Luzifer – Iron Shackles – Album Review

Luzifer – Iron Shackles
Herkunft:
Deutschland
Release:
25.03.2022
Label: High Roller Records
Dauer:
32:12
Genre:
Heavy Metal


Die Retrowelle reißt nicht ab. Doch im Falle von Luzifer sind es nicht die 1970er Jahre, sondern die Jahre des Aufstiegs des New Wave of British Heavy Metal, die durchklingen. Doch britisch ist die Bandbesatzung nicht, sondern stammt aus dem hiesigen Hamm in Nordrhein-Westphalen. Ganz genau sind es Stefan Castevet und Leo Steeler, die Luzifer 2009 gründeten und sicher vielen als aktive Mitglieder der deutschen Thrasher Vulture bekannt sind.

Gemeinsam spielten sie 2015 die erste EP namens Rise und drei Jahre später die Single Black Knight ein. Beide Veröffentlichungen erfolgten, wie auch das aktuelle Album, auf High Roller Records. Für Iron Shackles holte man sich mit Schlagzeuger Gereon Deceiver, den dritten Mann von Vulture zur Unterstützung fest mit in die Band, nachdem er sich schon tatkräftig in den Entstehungsprozess mit eingebracht hatte.

Zwischen Tradition und Neuerungen

Der Opener Iron Shackles bietet musikalisch gewohntes Futter bis auf unüberhörbare Sprengel einer old-style Hammondorgel. An diese Töne musste ich mich erst einmal gewöhnen, denn sie sind keine Eintagsfliege, sondern die schrägen Orgelsounds zieht sich als unterschwelliger Faden durch alle Nummern. Als Einstimmung zum Album gibt es HIER erst einmal den Titeltrack zum Anhören. Der Track wirkt mitreißend, eingängig und hat ein durch und durch positives Feeling. Genau in diese Kerbe haut auch das folgende Barrow Downs. Treibender Sound, Ahaha-Chöre, Gitarrensolis und die unterschwellige Orgel sorgen für ein angenehmes 1980er Jahre Gefühl.

Doch die dazu gewonnene Orgel ist nicht die einzige Neuerung. So wird beim Blick auf die Trackliste schnell klar, dass mit mehreren deutschen Liedtiteln auch hier ein kleiner Kurswechsel ins Haus steht. Entpuppt sich Faltige Schwingen Über Loudun noch als stimmungsvolles Instrumental, so folgt der erste deutsche Text bei Hexer (In Dreiteufelsnamen). Unerklärlicherweise wirken deutsche Texte und Heavy Metal in erster Linie immer noch exotisch. Doch in diesem Falle bildet alles eine gekonnte Einheit und entlockt mir die Erkenntnis, dass Luzifer diesen Weg ruhig weiter beschreiten können.

Zwei Granaten umhüllen Bauchschmerzen

Da will ich gar nicht lange um den Brei herumreden. Gleich zu Beginn von Wrath Of The Sorcerers orgelt es ordentlich los. Die Nummer hat echt Feeling und ist sogar tanzbar. Trotzdem suche ich nach dem mehrfachen Hören des Albums noch den Mehrwert der Schweineorgel. Einziger Grund ist aus meiner Sicht die Tatsache, dass sich alle Hörer noch jahrelang an diese krassen Soundeffekte erinnern werden.

Ähnlich geht es mir mit der Coverversion eines der größten NDW-Kulthits. Anfangs dachte ich bei Der Goldene Reiter nur an eine zufällige Namensgleichheit. Doch sie haben es wirklich getan. Aus meiner Sicht machen Coverversionen nur Sinn, wenn man ein Original auf ein höheres Niveau hebt oder einen komplett eigenen Stempel aufdrückt. Luzifer haben eine gut hörbare Coverversion geschaffen, aber das Original weder verbessert noch signifikant verändert. Für mich der einzige Schwachpunkt auf dem Album.

Versöhnt werde ich mit Attila (Blazing Hooves). Es groovt, orgelt und die Chöre, Gitarren sowie spitzen Schreie sitzen perfekt. Dann ist Schluss. Leider muss ich sagen, denn das Debütalbum mit seinen sieben Tracks ist nur eine reichliche halbe Stunde lang geworden. Das passt zwar bestens auf Vinyl, ist mir aber nach den vielen Jahren des Wartens einfach zu kurz ausgefallen.


Fazit
Luzifer schlagen auf Iron Shackles hörbar neue Wege ein. Mit deutschen Texten und Hammondorgel fällt das Debüt überraschend, aber gelungen aus. Lediglich die überflüssige Coverversion und geringen Albumlänge verhindern bei mir größere Euphorie.
Eine gute 7,5 / 10

Line Up
Stefan Castevet – Gesang, Gitarre
Leo Steeler – Bass
Gereon Deceiver – Schlagzeug, Hintergrundgesang

Tracklist
01. Iron Shackles
02. Barrow Downs
03. Faltige Schwingen Über Loudun
04. Hexer (In Dreiteufelsnamen)
05. Wrath Of The Sorcerers
06. Der Goldene Reiter
07. Attila (Blazing Hooves)

Links
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