Mademoiselle Plume Rouge – Dark Doom Jazz aus der Schweiz – Empfehlung der Redaktion
Mademoiselle Plume Rouge
Herkunft: Schweiz
Genre: Experimental / Dark Doom Jazz
Einflüsse aus: Ambient, Drone, Jazz, Post Rock
Side Fact: Die Mitglieder des Duos spielten schon in einer Jazz Art Rock Band namens Poppins zusammen
Wer eine starke Zuneigung gegenüber experimentellen und avantgardistischen Klängen verspürt, liegt bei dem Schweizer Duo Mademoiselle Plume Rouge möglicherweise genau richtig. Frédéric Minner und Stéphane Povitch Augsburger sind unter diesem Banner seit ihrer Gründung 2018 auf diversen Bühnen im Raum Genf / Zürich unterwegs, die sich experimentelleren Klängen widmen.
Und als nichts weniger lassen sich die lose strukturierten Bass und Gitarrenlinien unterlegten Klangcollagen bezeichnen. In dem als Doom Jazz bezeichnete Subgenre nehmen sich die beiden Akteure die Freiheit, thematisch zusammenhängende Samples und Loops mit Instrumentenbegleitung schlüssig und stimmungsbezogen zusammenzustellen.
Apokalyptischer Doom Jazz
Dieser Ägide folgten Mademoiselle Plume Rouge schon auf ihrem Debütwerk Junkie Movie Music aus 2021. Ende letzten Jahres hat man mit der Veröffentlichung des aktuellen Albums Horror Politics Konzept und Anspruch auf die Spitze getrieben.
Und genau dieses kann ganz schön auf das zarte Gemüt des Rezensenten drücken. Passend zur aktuellen politischen Lage zeichnet man dystopische, geradezu apokalyptische Bilder und zitiert nebenbei noch den amerikanischen Schriftsteller Ezra Pound, dessen Rechtsruck aufgrund seiner Verehrung des Mussolini Regime und der Resignation gegenüber den geltenden Verhältnissen sinnbildlich für den weltweiten politischen Rechtsruck dargestellt wird.
Der große schwarze Elefant mitten im System
Wie eben ein Schatten über den bestehenden Verhältnissen, wie der Name des ersten Songs A Shadow Over The Parliament mutmaßt. Dieser und das folgende Black Mass In The Senate verpacken die zivilisatorische Trostlosigkeit in einsamen Basslinien, die mit sparsam arrangierten Effekten und Geräuschen sowie gelegentlichen Saxophoneinsätzen unterlegt werden und versinnbildlichen sehr authentisch, wie sich der Rechtsruck geschwürartig durch die Gesellschaft frisst.
Die dabei erzielte Wirkung wird hervorragend ergänzt durch das Artwork des Schweizer Grafikdesigners Alexis Sgouridis, der sich das Werk der frühen expressionistischen Filmarchitekten zu Herzen genommen hat und dessen Werk aus einem Fritz Lang Film zu stammen scheint.
Freunde experimenteller Musikkonstrukte, mit einem maximalen Ertrag gegenüber minimal eingesetzter musikalischer und instrumentaler Mittel sollten Mademoiselle Plume Rouge in jedem Fall eine Chance geben. Beide bislang veröffentlichte Alben dürften Cineasten mit dem Hang zu lose geknüpften jazzigen Songstrukturen sowie schwermütigen Gesellschaftsvisionen sehr zusagen.
Line Up
Stéphane Povitch Augsburger – Gitarre, Effekte, Loops
Frédéric Minner – Bass, Saxophon, Effekte, Loops
Links
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Bandcamp Mademoiselle Plume Rouge
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