Molasses Barge – A Grayer Dawn – Trübe Aussichten? – Album Release
Molasses Barge – A Grayer Dawn
Herkunft: Pennsylvania / USA
Release: 10.04.20
Label: Argonauta Records
Dauer: 31:26
Genre: Sludge / Doom Metal
Da ich jetzt eigentlich im Gelsenkirchener Amphitheater auf dem Rock Hard Festival verweilen würde und nun aus gegebenem Anlass das lange Pfingstwochenende zu Hause verbringen muss, nutze ich die Möglichkeit, mich durch verschiedene Releases der vergangenen Wochen zu hören, die im Berge der Veröffentlichungsflut zunächst zur Seite gelegt wurden.
Als Erstes sprangen mich die 2008 zunächst als Side Projekt gegründeten Molasses Barge aus Pennsylvania an, die auf dem italienischen Argonauta Records Label ihr zweites Langeisen in die Runde werfen. Da die Italiener mit den amerikanischen Doomstern Shadow Witch erst kürzlich einen heißen Anwärter auf mein Album des Jahres 2020 veröffentlichten und mit Pale Divine gerade ein weiterer Doom Kracher aus Pennsylvania auf meinem Schreibtisch lag, wurde ich hellhörig. Die Daten der Bandbiografie sind schnell erzählt. Das selbst betitelte Debüt von Molasses Barge erschien 2017, im selben Jahr wurde mit Covered in Molasses ein interessantes Coveralbum mit Stücken von The Obsessed, Black Sabbath, Motörhead, Deep Purple, aber auch Bachmann Turner Overdrive, Creedence Clearwater Revival und den Yardbirds, veröffentlicht. Das zeigt, woher die Jungs aus Pittsburgh ihre musikalische Inspiration herbekommen und macht mich neugierig genug, um dem aktuellen Dreher nochmal querzuhören.
Eindringlich steigen Molasses Barge gleich mit dem Opener The Snake ein. Durch die kräftige, raue Rockstimme von Sänger Brian „Butch“ Balich, kombiniert mit dem stoisch-zähen Rhythmus und der schneidenden Leadgitarre, entsteht ein interessantes Gemisch aus Classic Rock und Doom, das eine gewisse Coolness ausstrahlt. Noch mehr Classic Rock Spirit versprüht das etwas flottere Desert Discord, obwohl auch hier die doomigen Wurzeln allgegenwärtig sind. Das Gitarrenduo Justin Gizzi und Barry Mull glänzt mit geschmackvollen Leads und Melodien, während Tieftönerin Amy und Schlagzeuger Wayne Massey einen breiten und abwechslungsreichen Rhythmusteppich auslegen. Control Letting Go setzt ganz auf die Wirkung der langsamen Töne. In Zeitlupe wälzt sich der Song zunächst durch die Lautsprecher, bis Brian mit ein paar fließenderen Gesangsmelodien das Ganze auflockert.
Holding Patterns verwebt gefühlvolle Gitarren mit tief brummenden Doom Rhythmen zu einer schwermütigen Nummer. Den Track könnt ihr euch HIER anhören. Heavy und knarzig schleppt sich Black Wings Unfurl unbeirrt und unerschütterlich, mit geradezu stoischer Intensität dahin. Mehr Tempo verspricht da wieder Distant, bei dem Brian wieder mit seiner starken, an Mick Mahon von Stereo Nasty erinnernden Stimme, punktet. Der Titeltrack A Grayer Dawn baut sein Grundgerüst ebenfalls auf einen beharrlichen monotonen Grundbeat, der nur manchmal von den Gitarren aufgelockert wird. Das zieht die instrumentale Fraktion konsequent bis zum Ende durch. Im Grunde ist das so im Sludge/Doom Metal, aber mir fehlt da jetzt gerade ein wenig die Spannung. Reprise ist ein kurzes Instrumental, das ebenfalls ziemlich unspektakulär das ohnehin kurze Album beendet.
Fazit:
A Grayer Dawn erobert einen nicht gleich beim flüchtigen Nebenbeihören. Das Album braucht ein wenig, um seine Wirkung zu entfalten. Auch wenn der Band nicht wie bei Shadow Witch der ganz große Wurf gelungen ist, haben Molasses Barge doch ein interessantes Album geschaffen, das mit seiner Spielzeit von gut 30 Minuten gerade lang genug ist, um keine allzu großen Längen zu entwickeln. Meine Anspieltipps wären direkt der starke Opener The Snake und das intensive, rockige Distant. Für mich haben Molasses Barge generell ihre stärksten Momente, wenn der Classic Rock-Einfluss die schweren Doomrhythmen aufbricht und Brian Balich so seine markante Stimme noch besser einbringen kann. Somit würde ich eine Wertung von 7,5/10 für gerechtfertigt halten.
Line Up:
Brian „Butch“ Balich – Gesang
Amy Bianco – Bass
Justin Gizzi – Gitarre
Barry Mull – Gitarre
Wayne Massey – Drums
Tracklist:
1. The Snake
2. Desert Discord
3. Control Letting Go
4. Holding Patterns
5. Black Wings Unfurl
6. Distant
7. A Grayer Dawn
8. Reprise
Links:
Facebook Molasses Barge
Bandcamp Molasses Barge