Kryptograf – The Eldorado Spell – Album Review

Kryptograf – The Eldorado Spell
Herkunft:
Bergen / Norwegen
Release:
25.02.2022
Label: Apollon Records
Dauer:
45:24
Genre:
Progressive Rock / Heavy Rock / Okkult Rock


Bei Assoziationen zu Bands aus Norwegen fallen einem traditionell zuerst die schwarz-metallischen Gesellen ein. Doch zum Glück ist die Szene im kühlen Norden Europas nicht nur durch klirrende musikalische Kälte gekennzeichnet. So gibt es auch reichlich heißes Retrozeug und das in allen Schattierungen.

Die vier Herren von Kryptograf haben sich 2019 in Bergen gegründet und sich musikalisch zurück zum Ende der 1960er Jahre gleiten lassen. War das gleichnamige Debütalbum 2020 noch stoner- und doomlastiger Retrorock, so tendiert das aktuelle Album The Eldorado Spell mehr in Richtung Progressiv Rock mit dunklen, okkulten Texten.

Fünfzig Jahre Zeitreise

Normalerweise träumen die Menschen davon in die Zukunft zu reisen, um sich an den vermeintlichen Erfolgen zukünftiger Technologie zu berauschen. Doch einige erfreuen sich an der Vergangenheit. Die vier von Kryptograf gehören zu denen, die musikalisch born too late sind.

Ab dem ersten Track namens Asphodel wird man zurück in Zeiten des Progressive Rocks katapultiert. Der Song startet mit einem simplen und harten Riff und kippt nach einem Break im Mittelteil in eine beschwingte Hippiesession. Drei Gesangstimmen in der Band, die sich alle im Refrain zum gemeinsamen Huhuhu Hahaha Chor zusammenfinden. Härte wird nicht durch brachiale Riffs erzeugt, sondern durch Vielschichtigkeit und Tiefe. Wer sich das nicht vorstellen kann, kann HIER den Opener hören.

Prinzipiell wirkt The Eldorado Spell wie aus einem Guss, doch jeder der harten progressiven Nummern hat seine Besonderheiten. Kurz, hart und mit schönem Gitarrensolo kommt Cosmic Suicide daher. Okkult, dunkel und im Verlauf der Komposition immer härter wird Lucifer’s Hand. Kämpferisch und von Riffs getrieben schieben sich bei Creeping Willow dunkle Wolken über den Himmel. Dazu wunderbare Gitarrenarbeit, die sich im parallelen Spiel sich voneinander löst, um sich danach zu jagen. Dann der erste Stilbruch. Mit Across The Creek folgt eines von zwei kurzen Instrumentals. Eine Akustikgitarre spielt eine Melodie. Einfach lauschen und Bilder im Kopf entwickeln.

Hexensabbath und Glockenklang

Nach dem Titeltrack The Eldorado Spell, der auf ungewöhnliche Weise Geschichten erzählt, wird es dunkel und heavy bei The Spiral. Drei Minuten schleppender, apokalyptischer Doom bis zum Break. Das steht für einen Tempowechsel, gleich einem kurzen Rausch. Danach fällt der Song in Schwere zurück.

Es folgt mit When The Witches der vielleicht beste Song auf dem Album. Gespenstisch hüpfend bewegt sich der Rhythmus vorwärts. Es tönt wie schwer um das Feuer stolpernde und torkelnde Hexen. Der Rausch setzt sich in einem entrückten Gitarrensolo fort. Unterschwellig spielt der Bass diese unglaublich intensive, böse Melodie. Während ich am Ende in den Strudel des Songs gezogen werde, gerät auch die Band mehr und mehr in Ekstase.

Was will man diesem Highlight folgen lassen? Etwas völlig Gegensätzliches erklingt. Das zweite Instrumental Wormwood besteht aus Akustikgitarre, Bass und Flöte und ist bestechend schön. The Well gibt es HIER zu hören und bringt uns auf den verhexten Boden zurück. Doch das Riff hält nicht lang und löst sich in progressivem Midtempo auf. Ein Break im Mittelteil führt zu kurzem Aufhellen. Der Ausklang erfolgt mit einem Black Sabbath würdigen Gitarrenriff und standesgemäß mit einer Glocke.


Fazit
Kryptograf
verbinden progressiven Rock, mit Doom- und Stonerelementen. Eine Vielzahl von Ideen und dunkle, mystische Texte gestalten das Album abwechslungsreich. The Eldorado Spell ist unheimlich retro und wahnsinnig gelungen. Ich bin verzaubert und vergebe hohe 9 / 10

Line Up
Vegard Strand – Gitarre, Gesang
Odd Erlend Mikkelsen – Gitarre, Gesang
Eirik Arntsen – Schlagzeug, Gesang
Eivind Standal Moen – Bass

Tracklist
01. Asphodel
02. Cosmic Suicide
03. Lucifer’s Hand
04. Creeping Willow
05. Across The Creek
06. The Eldorado Spell
07. The Spiral
08. When The Witches
09. Wormwood
10. The Well

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