Impure Wilhelmina – Antidote – Album Review

Impure Wilhelmina – Antidote
Herkunft:
Schweiz
Release:
21.05.2021
Label: Season of Mist
Dauer:
52:45
Genre:
Post Metal / New Wave / Rock


Impure Wilhelmina-Band
Foto Credit: Mehdi Benkler

Seit 25 Jahren loten Impure Wilhelmina die Grenzen der Musik aus. Irgendwo zwischen Post Metal, Hardcore, New Wave und Rock ist auch das siebte Studioalbum der Schweizer angesiedelt, deren Besetzungskarussell sich bereits des öfteren gedreht hat.

Antidote ist einerseits ein Produkt der Corona-Pandemie, andererseits hat die Schweizer Band darauf bewusst versucht, ihre Komfortzone zu verlassen. Dabei lag auch ein gewisser Druck auf der Combo, denn der Vorgänger Radiation wurde von der Presse und den Fans sehr positiv aufgenommen und hat den Schweizern so einige Türen geöffnet. Somit bleibt also die Frage, ob Antidote den hohen Erwartungen gerecht wird.

Geduld wird belohnt

Das Album ist druckvoll produziert und glasklar abgemischt, Produzent und Tontechniker Yvan Bing hat hier ganze Arbeit geleistet. Die Musik selbst ist nichts für Leute mit kurzem Geduldsfaden, denn der Opener Solitude knackt bereits die 6-Minuten-Marke. Sänger Michael Schindl trägt die melancholisch-nachdenklichen Texte wie gewohnt sehr emotional vor und nutzt seine Stimme praktisch als weiteres Instrument, welches die Musik eher ergänzt, anstatt sie zu überstrahlen.

Während der Opener recht Post Metal-lastig ausgefallen ist, schlägt Midlife Hollow eher in die rockige Kerbe. Der Sound der Schweizer ist eindeutig darauf ausgelegt, sich damit intensiv zu beschäftigen. Nebenher hören lässt sich diese Musik eher nicht, am ehesten ist die Scheibe eine Art Anti-Party-Album, welches zum Sinnieren und Eintauchen in weitläufige Klangwelten konzipiert ist. Impure Wilhelmina wurden übrigens 2019 mit dem Award für zeitgenössische Musik ihrer Heimatstadt Genf ausgezeichnet und man hört ganz klar heraus, wie sie zu dieser Ehre kamen.

Spielerische Vertracktheit

Trotz ihrem Hang zu düsteren Melodien und schwermütigen Stimmungen schafft es die Band, keine Sekunde lang zu bemüht oder zu verkopft zu klingen. Ein gutes Beispiel dafür ist das schleppende Lied Gravel mit seinem Mix aus vertrackten Hooklines und einem wunderschönen Refrain, der die schweren Seiten des Lebens beklagt. Du kannst das Video dazu HIER finden.

Mit Dismantling beweisen die Schweizer außerdem, dass sie härtere, Doom-lastige Klänge gekonnt mit New Wave, Blastbeats und Screams kombinieren können. Die Nummer ist eines der Highlights der Scheibe, zu der auch ein Lyric-Video produziert wurde. Wir empfehlen dir reinzuhören, und zwar HIER.

Ein Wechselbad düsterer Gefühle

Generell spielt die Band sehr gerne mit Emotionen. Die Reihenfolge der Songs ist ein Wechselspiel aus ruhiger Melancholie, stampfend-vertrackter Wut und harscher Raserei. Egal ob die Band es wie in Jasmines gemächlich angeht oder direkt los startet wie in Vicious, kein Song ist wie der andere und keine Passage wiederholt sich.

Nach dem kurzen Akustik-Intermezzo, nach welchem das Album benannt ist, entlassen uns Impure Wilhelmina dann mit einer 7-minütigen Nummer wieder in die reale Welt. Everything Is Vain fasst die meisten Aspekte dieser Band noch einmal relativ kompakt zusammen und ist dadurch ein gelungener Rausschmeißer.


Fazit
Antidote ist kein Sprint, sondern vielmehr ein Marathonlauf düsterer Stimmungen, der mit einem einzigartigen Klangbild aus unterschiedlichen Genres untermauert wird. Wenn Rock- und Metal-Musik eine Schokolade wäre, dann wären Impure Wilhelmina süßlich-herbe Zartbitter der höchsten Güteklasse. Für so viel Kreativität und authentisch wirkende Emotionalität gibt es 9 / 10.

Line Up
Michael Schindl – Gesang, Gitarre
Diogo Almeida – Gitarre
Sébastien Dutruel – Bass
Mario Togni – Schlagzeug

Tracklist
01. Solitude
02. Midlife Hollow
03. Gravel
04. Dismantling
05. Jasmines
06. Vicious
07. Torrent
08. Unpredicted Sky
09. Antidote
10. Everything Is Vain

Links
Facebook Impure Wilhelmina
Bandcamp Impure Wilhelmina


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