf den größten italienischen Webseiten, und da gab es wirklich so viele Boomer kann man sagen, die schrieben das ist kein echter Rock, das ist kein echter Metal, warum schreibt ihr über diese dumme Band. Also wir hatten diese Erfahrungen schon am ersten Tag, aber das erwarten wir auch. Das wäre ein Problem ohne diese Metal Boomer Battallion, weil wir hätten kein Ziel.
Patrick: Beim ersten Lied vom neuen Album Sober. Das ist ja das genaue Gegenteil von dem was man bei Pirate Metal erwarten würde. Ist das auch ein bisschen euer Lifestyle oder seid ihr nicht ganz brav?
Gatto Panceri 666: Eigentlich nicht, aber das ist weil wir keine Piraten sind – nur deswegen.
Bier geht vorbei, aber Merch bleibt für die Ewigkeit.
Patrick: Achso, also wenn man kein Pirat ist, dann darf man Bier Trinken?
Gatto Panceri 666: Genau, weil heutzutage sind die echten Piraten die die aus Somalia kommen und das sind meistens Muslime und die trinken keinen Alkohol. Also ein moderner Piratensong. Die Piraten existieren noch immer und das wurde nicht explizit im Text geschrieben, aber das ist unserer Referenz. Moderne Piraten trinken keinen Alkohol. Und es ist auch eine Nachricht für die ganze Metalszene. Ihr sollt keinen Alkohol trinken, und es gibt viele Gründe dafür. Vor allem wenn man zu einer Nanowar Show geht ist Alkohol vielleicht teuer und man soll das Geld sparen um Merchandise zu kaufen und das ist einfach besser für uns. Das ist der einzige Grund eigentlich. Das wurde auch nicht explizit gesagt. Bier geht vorbei, aber Merch bleibt für die Ewigkeit.
Patrick: Eine allgemeinere Frage für Leute wie mich und allgemein für Leute außerhalb Italiens. Wer ist Giorgio Mastrota und woher kommt dieser Hype?
Gatto Panceri 666: Also der ist eine sehr sehr bekannte Person im italienischen Fernsehen. Der hat viele Sachen im Fernsehen gemacht und ist am meisten bekannt für die Werbung. Wenn man in Italien den Fernseher anmacht ist der immer dabei was zu verkaufen. Der macht Werbung für zum Beispiel Matratzen aber am meisten hat er in den 1990ern und bis 2010 Kochtöpfe und Pfannen aus Stahl verkauft. Und alles war aus Stahl und da haben wir gedacht, das ist der Metal King, der König des Stahls in Italien. Der hat mehr Stahl verkauft als jeder andere und so hat die ganze Geschichte mit ihm angefangen. Wir haben das Lied Giorgio Mastrota schon vor elf Jahren geschrieben und das war unser erstes virales Video, also das ist ein Hit geworden in Italien. Und nach ein paar Jahren waren wir mit ihm in Kontakt wegen einer Fernsehemission haben sie uns angerufen und über diese Fernsehemission haben wir ihn kennengelernt.
Und auch wenn er sehr bekannt ist und wirklich gut verdient mit seiner Arbeit, der ist wirklich ganz ganz down to earth also der liebt was wir machen und wir hatten von ihm auch eine Mitarbeit um die Polenta (Anm. der Redaktion: La Polenta Taragnarock) herzustellen mit ihm und solche Sachen. Ich kann ihn nicht beschreiben, er ist wirklich ein Held für uns gerade, nicht nur wegen des Stahls. Und wir haben noch etwas mit ihm vor.
Patrick: Manowar oder David Hasselhoff?
Gatto Panceri 666: Ross The Boss! – Manowar natürlich. Ich bin noch immer einer aber als Kind war ich ein Riesenfan von Manowar und vielleicht kannst du dir vorstellen, dass ich kein Riesenfan mehr von diesem True Metal Konzept bin.
Patrick: Aber trotzdem Manowar?
Gatto Panceri 666: Trotzdem Manowar. David Hasselhoff ist auch eine sehr gute Referenz, aber wir dürfen kein Lied über David Hasselhoff schreiben und deswegen müssen wir sagen, wenn wir ein Lied nicht über David Hasselhoff machen, müssen wir das explizit sagen. Und das haben wir schon gemacht.
Patrick: Bei Ironmonger – fürs Protokoll.
Gatto Panceri 666: Genau, das ist total nicht über David Hasselhoff.
Patrick: Wie sehen die Zukunftspläne aus? Gibts Pläne für nach der Tour? Was habt ihr noch so vor?
Gatto Panceri 666: Wir haben Pläne. Also nach der Tour weiß ich schon, dass wir in Deutschland auf ein paar Festivals spielen werden. Also beim Summer Breeze und noch andere Festivals und das wird sehr cool. Aber das wichtigste was wir im Kopf haben, ist die 20 Jahre Jubiläumsshow in Mailand und das wird wirklich prima sein. Also wir hoffen zumindest, aber das ist die Idee. Wir können leider keinen Plan machen, bis wir wissen wie viele Karten wir verkauft haben und solche Sachen. Wir müssen wirklich sehen wie die ganze Tour und das Album geht und wie es aussieht mit den Leuten ob sie das mögen. Und gerade können wir nichts sagen aber in ein paar Monaten können wir bessere Pläne machen.
Patrick: Dann sind wir eigentlich schon am Ende. Hast du noch irgendwelche abschließenden Worte an unsere Leser?
Gatto Panceri 666: Natürlich, ich hoffe ich sehe eure Leser live bei unseren Auftritten in Deutschland. Wir haben schon viele Shows, genau kann ich mich nicht erinnern, aber es ist auf jeden Fall Hamburg, Trier, Essen, München… vielleicht noch was…
Patrick: Wir haben auch viele österreichische Leser, die kommen vielleicht nach Wien.
Gatto Panceri 666: OK, die kommen vielleicht nach Wien – sie müssen nach Wien kommen.
Patrick: Ich komm auf jeden Fall nach Wien.
Gatto Panceri 666: Aah schön, OK, dann sehen wir uns in Wien, ich weiß, dass wir noch ein paar Festivals in Österreich spielen. Ich glaube am Area 53 und noch wo aber ich bin nicht sicher ob ich das schon sagen darf. Und wenn ihr Leser in der Schweiz habt, ist auch die Schweiz dabei. Da sind wir in Augsburg.
Patrick: Augsburg ist aber in Deutschland?
Gatto Panceri 666: Ach scheiße! Aarburg, das klang nur ähnlich. Ich war noch nicht in Aarburg.
Aber Liechtenstein ist sowieso unsere Heimat. Wir müssen auf jeden Fall – ich hoffe es, es muss passieren. Es ist wichtiger als Wacken. Ja es ist das Wichtigste.
Patrick: In Liechtenstein heuer keine Show? Warum nicht?
Gatto Panceri 666: Leider nicht, wir haben noch was vor in Liechtenstein, aber ich glaube das Festival findet nicht mehr statt – es existiert einfach nicht mehr. Aber Liechtenstein ist sowieso unsere Heimat. Wir müssen auf jeden Fall – ich hoffe es, es muss passieren. Es ist wichtiger als Wacken. Ja es ist das Wichtigste.
Patrick: Super, danke nochmal für deine Zeit und wir sehen uns in Wien.
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