Liquid Earth – Teufelskreis – Album Review
Liquid Earth – Teufelskreis
Herkunft: Wien / Österreich
Release: 21.10.2022
Label: Electric Fire Records
Dauer: 43:42
Genre: Instrumental Heavy Psych Rock
Liquid Earth frönen dem instrumentalen psychedelischen Rock. Gegründet hat sich das Trio aus Wien 2015 und legte drei Jahre später mit Slow Grown ihr Debüt vor.
Wie man dem Bandnamen und den Titeln entnehmen kann, haben sie sich nicht nur der Musik, sondern auch dem Gerstensaft verschrieben. Trotzdem sie wohl den Schalk im Nacken haben, nehmen sie ihre musikalische Vision hörbar ernst und bieten uns eine Mischung aus Spacelords und Howling Giant an. Dazu kommt noch eine unerwartet Ladung Doom – doch dazu später mehr.
Der Morgen danach
Ich gestehe, dass ich das Debüt der Band nicht kannte und eine herbe alkoholisierte Mucke erwartet habe. Schon der Opener deutet an, dass ich keinerlei Kopfschmerzen zu befürchten habe. Natürlich startet Katerfrühstück gemächlich, doch klingt es kristallklar produziert und ultraheavy aus den Boxen.
So habe ich mich an einem Morgen danach noch nie gefühlt. Doch die Band scheint den Kater gewohnt und hat viele Ideen in den Track gepackt. Das Trio nutzt alle Möglichkeiten der elektrischen Soundverzerrung aus und so klingt es mal verspielt und drückt dann wieder mit tonnenscheren Riffs auf die Ohren. Den Opener Katerfrühstück könnt ihr HIER und das am Besten mit einem Bier in der Hand anhören.
Tunnelbohrer im Vollrausch
Doch das es so megafett weitergeht, hätte ich nicht erwartet. Der Name Vollrausch ist schon einen Ansage, doch er führt in die Irre. Während zu viel Alkohol bei mir zu eher unkontrollierten Ergebnissen führt, grooved die Band sich durch den Song wie ein Tunnelbohrer durch die Alpen. Natürlich hat die Gitarre immer eine federführende Rolle und wirft mit schönen Solos nur so um sich. Doch dieses Klanggebilde würde ohne die tighte Rhythmusfraktion nicht funktionieren. Erwartungsgemäß endet Vollrausch schwer schwankend und mit fuzzigen Effekten.
Instrumentale Bands sind nur so gut wie ihre Ideen, die das Konzept am Leben halten und Abwechslung versprechen. Der Bass darf uns bei Filmriss anfangs in Schwingung versetzen, bevor die Gitarre das Ruder wieder an sich reißt. Nach rund zwei Minuten kommt ein Break und die Stoner Nummer bekommt ein doomiges Antlitz. Immer wieder spielt der Song mit uns und entschwindet mit akustischer Gitarre im Nebel.
Dampfwalzenriff und Dinosaurier
Die Bedeutung des Titels Brettwoman erschließt sich mir nicht, doch die Band lässt sowieso die Instrumente sprechen. Dunkel und schwer kriecht der Song auf uns zu. Zeit scheint keine Rolle zu spielen, denn im ersten Drittel bricht ein wahres brachiales heavy Riffing über uns herein. Trotz eines Break bleibt der Song düster, wird im Mittelteil etwas verspielter und endet wiederum in einem alles überrollenden Dampfwalzenriff.
Brettwoman ist mit seinen fünfzehn Minuten definitiv keine leichte Kost. Wer sich aufgrund des Albumanfangs nur auf psychedelischen Stoner Rock eingeschossen hat, bekommt hier eine doomige Vollbedienung an den Latz geknallt.
Gegen die gerade gehörte Schwere klingt Rosenofen schon fast entspannt. Doch Liquid Earth können überraschen und werfen neue Ideen in den Ring. Das Tempo zieht an und in Rosenofen werden geschickt orientalisch anmutende Melodien eingewoben. Alles verdichtet sich, die Schlagzeugbecken rauschen schon fast und der Bass läuft unbeirrt wie ein Dinosaurier auf Linie. Zu allem tobt sich eine fuzzige Gitarre auf atmosphärischen Soundteppichen aus.
Da bleibt nur zu erwähnen, dass Teufelskreis nicht nur digital und als Stream, sondern auch als DigiPak und in zwei Varianten als Vinyl auf uns wartet.
Fazit
Liquid Earth bieten uns mehr als nur fuzzigen psychedelischen Stoner Rock an. Teufelskreis hat eine exzellente Produktion und strotzt vor Einfällen, Spielfreude und Heaviness. Dabei versteht es die Band leichte Kost genauso gut zu einzubinden, wie einen doomigen Brocken à la Brettwoman. Klasse gemacht. 8,5 / 10
Line Up
Lukas Jäger – Bass
Sebastian Krems – Schlagzeug
Thomas Steinschauer – Gitarre
Tracklist
01. Katerfrühstück
02. Vollrausch
03. Filmriss
04. Brettwoman
05. Rosenofen
Links
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Bandcamp Liquid Earth
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