Mosh City Festival – 18.11.22 Astra Kulturhaus Berlin – Live Review

Mosh City Festival Berlin
Bands:
Ashen, Balance Breach, ten56., As Everythings Unfolds, Paleface, Being As An Ocean, GHØSTKID, Smash Into Pieces
Veranstaltung:
Astra Kulturhaus, Revaler Str. 99, 10245 Berlin
Ticket:
Early-Bird 35€, VK 40€, AK 50€


Zu ungewöhnlich früher Stunde bildete sich am letzten Freitag schon ab 17.00 eine Warteschlange vor dem Astra Kulturhaus in Berlin. Der Grund war das Mosh City Festival, welche dieses Jahr zum allerersten Mal in Berlin stattfand. Der zeitige Beginn war einfach dem umfangreichen Billing von acht Bands geschuldet.

Für dieses breite Angebot an Bands waren die zirka fünfunddreißig Euro als Early-Bird-Ticket später dann vierzig Euro im Vorverkauf ein wirklich angemessener Betrag. Ohne zu viel zu sagen, kann ich hier schon verraten, dass der Eintritt und das frühe Kommen sich mehr als gelohnt hat.

Ashen

Als Erstes mussten die Jungs von Ashen auf die Bretter und trotzdem noch große Lücken im Publikum waren, schafften es die Franzosen sofort das Publikum anzuheizen. Die wenigsten werden im Vorfeld die Band schon gekannt haben, denn die fünf Musiker aus dem Raum Paris haben seit 2021 gerade mal vier Singles am Start. Doch die Energie ist da und besonders der Frontmann im übergroßen Shirt agiert geschickt mit dem Publikum. Ashen spielen einen melodischen Hardcore Set, der kurzweilig und als Opener aber leider sehr kurz ausgefallen ist.

Balance Breach

Auch die Finnen von Balance Breach sind noch jung im Geschäft. Doch sie haben bereits seit 2020 ihr erstes Album Dead End Diaries herausgebracht. Sympathisch groovt die Band und besonders der Sänger bringt gut die Energie herüber. Musikalisch kommt der Metalcore beim Publikum an und die Band ist am Ende völlig happy.

ten56.

Auch die zweite französische Band des Abends kommt aus Paris und hört auf den Namen ten56. Trotz dem die Franzosen noch kein Album veröffentlicht haben, zeigt das Publikum hörbar Kenntnis und beginnt mitzusingen. Die Band hat Spaß und der Frontmann hat das nun zahlreichere Publikum voll im Griff. Die Energie des Metal- und Deathcores wird jedoch etwas gebremst, weil er zwischen den Songs zu sehr zur Plaudertasche neigt. Nach vier Singleauskopplungen in 2021 und der gleichen Anzahl Veröffentlichungen in diesem Jahr glauben wir nur zu gerne, dass es Zeit für ein Debütalbum wird.

As Everythings Unfolds

Zwei weitere französische Bands sind kurzzeitig aus dem Line-Up gefallen. Novelists und Betraying The Martyrs sind leider nicht mit dabei. Doch die Lücke wurde kurzfristig geschlossen. Die sechs-köpfige britische Post-Hardcore-Band von As Everythings Unfolds sorgen für etwas mehr geografischen Ausgleich und mit der Sängerin Charlie Rolfe für die einzige weibliche Frontfrau des Abends.

Dass ihr Sound mehr in die alternative Ecke geht und nicht ganz so heftig ausfällt, wie bei den Vorgängerbands, tut aber der guten Stimmung im Publikum keinen Abbruch. Die Spielfreude und die vier Jahre Bandgeschichte zeigen auf der Bühne ihre Wirkung. Ihr Sound verbindet rockiges Gitarrenspiel, atmosphärische Keyboardparts und viele tanzbaren Melodien. Die Performance der Band und der Frontfrau kommt auch im Publikum gut an. Es befindet sich doch ein beträchtlicher Anteil von Tanzwilligen unter den Zuhörern. As Everythings Unfolds beeindrucken und werden mit viel Beifall von der Bühne gelassen.

Paleface

Mit Paleface sind vier Schweizer kurzfristig mit ins Festival aufgenommen wurden und krasser könnte das Kontrastprogramm zur Vorgängerband nicht sein. Ab sofort wird nicht mehr getanzt, sondern schweißtriefend durchgemosht. Einfach zu sagen, dass der Vierer Deathcore spielt wäre zu leicht, denn es wird alles harte und metallische mit untergemischt. Optisch und von der Live-Performance her geht es beim Gitarristen Yannick und beim Bassisten Tommy in die Extreme Metal Ecke und es ist erstaunlich was Sänger Zelli aus seinem Körper herausröhrt.

