Metal! Live in Bahrain Vol. 2 – Live Compilation Review
Metal! Live in Bahrain Vol. 2
Herkunft: Bahrain
Release: 16.05.2021
Label: Independent
Dauer: 01:13:14
Genre: Thrash Metal / Death Metal / Progressive Metal
Metal und muslimische Länder passen im europäischen Verständnis nicht so ganz zusammen. Allerdings gibt es dort einen aktiven Underground, beispielsweise im Königreich Bahrain am Persischen Golf. Den Beweis dafür liefert das Studio 77 von Hani Taqi mit seiner Compilation Metal! Live in Bahrain Vol. 2.
Auf der Scheibe befinden sich 73 Minuten Live-Musik von insgesamt vier Bands. Die Aufnahmen fanden in den Jahren 2019 und 2020 statt, die dazugehörigen Videos werden im Sommer 2021 ebenfalls veröffentlicht.
Ein bisschen Thrash muss sein
Die Band Hellionight hat fünf Songs beigesteuert. Die Combo ist ganz klar vom Thrash/Speed Metal der 1980er Jahre beeinflusst, unter anderem klingen Sodom, Slayer und Venom durch. Die Musiker erschaffen damit einen einprägsamen und energiegeladenen Sound, der jeden Oldschool-Thrasher verzückt die Mähne schütteln lässt.
Der Song Souls of Evil beispielsweise wartet mit einer simplen, aber effektiven Wall of Sound auf, während Sänger Omar Zainal schön angepisst ins Mikro knurrt und faucht. Extermination Now! hingegen vereint Thrash-Gebretter mit melodischen Rhythmenwechseln und einem Moshpit-Refrain erster Güteklasse. Du kannst dir das Lied übrigens HIER auf der Bandcamp-Seite von Hellionight anhören.
Groovig, progressiv, gut
Ryth spielen groovigen Death Metal, den sie mit progressiven Elementen anreichern. Das kommt live ebenfalls sehr mächtig rüber und macht Lust darauf, diese Band wirklich auf einer Bühne erleben zu dürfen. Vor allem der Song Self Destruct mit seinem atmosphärischen Aufbau und den folgenden, sehr groovigen Riffs zeigt, dass sich diese Combo vor der bekannteren, internationalen Konkurrenz nicht fürchten muss.
Sänger Mohammed Almeshkhas beherrscht das Growlen, aber auch höhere, teils hysterisch wirkende Screams liegen ihm. Im letzten Song des Samplers namens Facade malmen Ryth zudem noch einmal alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. Dennoch schaffen sie es, dabei melodisch vorzugehen. Chapeau nach Bahrain, von dieser Combo hören wir in Zukunft hoffentlich mehr.
Todesgrüße aus Bahrain
Die Death Metaller von Lunacyst sind die dritten im Bunde. Die Band steht auf ungeblümten Hartwurst-Sound der Marke Cannibal Corpse oder Cattle Decapitation, und das hört man ihr auch an.
Im Lied Plague of Tyranny wird gnadenlos dem Todesmetall gehuldigt. Sänger Calvin John dürfte bei Genre-Kollegen bestimmt etwas Neid hervorrufen, denn seine Growls stehen denen von so mancher US-amerikanischen Szene-Größe in nichts nach. Live findest du den Song nur am Sampler, aber die Studioversion kannst du dir HIER anhören.
Songs wie Vile Obliteration und Butchered Construct brettern außerdem dermaßen dahin, dass sich vor dem inneren Auge Circle Pits zu bilden beginnen. Wer klassischen Death Metal mag, sollte bei Lunacyst auf jeden Fall mal reinhören.
Oldschool never dies
Necrosin komplettieren das metallische Quartett aus Bahrain mit einem Mix aus Thrash Metal und Death Metal, der sich am Sound der späten 80er und frühen 90er Jahre orientiert. Ihre drei Songs auf dem Sampler sind ihre erste Aufnahme überhaupt, was – wie könnte es anders sein – auch der Corona-Pandemie geschuldet ist.
As It Is Above So It Is Below ist ein fieser Rock Song im extremeren Gewand, Under A Violent Moon hingegen vereint eine knüppelharte Klangwand mit fast schon schwarzmetallischen Intermezzos. Bow To Me hingegen ist ein echter Nackenbrecher, der ganz klar eine Verbeugung vor Morbid Angel und Slayer darstellt, ohne diese Bands plump kopieren zu wollen.
Fazit
Metal! Live in Bahrain Vol. 2 beweist, dass Metal der extremeren Sorte nicht nur in westlichen Ländern oder in Ostasien Zuhause ist. Hier wird zudem perfekter Live-Sound geboten, der den geneigten Hörer mitten ins Geschehen hineinzieht. Die vier Bands sollte man sich unbedingt merken, wenn man seine metallische Weltkarte um spannende Einträge aus dem Königreich Bahrain erweitern will. Kurz gesagt: Kauft euch das Teil, die Bands und das Studio 77 haben es sich wirklich verdient!
Line Up
Hellionight
Omar Zainal – Gitarre, Gesang
Mohammed Ishaq – Schlagzeug
Naji Almosawi – Bass
Ryth
Mohammed Almeshkhas – Bass, Gesang
Hisham Alansari – Gitarre
Mahmood Alansari – Schlagzeug, Hintergrundgesang
Abdulrahman Rashed – Gitarre
Lunacyst
Calvin John – Gesang
Ryan John – Schlagzeug
Prasad Jayaruwan – Gitarre
Patson Godinho – Bass
Sunny Salis – Gitarre
Necrosin
Mohammed Tael – Gitarre, Gesang
Hisham Alansari – Bass
Mahmood Alansari – Schlagzeug, Hintergrundgesang
Tracklist
01. Hellionight – Extermination Now!
02. Ryth – Auto Autonomous
03. Lunacyst – Plague Of Tyranny
04. Necrosin – As It Is Above So It Is Below
05. Hellionight – Souls Of Evil
06. Ryth – Self Destruct
07. Lunacyst – Descent Into Dissonance
08. Necrosin – Under A Violent Moon
09. Hellionight – Temple Of Madness
10. Ryth – White Portrait
11. Lunacyst – Vile Obliteration
12. Necrosin – Bow To Me
13. Hellionight – Temptress Gold
14. Ryth – The Rise Of Erebus
15. Lunacyst – Butchered Construct
16. Hellionight – Witches‘ Sabbat
17. Ryth – Facade
Links
Webseite Metal in Bahrain
Facebook Hellionight
Facebook Ryth
Facebook Lunacyst
Facebook Necrosin
Außerdem auf Soundmagnet.eu
Interview – The Crown, Nachgefragt bei Magnus Olsfelt
Kolumne – Bands aus Exotistan, Teil 1: Aserbaidschan
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