IQ – Nachgefragt bei Michael Holmes – Interview

Im Rahmen des IQ Konzertes am 25. Januar 2020 in der Turbinenhalle II in Oberhausen ergab sich die Gelegenheit, im Vorfeld backstage mit dem Gitarristen und Kopf der Band sowie dem Mitinhaber des GEP Labels, Michael Holmes, ein paar Fragen unter anderem zum aktuellen Album „Resistance“ sowie der laufenden Tour zu stellen.


Ingo: Hi Mike, danke dass ich die Gelegenheit habe, dir ein paar Fragen stellen zu dürfen. Gestern seid ihr im ausverkauften Coloss-Saal in Aschaffenburg aufgetreten. Wie war es, hat euch der Auftritt gefallen?
Michael Holmes: Oh ja, es war großartig. Das Publikum dort ist immer toll, die Örtlichkeit ist phantastisch, wir spielen dort sehr oft und sehr gerne.

Ingo: Ihr spielt nun zum ersten Mal in der Turbinenhalle hier in Oberhausen. Aus welchem Grund habt ihr genau diese Örtlichkeit ausgesucht?
Michael Holmes: Wir spielen sehr gerne in dieser Gegend, zuletzt in der Zeche in Bochum, für dieses Mal haben wir die Turbinenhalle ausgesucht. Diese Location hier ist ein wenig größer als das, was wir normalerweise gewohnt sind.

Ingo: Zuletzt hatte ich euch in der Boerderij in Zoetermeer gesehen…
Michael Holmes: Ja, das sind alte Freunde von mir, wir kennen uns schon sehr lange, wir kennen den Großteil der Angestellten dort schon sehr lange. Für uns die Menschen dort wie eine große Familie. Es ist in der Liste der „Top 10 Venues“ des britischen „Prog Magazine“, das finde ich fantastisch.

Ingo: Lass uns über eurer aktuelles Album Resistance reden. Ich mag es wirklich sehr, es klingt für mich kompakter  und symphonischer als The Road Of Bones. Wie war für euch die Erschaffung von Resistance, war es anders, und wenn ja, inwiefern?
Michael Holmes: Für mich ist Resistance ein logische Weiterentwicklung von The Road Of Bones. Zu der Zeit habe ich damals sehr viele Filme und Thriller aus Skandinavien geschaut, und das hat, zumindest mich, in der Art und Weise wie die Musik entstanden ist, massiv beeinflusst. Die Herangehensweise ist bei Resistance sogar noch ausgeprägter. Es klingt für mich sehr wie ein Film.

Ingo: Das möchte ich für mich so bestätigen. Resistance ist in meinen Ohren ein sehr cineastisches Album geworden.
Michael Holmes: Das ist das Gute am Progressive Rock und die Idee dahinter. Du bist an keine Einschränkungen gebunden und kannst dir die Zeit und den Raum nehmen, eine Geschichte ausführlich zu erzählen. Dieses war auch die Idee dahinter, ein Doppelalbum zu erstellen.

Ingo: War das früher anders?
Michael Holmes: Ja, war es. Wir hatten früher viel Ausschuss, und mit The Road of Bones hatten wir beschlossen, Stücke dir wir nicht auf dem Album unterbringen konnten, auf die Bonus CD auszulagern. So hatten wir das bei Resistance ursprünglich auch vor, haben uns dann letztendlich dazu entschlossen, es als Doppelalbum herauszubringen. Es passte halt alles so gut zusammen.

Ingo: Ich persönlich empfand The Road Of Bones auch schon als Doppelalbum.
Michael Holmes: Bei The Road Of Bones hängen die Stücke des eigentlichen Albums viel stärker zusammen, während die Stücke der Bonus CD als solche einzeln wirken.

Ingo: Also ist es eher mit eurem ersten Doppelalbum Subterranea vergleichbar, mit dem Unterschied, dass dieses ein Konzeptalbum ist?
Michael Holmes: Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Wir fangen mit jedem Album neu an und möchten auf keine Ideen von früher aufbauen.

