Konzertfotografie – Die Welt Zwischen Licht Und Schatten – Kolumne
Vor kurzem starteten wir den Aufruf nach Gastautoren und die Bewerbungen kamen zahlreich. Für die informativsten Beiträge wie den folgenden machen wir gerne als Sonntagsthema Platz.
Diesen Sonntag gibt uns die passionierte Konzertjournalistin Elisabeth alias Metalmama aus Spielberg, einen Einblick in ihre Erfahrungen als Fotografin.
Seit 2007 ist sie begeisterte Konzertgängerin, die seit 2013 im Konzertjournalismus tätig ist und den Nicknamen Metalmama am Novarock 2009 verliehen bekam. Auf diversen Festivals nicht nur innerhalb Österreichs anzutreffen, die ihre Hobbies, Musik und Reisen, so geschickt verknüpft.
Im Fotograben!
Es ist eine eigene Welt, und man lernt dort immer wieder nette Leute kennen! So war es auch mit Adriana, die mich bezüglich eines Gastbeitrages gefragt hat. Natürlich komme ich dem sehr gerne nach – ist ja eine neue Erfahrung für mich.
Das Thema ist Fotografieren bei Konzerten. Keine Bange – hier kommen keine technischen Finessen, sondern einfach nur ein paar persönliche Betrachtungen.
Prinzipiell gibt es bei der Konzertfotografie (außer bei Open Airs) jemanden, dem man bedingungslos ausgeliefert ist – dem Beleuchter! Ein guter Beleuchter weiß, dass Rotlicht und viel Nebel der Tod jedes guten Konzertfotos ist, dennoch greifen viele nur allzu gerne darauf zurück. Man kann die Fotos dann nur nachträglich auf Schwarz/Weiß umstellen, oder jede Menge Fotos machen und 95 % in die Tonne stampfen. Klar, mit superteurem Equipment tut man sich leichter, aber nachdem Konzertfotografie in den meisten Fällen unbezahlt ist, muss man sich gut überlegen, wieviel man investieren will.
Aber bleiben wir beim Beleuchter. Ein guter Lichtmensch weiß, wie er das Licht auf die dargebotene Musik abstimmt. Bei Black Metal darf es durchaus wenig sein, denn da bewegen sich die Musiker kaum, und man schafft trotzdem gute Bilder.
Ganz anders ist bei Thrash Metal und Ähnlichem. Da düsen die Sänger über die Bühne, die meisten Musiker sind am Headbangen, und um da halbwegs gute Bilder zu schaffen, braucht man viel Licht.
Letztes Jahr ist es mir einmal passiert, dass bei einer Thrash Metal Band das Licht total reduziert war – da war ich knapp davor, zusammenzupacken. Ein verzweifelter Blick in Richtung Beleuchter brachte diesen dann aber doch noch zum Umdenken, und so kam ich doch noch zum Ziel.
Dann gibt es noch zwei Aspekte bei der Beleuchtung – Frontlicht und Gegenlicht!
Frontlicht bedeutet, dass die Musiker von vorne angestrahlt werden – perfekte Bedingungen, allerdings nicht von allen Bands gewünscht. Besonders im Black Metal wird oft darauf verzichtet, aber da muss man dann halt einfach probieren – irgendwie geht es immer. Ich hab auch schon Bands fotografiert, wo das Licht eines Kerzenleuchters ausreichen musste – eigenwillig, aber diese Bands rechnen ja gar nicht damit, Überdrüber-Bilder zu bekommen.
Und dann gibt es noch das Gegenlicht – auch nicht unbedingt spaßig, aber da muss man dann einfach versuchen, die Musiker seitlich ins Bild zu bekommen. Das ist kein Problem, wenn man einen Fotograben zur Verfügung hat, aber den hat man halt nicht immer.
Ich muss aber sagen, auch wenn kein Fotograben da ist, so machen die Leute immer Platz für die Fotografen. Zumindest kann ich das von den Metal-Konzerten sagen, bei anderen fotografiere ich ja kaum. Metal-Fans sind halt einfach eine eigene Liga – Menschen mit großem Herzen. Außerdem wissen die Konzertbesucher, dass wir Fotografen längstens ab dem vierten Titel verschwunden sind, das macht es leichter.
