My Dying Bride – A Mortal Binding – Album Review

My Dying Bride – A Mortal Binding
Herkunft: England
Release: 19.04.2024
Label: Nuclear Blast
Dauer: 54:42
Genre: Doom Metal / Death Doom Metal


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Foto Credit: Matt Wells

Kaum eine andere Band hat die düsteren und melancholischen Spielarten des Metal so sehr beeinflusst wie My Dying Bride. In den 34 Jahren ihres Bestehens haben sich die Engländer ihren Kultstatus in der Doom Metal Gemeinde längst erarbeitet, sodass jedes neue Album der Szene-Urgesteine mit Spannung erwartet wird.

So wird auch A Mortal Binding seinen Weg in die Plattenregale aller Düsterheimer finden, ganz egal, was an dieser Stelle oder anderswo darüber geschrieben wird. Dennoch muss man die Frage stellen: Sind My Dying Bride nicht langsam ein wenig altersmüde oder schaffen es ausnahmsweise einmal, ihre Fans nicht von sich zu überzeugen?

Die kleine doomige Meerjungfrau

Spoiler: Nein. Denn Studioalbum Nummer 15 lässt sich wie folgt zusammenfassen: Schwere und schleppende Melodien, die gelegentlich von fragilen Passagen unterbrochen oder durchzogen werden, dazu die klare oder krächzende Stimme von Aaron Stainthorpe, welche den Songs ihren melancholischen Tiefgang verleiht. Oder anders ausgedrückt: Viel Neues lässt sich auf A Mortal Binding nicht finden.

Dafür schaffen es die Engländer nahezu perfekt, ihr musikalisches Erbe kunstvoll aufzubereiten und sämtliche Schaffensphasen ihrer langen Bandgeschichte zu zitieren. So kommt der Opener Her Dominion derart kneifend und knurrend daher, als würden wir noch in den 1990er Jahren leben, während das nachfolgende Thornwyck Hymn eher an die Zeit um die 2000er Jahre erinnert. The Light at the End of the World, anyone? Aber Hören ist besser als Lesen, weshalb du dich HIER selbst von der Hymne über die Unterwasserkreaturen an der englischen Küste überzeugen kannst.

Apocalyptist, Now

My Dying Bride wären aber nicht sie selbst, wenn nicht zumindest ein Song die 10-Minuten-Marke knacken würde. Die Nummer The Apocalyptist startet zuckersüß, verwandelt sich aber schnell in ein packendes Stück Death/Doom Metal mit der altbekannten, aber gelungenen Mischung aus aggressiven Parts und ruhigen Intermezzos, sodass sie trotz Überlange in keiner Sekunde langweilig wird.

Gibt es also gar nichts zu kritisieren? Jein. Denn wer bis jetzt nichts mit der schleppenden Grundstimmung anzufangen wusste, welche die Band fast jedem ihrer Songs zugrunde legt, der wird auch A Mortal Binding eher schulterzuckend gegenüberstehen. Die eigenen Trademarks in Szene zu setzen, ohne dabei nur den Abklatsch von Altbekanntem zu liefern, hat die Band zweifelsohne drauf, aber das ein- oder andere kleine Experiment hätte die Scheibe noch interessanter gemacht.

Glühender Abschluss

Die Engländer sind übrigens auch dafür bekannt, stets den perfekten Rausschmeißer zu liefern. Diesmal hört dieser auf den Titel Crushed Embers und reiht sich in diese Tradition ein, denn die Nummer ist einer der Höhepunkte der Platte. Wieso? Weil sie sich eher an der melodisch-klaren Schiene innerhalb des Band-eigenen Klangkosmos orientiert und mit ihrem abrupten Ende ein Gefühl der Schwermut sowie Spannung im Hörer zurücklässt, welches diesen sofort wieder auf die Play-Taste drücken lässt.

Viel mehr Lob kann man einer Platte, die im Doom Metal angesiedelt ist, eigentlich nicht entgegenbringen. So ist A Mortal Binding nichts anderes als ein Jahreshighlight dieses Genres, wie eigentlich jede neue Platte von My Dying Bride es bei ihrem Erscheinen war. Bleibt zu hoffen, dass die Band, die aufgrund „unüberbrückbarer Differenzen“ im Moment eine Pause einlegt, diese Unstimmigkeiten doch noch klären kann und bald wieder auf den Bühnen dieser Welt zu Gast sein wird.


Fazit
A Mortal Binding wird, frei nach dem Albumtitel, sämtliche Fans von melancholischem Doom Metal an sich binden. My Dying Bride liefern hier einen Querschnitt aus allem, was die Band im Laufe der Jahrzehnte weltbekannt gemacht hat, und verwalten ihr eigenes Erbe auf hohem Niveau. 8 / 10.

Line Up
Andrew Craighan – Gitarre
Aaron Stainthorpe – Gesang
Lena Abé – Bass
Shaun MacGowan – Keyboard, Violine
Dan Mullins – Schlagzeug
Neil Blanchett – Gitarre

Tracklist
01. Her Dominion
02. Thornwyck Hymn
03. The 2nd of Three Bells
04. Unthroned Creed
05. The Apocalyptist
06. A Starving Heart
07. Crushed Embers

Links
Facebook My Dying Bride
Webseite My Dying Bride


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