Jimmy Eat World – Surviving – Album Review
Jimmy Eat World – Surviving
Herkunft: USA
Release: 18.10.2019
Label: Exotic Location Recordings/RCA Sony
Dauer: 36:29
Genre: Alternative Rock
Nach ihrem letzten Album Integrity Blues 2016 veröffentlichten Jimmy Eat World jetzt ihre neue Platte Surviving. In einem Facebook Post Ende September äußerte sich Jim Adkins, Sänger der Band zum Album nachdenklich: „Mir ist klar, dass ich nicht der wäre, der ich heute bin, wenn nicht alles genau so passiert wäre, wie es geschah. […] „Werde ich etwas anderes machen oder werde ich weitermachen, obwohl ich hasse, wer ich gerade bin?“ Darum soll es gehen – Prozess und Entwicklung.
Mit welchen Lebensthemen genau sich die Band in den letzten Jahren beschäftigt hat, gibt es auf ihrem mittlerweile 10. Studioalbum zu hören:
Surviving stimmt uns zu Beginn als Titelsong nach altbekannter Jimmy-Manier auf die nachfolgenden Tracks des Albums ein – grundständig und unaufgeregt. Criminal Energy schließt sich diesem allerdings gleich mit mehr Druck, mehr Tempo und mitreißendem Gitarrensound an.
Schon nach wenigen Minuten katapultieren mich die vier Amerikaner also zurück in die 2000er – und das ganz ohne verstaubt oder nach aufgewärmter Suppe zu klingen. Noch einmal Teenie sein, sich nach der Schule unbedarft auf die Couch schmeißen, Delivery laufen lassen und die Augen schließen – eine Umarmung aus der Vergangenheit.
Wenn wir schon bei Zeitreise sind, dann richtig: 555 ist für mich einer der stärksten Songs des Albums. Jimmy Eat World glänzen mit einem 80er Jahre – gehauchten Titel über Frustration, Hoffnungs- und Ratlosigkeit. Gitarrist Tom Linton bezeichnete den Song ziemlich treffend als Cliffhanger, denn es bleibt inhaltlich die Frage nach dem Wie – geht – es – weiter? offen.
Altbewährtes bekommt man mit den nächsten beiden Songs: One Mil läuft zunächst seicht im Hintergrund, reißt dann aber im Refrain ziemlich mit. Mit mehr Message, guter Laune und einem Saxophon zum Schluss hält All The Way (Stay) dagegen. Dennoch sind für mich beides keine Titel, die lang im Ohr bleiben. Ganz ähnlich geht es mir mit Love Never, der bereits im letzten Jahr als Single veröffentlicht wurde. Ein solider Rocksong mit Tiefgang, jedoch ohne Überraschungen.
Wie bereits zuvor Delivery, schafft Diamond einen kurzen gedanklichen Ausflug in vergangene Zeiten und erinnert mich an den typischen Sound diverser US-Teenager-Komödien. Mich hat dieser Song gepackt und bietet alles, was es braucht, um in Dauerschleife laut aufzudrehen.
Recommit ist der für mich stärkste Song des Albums. Jimmy Eat World schaffen mit diesem Titel Gänsehaut, in Tränen ausbrechen und Träumen wollen zur gleichen Zeit. Die Hin – und Hergerissenheit scheint durch Jim Adkins Gesang und passendem Riff zum Greifen nah.
Mit ein bisschen mehr als sechs Minuten ist Congratulations nicht nur der längste Track, sondern bildet auch den starken Abschluss des Albums. Jimmy Eat World meinten selbst zum Song: Wir wussten, dass es etwas sein würde, was die Leute hören und denken würden: „Das ist irgendwie seltsam.“ Ja, genau so ging es mir – Congratulations zu so viel Power und Unruhe. Seltsam steht hier also für „unerwartet aber echt gut.“
Fazit: Jimmy Eat World erzählen uns vom (Über)Leben und stellen sich in ihren Songs den wirklich wichtigen Fragen. Erwachsen und dennoch ursprünglich – nachdenklich und kritisch, ohne dabei textlich in unnötige Klischees abzurutschen. Von mir gibt es dafür 7/10 Punkte.
Line Up
Jim Adkins – Gesang, Gitarre
Tom Linton – Gitarre, Gesang
Rick Burch – Bass
Zach Lind – Schlagzeug
Tracklist
1 Surviving
2 Criminal Energy
3 Delivery
4 555
5 One Mil
6 All The Way (Stay)
7 Diamond
8 Love Never
9 Recommit
10 Congratulations
Links:
Webseite Jimmy Eat World
Facebook
Gastautor: Maria