Auf Paleface scheint Berlin nur gewartet zu haben. Der Moshpit dreht sich und die Band bekommt eine angemessene Spielzeit um sich auszutoben. Die wogende Masse vor der Bühne geht mit und powert sich aus. Eine absolute Energieleistung, die ich jedem Leser als Liveerlebnis oder alternativ als eines der beiden Studioalben empfehlen kann.

Being As An Ocean

Wieder folgt mit Being As An Ocean ein Kontrastprogramm zur Vorgängerband. Die Amerikaner haben wohl den weitesten Weg und spielen als Headliner bis Mitte Dezember fast täglich Liveshows in unseren Breitengraden. Eine der Supportbands sind übrigens die oben beschriebenen As Everythings Unfolds von der britischen Insel. Doch während diese bereits Feierabend haben, geht es für die Amerikaner jetzt erst mal auf die Bühne. Man spürt vom ersten Augenblick an die Erfahrung und die Routine der Band. Sänger und Shouter Joel Quartuccio lässt nach einem Track die Jacke fallen und steigt in den Fotograben um möglichst nah dran die Massen anzuheizen.

Musikalisch haben es die Amis mit ihrem melodischen Hardcore und Elementen aus dem Rap nicht ganz leicht beim Publikum zu Punkten. Die geballte in-die-Fresse-Performance von Paleface hallt noch nach. Doch die beim Publikum gut bekannten Melodien, sowie der geteilte Gesang zwischen dem harschen Vocals von Joel Quartuccio und dem klaren Gesang vom Gitarristen Michael McGough ziehen beim Publikum schließlich doch. Mit ihren zehn Jahren Banderfahrung und fünf Alben auf dem Buckel haben Being As An Ocean genug Polster alle im Raum zu überzeugen. Energetisch, trotzdem melodiös und im positiven Sinne professionell ziehen sie das Publikum auf ihre Seite.

GHØSTKID

Noch ahne ich nicht, dass die folgenden GHØSTKID aus Deutschland die Gewinner des Abends sein werden. Mit bisher nur einer Platte im Gepäck hat der Fünfer dieses Jahr bereits auf den großen Festivals gespielt und durchweg positives Feedback erhalten. Musikalisch geht es in Richtung Alternative Rock, melodischer Hardcore gemixt mit einem Schuss Marylin Manson. Die Düsternis der Texte, die melodische Härte und das spooky Image der Band bringen die unter Nebel stehende Bühne und die Halle davor zum Beben.

Das Publikum geht voll im Sound auf und dreht seine Kreise vor der Bühne. Sänger Sebastian „Sushi“ Biesler wird nicht müde die Masse anzuheizen und trifft mit Songs wie Ugly und Zero den Nerv der Masse. Wie so oft scheut sich der Bassist Stanislaw „Stanni“ Czywill nicht mit seinem Bass ein Bad in der Menge zu nehmen. Zum bestehenden Material gibt es noch ein neues Stück namens Dirty obendrauf. Der Song stammt laut Ankündigung vom fertigen neuen Album. Die musikalische Welt scheint der Band also weiter offen zu stehen und gewogen zu sein. Mit dieser geilen Show, einem zweiten Album im Gepäck und einer Performance in Wacken in 2023 dürften GHØSTKID sich weiter ungebremst auf der Überholspur befinden.

Smash Into Pieces

Als Smash Into Pieces die Bühne betreten hat das Publikum bereits über sechs Stunden Festival in den Beinen. Doch von den sich im hinteren Teil schon leerenden Reihen bleiben die Schweden unbeeindruckt.Mit ordentlich Platz und viel Lichtshow auf der Bühne nehmen Smash Into Pieces das verbliebene Publikum im Handumdrehen. Das Publikum nutzt den frei gewordenen Platz zum Tanzen, denn die Performance ist die Softeste vom heutigen Abend.

Smash Into Pieces

Die Band haut einen melodischen Gassenhauer nach dem anderen raus. Mit im Gepäck sind Songs wie Big Bang, die aktuelle Single Sleepwalking und das abschließende Boomerang. Eigentlich eine tolle Performance, doch der Sound zwischen Linkin Park und Nickelback, ich bekomme diese Assoziation immer bei All Eyes On You, scheint nur noch beim verbliebenen weiblichen Publikum zu ziehen. Nach dem Energiebündeln von GHØSTKID und angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit endet der Gig kurz vor halb zwei Uhr mit einem kleinen aber sehr zufriedenen Publikum.

Das Mosh City Festival war eine gelungenes und musikalisch gut durchmischtes Event. Undankbar war der Job für die letzte Band, die nach fast acht Stunden die ausgepowerten Leute kaum noch aktivieren konnte. Es zeigte sich anhand der Reaktionen, dass gerade die härteren Bands punkten und das Publikum animieren konnten. Trotzdem waren alle sichtlich glücklich und so hoffen wir auf auf ein Revival im nächsten Jahr.


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