Ingo: Haben sich die Schreibprozesse verändert, seit Martin Orford die Band verlassen hat?
Michael Holmes: Ja, haben sie. Früher haben Martin und ich das Songwriting unter uns aufgeteilt, und nachdem er die Band verlassen hat, bin ich mehr oder weniger dafür zuständig. Ich nehme Sachen zuhause als Demo auf, spiele sie den anderen vor, und dann wird entschieden, ob und an welchen Sachen weitergearbeitet wird.

Ingo: Das Album Artwork wird ja schon seit einiger Zeit von Tony Lythgoe erstellt. Früher wurde das ja von Peter erstellt. Ist er immer noch daran beteiligt?
Michael Holmes: Pete arbeitet sehr eng mit Tony Lythgoe zusammen, im kleineren Rahmen mache ich das auch, dann allerdings eher als Vertreter der Plattenfirma. Wir schicken Tony Demos von den Sachen, an denen wir arbeiten, damit er ein Gefühl für die Musik bekommt und sich von dieser inspirieren lässt.

Ingo: Gefällt euch das Artwork von Tony besser als die Sachen von Peter, oder würdet ihr es begrüßen, wenn er in der Hinsicht wieder aktiver wird?
Michael Holmes: Ich würde es begrüßen, es ist allerdings eine Sache des Zeitrahmens, die ihm zur Verfügung steht. Pete hatte ja das Artwork zu unserem Weihnachtsalbum Tales from the Dark Christmas erstellt, und das war wirklich toll.

Ingo: Ich mag das Album wirklich sehr, es ist ein bisschen schade, dass es so rar ist und man es kaum bekommen kann.
Michael Holmes: Es war ursprünglich als Geschenk, als Dankeschön für die Fans im Rahmen des 25. Geburtstags unserer Christmas Bash Gigs gedacht, als Wertschätzung dafür, dass wir schon so lange dabei sein dürfen und zu zeigen, dass wir ohne sie nicht existieren würden, und sollte eigentlich nicht über die  Länge einer Single hinausgehen. Nun, irgendwie hat es dann doch diesen Rahmen gesprengt.

Ingo: Nächstes Jahr feiert IQ seinen 40. Geburtstag. Kannst du schon sagen, ob und was ihr konkret geplant habt?
Michael Holmes: Wir haben einiges in der Planung. Zum einen werden wir in der Bury in UK im Februar zwei Geburtstags-Gigs abhalten, normalerweise spielen wir einmal im Jahr dort. Dann möchten wir die CDs, die wir im Laufe der Jahre selbst als Band im Rahmen der „Archive“ Serie veröffentlicht haben oder als Giveaways für Fans auf Konzerten verteilt haben, als eine Art Collection wiederveröffentlichen, mit 10 oder 12 CDs. Ein Freund von uns erstellt gerade eine Biographie von IQ, und wir möchten das ganze gerne als Komplettpaket zu unserem Geburtstag veröffentlichen. Es wird eine wirklich schöne Sache werden, mit vielen Bildern von Memorabilien aus den frühen Tagen der Band, wie alten Tickets, Poster und so weiter.

Ingo: Plant ihr in diesem Zusammenhang die alten Tapes neu aufzunehmen?
Michael Holmes: Dazu kann ich nichts sagen. Sag niemals nie…

Ingo: Wie sieht es mit Vinyls in GEP aus, ist es mehr oder weniger eine Sache des Business oder liebt ihr Vinyl?
Michael Holmes: Oh, wir lieben Vinyl. Das Artwork und die ganze Aufmachung wirkt in dieser Größe richtig, und farbiges Vinyl ist immer gut.

Ingo: Oft passt die Farbe der Platte zum Artwork, wie z.B. das Rot beim „Resistance“ Album, oder die blauen Vinyls beim Southern Empire Album.

Michael Holmes: Wie du sicher weißt, verkauft sich Vinyl aktuell wirklich gut. Bei The Road Of Bones hat es noch eine Weile gedauert, bis die 1000 aufgelegten Exemplare verkauft waren. Bei Resistance ging das viel schneller, und wir haben einige Farben aufgelegt. Die Leute lieben einfach farbiges Vinyl, es ist wirklich schön anzuschauen. Und das gute an Vinyl, oder auch an CDs generell ist, dass man etwas physisch in der Hand hat anstatt die Musik einfach nur zu streamen. Viele Fans von Progressive Rock Bands sehen das ähnlich und kaufen gerne etwas, was sie auch in der Hand halten können.

