Mr. Bison – Seaward – Album Review
Mr. Bison – Seaward
Herkunft: Cecina / Italy
Release: 16.10.2020
Label: Subsound Records
Dauer: 39:46
Genre: Stoner Rock / Psychedelic Rock
Irgendwas besonderes geht vor in Italien, denn regelmäßig können hier Perlen des Stoner und Psychedelischen Rocks entdeckt werden. Und, ohne das Fazit für Seaward vorwegzunehmen, behaupte ich schon einmal, dass die drei Matteos hier eine weitere Perle dazulegen.
Ein Bedingung dafür scheint die Besetzung als Trio mit einer ungewöhnlichen Instrumentalbesetzung zu sein. So wird die fehlende Position am Bass durch fette, tiefergelegte Gitarren ersetzt. Alle drei Bandmitglieder beteiligen sich am Gesang, was zu akustischer Vielfalt führt. Die intensive und fette Produktion von Produzent Jordan Andreen verdichtet zusätzlich die Musik.
Getoppt wird alles von einem inhaltlichen Konzept, das auf der griechischen Mythologie beruht und sowohl in den Texten, als auch beim Albumcover umgesetzt wurde.
Griechische Poesie zu italienischem Rock
Der Legende nach verließ Aphrodite das tyrrhenische Meer, um an Land Eros zu treffen. Beim Versuch die von Paris gestiftete Halskette anzulegen, zerriss diese und sieben Perlen fielen ins Meer. Diese Perlen schwammen auf dem Meer und verwandelten sich in sieben wunderbare Inseln im toskanischen Archipel.
Vor dem Hintergrund dieser Überlieferung erzählen uns Mr. Bison sieben Geschichten von alten Mythen über Sirenen, dem Fluch der Scylla, dem Opfer von Andromeda, sowie der Gewalt und Macht des Meeres. Das ganze historische Gruselkabinett wird geboten.
Die akustische Umsetzung von sieben Perlen
Sanft erfolgt der Einstieg bei Seaward, bevor die musikalischen Wellen wogen und hoch schlagen. Der Song weist gekonnte Tempowechsel auf, die sich auch beim folgenden From The Abyss fortsetzen.
Geradezu bildlich baut sich das fast acht minütige I’m The Storm auf. Man spürt das wogende Wasser, den Druck der Wellen, das sich Bilden von Strudeln. Der Gesang setzt nach vier instrumentalen Minuten ein und vereint sich gekonnt mit den Gitarren und Rhythmus zu einem schweren und bebenden Monster. Das intensive Werk könnt ihr HIER anhören.
Ein Keyboardspiel, wie aus den 1970er Jahren entlehnt, führt uns bei Oudeis zu doomigen Sequenzen, die in feinstem psychedelischen Rock münden. Wenn Matteos Stimme sich hier windet und drückt, werde ich an Stimmfarben von Glen Hughes erinnert. Eine großartige Gesangsleistung!
Es folgen das schnelle und eingängige The Sacrifice und mit Underwater ein Track, der ein Lehrstück für Rhythmusarbeit darstellt. Was hier Matteo D’Ignazi am Schlagzeug abliefert ist unglaublich!
Das abschließende The Curse beginnt ruhig und baut sich im Verlauf zu einem wirbelnden Meer auf. Einen Höreindruck gibt es HIER. Zu meinem Bedauern glättet sich die See viel zu früh und das Album verklingt.
Fazit
Ein intensives und forderndes Werk, welches sich weitab von der Trivialität eines verkifften Stoner Rock Albums bewegt. Beim mehrfachen Hören bietet es immer neue Facetten, wächst und erschließt sich erst dann in seiner Komplexität. Jeder Liebhaber von Rockmusik muss es mindestens einmal gehört haben! Eine hochverdiente 9 / 10.
Line Up
Matteo Barsacchi – Gitarre, Gesang
Matteo Sciocchetto – Gitarre, Gesang
Matteo D’Ignazi – Schlagzeug, Soundeffekte, Gesang
Tracklist
01. Seaward
02. From The Abyss
03. I’m The Storm
04. Oudeis
05. The Sacrifice
06. Underwater
07. The Curse
Links
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Anmerkung:
Das Konzeptalbum Seaward entstand mit Unterstützung von MiBACT und SIAE als Teil der Kulturinitiative Per Chi Crea. Dies ist ein von MiBACT gefördertes und von der SIAE verwaltetes Programm, das 10% der Gebühren aus dem Verkausferlös zur Unterstützung der Kreativität und kulturellen Förderung junger Menschen vergibt. Mehr Informationen zum Projekt gibt es HIER.
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