Es gibt ja die allgemeine Auflage „Die ersten drei Titel – ohne Blitz“
Das kann sich jedoch ändern, wenn Pyrotechnik im Spiel ist, dann darf man nur zu gewissen Songs in den Fotograben – die Veranstalter wollen ja schließlich nicht, dass die Fotografen angekokelt werden.
Was kann einem sonst noch so passieren im Fotograben? Ein paar Episoden:
Inferno Festival in Oslo – auf der Bühne 1349
Ein Feuerspucker kommt auf die Bühne und die Ladung geht genau auf meine Kamera – ich wurde mit dem Abwischen kaum mehr fertig – hab aber doch noch ein paar gute Bilder geschafft.
Ganz anders war es bei Nargaroth am Ragnarök Festival vor ein paar Jahren, da kam der Sänger mit einem brennenden Gegenstand in der Hand auf die Bühne und warf ihn beinhart in den Fotograben. Das ging zum Glück gut aus, weil die meisten rechtzeitig in Deckung gingen.
Blut! Es wird ja oft Kunstblut eingesetzt, aber nicht immer. Bei einem Konzert von Horna im Escape in Wien hatte sich die Vorband mit total stinkigem Tierblut besudelt, wodurch mir so schlecht wurde, dass ich dann nur noch ein paar Fotos von der Hauptband schoss, mich danach mit erhobener Kamera durch die Menge quälte, und mich auf zwei Stühle vor dem Eingang flach hinlegte, um meinen Kreislauf zu stabilisieren. Es gingen einige vorbei, die wohl dachten, dass ich sturzbetrunken wäre, dabei war ich knapp vor dem Kollaps.
Eine ganz andere „blutige“ Erfahrung hatte ich mit Watain beim Midgardsblot Festival in Norwegen. Hier standen die Fotografen dicht gedrängt – kein Wunder, war ja der Headliner. Auf einmal hatte ich verdammt viel Platz – ich hatte in dem Moment nicht den Sänger im Visier – und ein Blick zur Bühne sorgte für Klarheit. Der Sänger hatte in der Hand einen Krug voll Blut – ich konnte mich im letzten Moment noch umdrehen und die Kamera in Sicherheit bringen bevor er es über die Menge schüttete, und so hatte ich das Blut nur in meinen (roten) Haaren und auf meiner Regenjacke. Zum Glück war es bei meiner Abreise aus Norwegen warm, so konnte ich die Jacke einpacken und musste nicht die Blutflecken am Flughafen erklären.
Regen! Da kann man volles Risiko gehen und einfach nur fotografieren, aber das ist mir zu groß.
Also hab ich immer ein Plastiksackerl dabei, in das ich die Kamera einpacke, und versuche den Tropfen auszuweichen. Gelingt nicht immer, gibt aber oft interessante Effekte.
Zu voller Fotograben! Erlebt beim Tuska Open Air in Helsinki. Es war bei der kleinen Bühne im Zelt und dort traten Behemoth auf. Wir Fotografen standen dort wie die Sardinen in der Büchse, und so machte ich viel mehr Fotos von Behemoth als ich geplant hatte.
Kein Zugang zum Fotograben! Letztes Jahr beim Area53 Festival in Leoben. Headliner Dimmu Borgir ließ keine Fotografen rein. So musste ich halt versuchen, von außen ein paar brauchbare Fotos zu bekommen. So etwas ist aber die Ausnahme, obwohl ich schon gehört habe, dass manche Bands da eigene Auflagen machen. Umso berühmter, desto schwieriger!
Es gäbe noch viele Episoden zu erzählen, aber dafür reicht jetzt der Platz nicht.
Ihr seht also, Konzertfotografie hat viele Seiten, ich könnte mir aber dennoch nicht vorstellen, damit aufzuhören. In diesem Sinne hoffe ich sehr, dass ich noch viele Gelegenheiten zum Fotografieren bekomme!
Alle Fotos in diesem Artikel:
Elisabeth Eichmüller alias Metalmamas Neuigkeiten
Fotos Beitragsbild: Adriana