Ingo: Die Fans mögen Mediabooks und Boxsets mit Büchern und Extras, und sind gerne bereit dafür auch etwas mehr Geld zu bezahlen.
Michael Holmes: Ja, absolut. Aber ich bin auch kein Freund davon, solche Dinge preislich zu hoch zu bemessen. Ich bin mein ganzes Leben lang Fan gewesen und möchte nicht, dass die Leute den Eindruck bekommen, dass sie abgezockt werden. Der Preis sollte angemessen sein, er sollte Spielraum ermöglichen und die Möglichkeit schaffen, an neuen Sachen zu arbeiten. Aber er sollte keine Leute abschrecken.

Ingo: Vielleicht ist das einer der Vorteile, seine eigene Plattenfirma zu haben.
Michael Holmes: Ja, auf jeden Fall. Das ermöglicht uns die Dinge so zu gestalten, wie wir sie gerne hätten. Ursprünglich wurde GEP gegründet, um das Album Ever zu ermöglichen. Danach dachten wir uns, dass es toll wäre, so etwas auch für andere Bands zu ermöglichen. Die Idee hinter GEP ist, Bands und Künstler zu unterstützen, die wir selbst toll finden und für unterstützenswert halten.

Ingo: Wie sieht es mit weiteren Nebenprojekten aus. Du hattest den Soundtrack zum Film Subterranea erstellt.
Michael Holmes: Bislang ist noch niemand auf mich zugekommen, und das ist auch in Ordnung für mich. Der Soundtrack war wirklich viel Arbeit, mehr als man in ein Album hineinstecken würde, und als Autor des Soundtracks gibst du die Kontrolle zumindest teilweise an den Regisseur des Films ab, während bei einem reinen Musikprojekt die Kontrolle vollständig bei dir verbleibt.

Ingo: Und dann gibt es noch The Lens. Mir sagen die beiden Alben sehr zu, ich mag Ambient.
Michael Holmes: Nun, aktuell arbeite ich an einem neuen The Lens Album, das sollte im Laufe des Jahres herauskommen. Hier habe ich die Möglichkeit an Sachen zu arbeiten, die nicht zu IQ passen. Ich habe ja früher als Techno und House DJ gearbeitet, und mein Ziel ist es hier Progressive Rock mit Elementen von Dance Musik zu verbinden.

Ingo: So wie du deine musikalischen Vorstellungen in verschiedenen Projekten ausdrückst, gefällt mir sehr.
Michael Holmes: Es ist so, wie es auch schon bei er Erstellung von Resistance war. Du wirst einfach von allen Dingen, die um dich herum passieren und von verschiedenen Musikrichtungen beeinflusst. Das ganze fließt natürlich in das Gesamtergebnis ein.

Ingo: Normalerweise spielt ihr ja ohne Support. Heute werdet ihr von Thomas Thielen unterstützt. Werdet ihr jetzt häufiger mit Supports zusammenarbeiten?
Michael Holmes: Das wird eher eine einmalige Angelegenheit bleiben. Wir haben in der Vergangenheit oft technische Probleme gehabt, wenn wir mit Supportbands zusammengearbeitet haben. Da gibt es oft beim Wechsel Probleme, und man muss dann damit leben, vor allem auch auf Festivals.

Ingo: Eine letzte Frage noch. Denkt ihr nach 40 Jahren IQ darüber nach, euch zurückzuziehen und aufzuhören?
Michael Holmes: Das ist eine schwierige Frage. Wir lieben das, was wir tun, und die Fans lieben uns auch dafür. Falls eines oder beides sich ändern sollte, oder wir aus welchen Gründen auch immer unter unseren Standards arbeiten, wird man sehen, was zu tun ist.

Ingo: Michael, ich danke dir für deine Zeit und für die Beantwortung meiner Fragen.


Bearbeitungsvermerk: Es handelt sich nicht um eine wortgetreue Wiedergabe. Die Antworten wurden sinngemäß dem Lesefluss angepasst.

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