Jethro Tull – RökFlöte – Album Review
Jethro Tull – RökFlöte
Herkunft: UK
Release: 21.04.2023
Label: InsideOut Music / Sony Music
Dauer: 48:15
Genre: Progressive Rock
Für die neueste Veröffentlichung aus dem Hause Jethro Tull geht Ian Anderson weit in seine eigene Vergangenheit zurück. Und noch darüber hinaus, denn für RökFlöte hat Mr.Anderson überaus umfangreiche Recherchen betrieben und betrachtet mit seinem Folk Progressive Rock nordische Mythologien und seine Naturverbundenheit mal von einer anderen Seite.
Wie weit es zurück geht, sieht der geneigte Hörer unter anderem auch am Artwork, das im Stil einer Höhlenmalerei gehalten ist. Und wie es seine Detailverliebtheit vorgibt, geht es weiter über den Albumtitel, der mehr oder weniger eine Verballhornung von Ragnarök, dem nordischen Äquivalent zur biblischen Apokalypse. Die Songs beschreiben die Gottheiten und deren Aufgabe in der polytheistischen nordischen Götterwelt und sind metrisch in Form mehrhebiger Trochäen oder Jamben gehalten, wie sie in der deutschen Sprache oft vorkommen und ein Bezug seitens Anderson zu den germanischen Wurzeln des Old Norse ist.
Jethro Tull begeben sich sich also auf die Pfade nordischer Mythologien und verquicken dabei autobiographische Anliegen der eigenen Herkunft mit eben jenen Folk Rock Elementen, wie sie in den 1970ern bei Songs From The Wood oder Heavy Horses schon zugegen waren. Die Besetzung hat sich seit The Zealot Gene nicht verändert, und natürlich ist die Querflöte ein zentrales Element auf RökFlöte. Die Songs versprühen vor allem in den Texten den nordischen Charakter.
Götter, Mythen und Rockmusik
Musikalisch bekommt der Hörer die Dosis Tull zu hören, die er erwartet. Wie beispielsweise in The Navigators, das ihr HIER hören könnt. Musikalisch geht Ian Anderson auf Nummer sicher. Um die bereits beschriebene Metrik einhalten zu können geht er oft zu Sprechgesang über, was zu seiner im Laufe der Jahre spröden Stimme gut passt. Stimmliche Unterstützung kommt auf RökFlöte zudem durch den Sprechgesang der isländischen Schauspielerin und Sängerin Unnur Birna, die einige altisländische Phrasen aus der Edda zitiert.
Letzten Endes stellen Jethro Tull ihre Fans mit Rocksongs und dem ultimativen Heavy Metal Instrument zufrieden. Aber auch der typische Anderson-Humor und sein konzeptionelles Nitpicking kommen auf RökFlöte keineswegs zu kurz.
Fazit
Auch nach über fünf Jahrzehnten stellen Jethro Tull ihre Hörerschaft mit markigen, komplexen Rocksongs, intelligenten Texten und der charakteristischen Querflöte zufrieden. RökFlöte ist ein Konzeptwerk ohne große musikalische Überraschungen, aber mit viel Futter für Fans nordischer Mythologien. 8 / 10
Line Up
Ian Anderson – Gesang, Flöte
David Goodier – Bass
John O’Hara – Piano, Keyboard, Akkordion
Scott Hammond – Schlagzeug
Joe Parrish-James – Gitarren, Mandoline
Tracklist
01. Voluspo
02. Ginnungagap
03. Allfather
04. The Feathered Consort
05. Hammer On Hammer
06. Wolf Unchained
07. The Perfect One
08. Trickster (And The Mistletoe)
09. Cornucopia
10. The Navigators
11. Guardian’s Watch
12. Ithavoll
Links
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Webseite Jethro Tull
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