Ihsahn – Telemark – Stärker denn je – EP Review
Ihsahn – Telemark (EP)
Herkunft: Norwegen
Release: 14. Februar 2020
Label: Candlelight Records
Dauer: 24:42
Genre: Experimental Extreme Metal / Dark Metal
Der Black Wizard aus Notodden enttäuscht nie. Seit dem Moment, als Vegard (aka Ihsahn) zum ersten Mal eine Gitarre in die Hände genommen hat, hat er gelernt, sich selbst musikalisch immer wieder neu erfinden. Ihr denkt vielleicht anders? Hört mal jedes Album, auf dem Vegard gespielt hat (zum Beispiel, die Werke von Thou Shalt Suffer, Emperor, Peccatum, Zyklon-B, Hardingrock, Ihsahn) und ihr findet keine einzige Veröffentlichung, die gleich klingt, als etwas schon früher von ihm gemachtes. Manchmal denke ich, Ihsahn ist die Verkörperung des Black Wizards aus dem berühmten Lied von Emperor, der irgendwo hoch in den Bergen in einem Turm sitzt und seine schwarze musikalische Kunst in einem riesigen Kessel zaubert.
Das neue Mini-Album Telemark, das heute via Candlelight auf die Welt kommt, erscheint circa zwei Jahren nach dem letzten Release des Meisters. Man kann es nur bewundern, wie Ihsahn es schafft, so produktiv zu sein (hey, der Mann ist auch schon seit Jahren auf Tour mit Emperor!), aber lassen wir das beiseite und reden wir ein bisschen über das neue Werk:
Leider kann ich diesmal das Produkt selbst, Polygraphie, Fotos etc. noch nicht rezensieren, weil uns nur ein Stream zur Verfügung steht. Die Analyse der Texte fällt auch aus, da Ihsahn diesmal zum ersten Mal auf norwegisch singt und die Lyriks noch nicht veröffentlicht wurden. Sehr Schade muss ich sagen! Die Texte können ein gutes Lied ruinieren oder ein schlechtes Lied viel besser machen. Die Sprache konzipiert die Welt rund um uns, hilft, die Emotionen zu transferieren und schafft die sogenannten ‚Bilder im Kopf‘. Also, uns bleibt dieses Mal vorerst nur der Ton.
Die EP bietet ganze 24 Minuten Musik. Drei neue Lieder und zwei spannende Covers, nämlich Rock-n-Roll is Dead von Lenny Kravitz und Wrathchild von Iron Maiden, schaffen es auf die Platte. Diese Mischung bietet den HörerInnen viel Drama, echt fette Produktion und die Begleitung von dem im Metal sehr berühmten Sax Offender Jorgen Munkeby von Shining auf Saxophon – in JEDEM LIED!!! Geiler geht es nicht, Leute! Das von mir mit Jorgen vor kurzem geführte Interview finet ihr übrigens HIER
Eröffnet wird das musikalische Werk mit Stridig – dem Lied, das als Leitmotiv der ganzen Persona von Ihsahn dienen kann. Aus dem norwegischen übersetzt bedeutet der Titel ‚verfassungswidrig‘ – präziser kann man Vegard doch gar nicht beschreiben! Wie erwähnt, kann ich nur ahnen, worum es im Lied geht, aber das Stück scheint wirklich voll mit Drama zu sein. Stridig marschiert los sehr sicher und spannt bedrohlich den Tempo-Bogen und die Atmosphäre gleich von Anfang an. Um den Gefühle-Overkill zu vermeiden, mischt Ihsahn in der Mitte eine leise, ruhige Sektion ein, die nach der Pause wieder den Weg dem rollenden Donner gibt. Das Ganze hört sich an wie ein Bergfluss, der sich wild über die Steine der Berge eilt und unten im Tal ruhiger wird, um zu rasten und sich wieder dem Kampf mit den Bergen widmen. Gleichzeitig ist das Lied sehr eingängig muss ich erwähnen – seid für einen Ohrwurm bereit!
Nord folgt weiter mit mehr oder weniger gleicher Liedstruktur und mit noch deutlichem Marsch-Tempo, das bei den Refrains dank Keyboards und Chor ruhiger und melodischer wird. Das Lied bremst leicht in der Mitte und ein wunderschönes Gitarrensolo befüllt den Raum mit Romantik. Es fühlt sich so an, als ob der Meister uns die Vielfältigkeit der nordischen Landschaften zeigt: manchmal wild und feindlich, manchmal ruhig und bezaubern schön. Schnee… Kälte… Berge… Ein paar Hütten im Tal… Lichter… Gemütliches Kaminfeuer… Wärme… Schnee… Kälte… Berge…
Das letzte der drei neuen Stücke ist Telemark – so heißt auch die EP, so heißt auch die Heimat von Vegard. Im leichten, tanzenden Tempo fließt das Lied ins Ohr; das erste Riff kling mir sogar irgendwie Folk-mäßig, ich stelle mir vor ein norwegisches Volksfest auf den Wiesen des Telemarks… Drei Minuten des Liedes und Ihsahn wacht auf und erinnert sich an seine Black-Metal Wurzeln. Aggressiv und aufrichtig fliegt die Musik, die Stimme schneidet die Landschaft in Stücke. Die Spannung steigt enorm je näher ans Ende wir uns bewegen! ‚AAAHHHHHHHHHHH!!!!! TEEELEEEMAAAAAAAAAAAARRRRKKK!!!!‘ hören wir als letzter Schrei, als Donner, der das Land überwältigt und…. Es wird still nach ein paar letzten Akkorden.
Unglaublich stark und voll mit Drama, die drei Lieder schaffen eine Trichter-Impression: wir starten ganz breit mit einem Konzept von etwas ‚Verfassungswidrigem‘, das im zweiten Lied sich als Norden herauskristallisiert und was am Ende einen starken Fokus auf die Telemark Region und die Gefühle rund um sie legt. Ich hoffe, meine bestellte EP kommt schnell – ich kann es kaum erwarten, die Texte zu lesen!
Als letzte Grüße bekommen die HörerInnen Rock-n-Roll is Dead von Lenny Kravitz und Wrathchild der Lieblingsband von Ihsahn – Iron Maiden. Unglaublich wie organisch die beiden Lieder in die EP passen – wenn diese SOngs nicht auf Englisch wären, hätte man wenig Inkonsistenzen bemerkt. Ich sehe gerade die Hände des Meisters, die im Turm im Norden die Musikmagie im schwarzen Kessel zaubern.
Fazit:
Alles in einem, ein unglaubliches Werk meines Lieblingsmusikers aller Zeiten! Bezaubern schön, manchmal romantisch, hier und da aggressiv, voll mit Drama, eingängig und meisterhaft produziert. Wie erwähnt, kann ich leider das Werk vollständig nicht beurteilen, aber von dem, was ich schon in der Zwischenzeit mehrmals gehört habe, kann ich nur sagen: Leute, geht online und schnappt euch die CD, solange die alle noch verfügbar sind. 11 aus 10 gebe ich locker! Ah so, das darf man doch nicht und so mache ich eine glatte 10/10 und ich bin aufs volle Album mega-gespannt!
Tracklist:
1. Stridig
2. Nord
3. Telemark
4. Rock and Roll is Dead (Lenny Kravitz)
5. Wratchild (Iron Maiden)
Links:
Webseite Ihsahn
Facebook Ihsahn