IQ / Thomas „t“ Thielen – 25.01.2020, Turbinenhalle II, Oberhausen – Live Review
IQ – Resistance Tour
Special Guest: Thomas „t“ Thielen
Veranstaltung: Turbinenhalle II, Oberhausen
Herkunft: UK, Deutschland
Ticket: ca. 31 €
Genre: Progressive Rock
Die Turbinenhalle in Oberhausen, eine ehemals industriell genutze Halle, ist eine bekannte Location für Rockacts, zentral in einem Industriegebiet gelegen und schnell zu erreichen. Hinter der großen Halle I liegt die Halle II, die an dem Abend bis zu 1000 Gästen Platz bot und von der Beschaffenheit und Größe perfekt für eine Band wie IQ ist.
Normalerweise treten IQ ohne Support auf, doch an jenem Abend hatte Thomas ‚t‘ Thielen die Ehre und Gelegenheit, in einem sowohl von der Instrumentierung als auch in der Länge reduziertem Set einen Überblick über sein Schaffen zu geben. Er spielte dabei Auszüge aus seinem aktuellen Album Solipsystemology sowie aus dem älteren Album Voices. Er erwies sich dabei als großartiger Entertainer und Musiker, der die im Original reichhaltig arrangierten Stücke nur mit Keyboard, Gesang und Unterstützung durch das Publikum sehr überzeugend darbot. Im Anschluss gab er ein Medley aus älteren Stücken von Genesis, Marillion sowie David Bowie zum Besten. Zum Schluss des leider sehr kurzen Sets betrat sein Kollege Dominik Hüttermann die Bühne, mit dem er ein Stück aus dem gemeinsamen Projekt Clouds Can spielte. Ein toller Einstieg in den Abend, mir hat sein Auftritt sehr viel Spaß bereitet.
Nach einer kurzen Pause betraten IQ die Bühne, in der Besetzung, wie seit dem 2014er Album The Road of Bones besteht, mit Mike Holmes an der Gitarre, Peter Nicholls als Sänger am Mikrophon, Tim Esau an der Bassgitarre, Neil Durant an den Keyboards sowie Paul Cook am Schlagzeug. Die Band startete mit dem recht kurzen Alampandria vom aktuellen Resistance, gefogt von Sacred Sound vom 2004er Album Dark Matter. Ein Stück, das seine Live Qualitäten schon oft unter Beweis stellen konnte, und auch an diesem Abend einen tollen Einstieg bot. Die gesamte Tour wie auch dieser Abend stand im Zeichen des aktuellen Album Resistance, daher kamen die meisten Stücke von diesem, wie auch das folgende Shallow Bay. From The Outside In (von The Road of Bones) sowie das aktuelle Stay Down zeigten sehr gut die cineastischen Qualitäten des aktuellen Albums sowie des von Stil her ähnlichen Vorgängers auf.
Das neue Material von IQ ist wirklich klasse, passt im Live Kontext sehr gut zu den alten Live Klassikern und werden mit einer geradezu Ehrfurcht erregenden Bühnenpräsenz der Band im Allgemeinen und vom Sänger Peter Nicholls im Speziellen dargeboten. Das Fanherz blieb dann erstmal stehen, als im Anschluss der Klassiker The Last Human Gateway vom 1983er Erstling Tales From The Lush Attic in voller Länge gespielt wurde. Absolut überzeugend, die im Original sehr neoproggig gehaltenen Keyboardsounds wurden hier sehr geschmackssicher von Neil Durant durch moderne Sounds ersetzt. Gerade im Vergleich mit den alten Stücken zeigt sich, wie gut Peter Nicholls noch bei Stimme ist und einen großen Teil dazu beiträgt, die Klassiker in neuem Licht betrachten zu können.
Danach folgten das für mich vor allem melodisch sehr überzeugende Frequency vom gleichnamigen 2009er Album, der Titeltrack von The Road Of Bones sowie das aktuelle A missile, das zumindest mir schon vor dem letztjährigem Albumrelease von einer der Christmas Bash Shows bekannt war, und auch natürlich auch an jenem Abend hervorragend passte und dargeboten wurde. Im Folgenden wurde dann wieder einer jener Klassiker im Schaffen von IQ gespielt, für den alleine sich schon der Eintritt gelohnt hätte, Further Away vom 1993er Album Ever. Einfach toll dargeboten, mit allem was den Longtrack so einzigartig macht, inklusive dem jederzeit herzzerreißend gutem Gitarrenspiel von Mike Holmes. Damit schloss die Band das reguläre Set, betrat die Bühne allerdings natürlich erneut um ein paar Zugaben darzubieten.
Die erste Zugabe war Ten Million Demons von der Bonus CD des The Road Of Bones Album, bei dem ich nie so richtig verstanden habe, warum es nicht direkt als Doppelalbum (wie eben Resistance) angeboten wurde, die Songs auf der Bonus CD fallen gegenüber dem regulären Album in keinster Weise ab, und dieser Titel ist einer von sechs Beweisen dafür. Als zweite Zugabe spielten IQ den Titeltrack vom 1997er Konzeptalbum Subterranea, sowie als letzte Zugabe den Klassiker The Wake vom gleichnamigen 1985er Zweitalbum, der vor allem live sehr überzeugt, und das schon seit über 30 Jahren. Ich hatte einen tollen Abend, die Band war super aufgelegt, hat einen breiten Querschnitt durch ihr Schaffen geboten, es blieben nur drei Alben unberücksichtigt (namentlich die beiden 1980er Jahre Alben mit Paul Menel als Sänger sowie das 2000er The Seventh House), es wurden sowohl tolle Bandklassiker gespielt als auch die Livequalitäten der beiden aktuellen Alben bewiesen. So manchem Besucher hat die Akustik in der Turbinenhalle nicht geschmeckt, ich persönlich hatte an dieser nicht allzuviel auszusetzen. Und zu guter Letzt hat mir am Merch die Vinylneuauflage des Weihnachtsalbums „Tales from a Dark Christmas“ noch die sprichtwörtliche Kirsche oben drauf gesetzt. Wer die Gelegenheit hat, IQ in diesem Jahr noch live sehen zu können, sollte diese unbedingt wahrnehmen. Das war große Klasse!
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